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Aktuelles zu dem Herbizid-Wirkstoff

Jetzt wirds eng für Flufenacet

Der Wirkstoff Flufenacet ist wichtiger Bestandteil von zahlreichen Herbiziden wie „Herold SC“, „Cadou SC“, „Malibu“, „Battle Delta“, „Pontos“ und vielen weiteren. Nun stehen die Aufbrauchfristen durch die EU-Kommission fest.

von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 26.05.2025
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Die EU-Kommission hat nun in der Durchführungsverordnung (EU) 2025/910 vom 20. Mai 2025 zur Nichterneuerung der Genehmigung für den Wirkstoff Flufenacet festgelegt, dass die Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Flufenacet bis spätestens 10. Dezember 2025 aufgehoben werden müssen und die Aufbrauchsfrist spätestens am 10. Dezember 2026 enden muss. In Deutschland entscheidet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit über die Fristen.

Flufenacet ist auf vielen – insbesondere tonigen – Standorten ein wesentlicher Baustein in der Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz im Wintergetreide. Sollten in Deutschland nur kürzere Fristen gewährt werden, würde das mutmaßlich zu einer starken Zunahme der Ungräser führen, verbunden mit deutlich höheren Wirkstoffmengen im Herbizidbereich. Grund hierfür ist, dass bei alternativen Herbiziden wie zum Beispiel Stomp Aqua (Wirkstoff: „Pendimethalin“) oder Boxer (Wirkstoff: „Prosulfocarb“) deutlich höhere Wirkstoffmengen pro Hektar ausgebracht werden und in Bezug auf Ackerfuchsschwanz schwächere Wirkungsgrade erzielt werden.

Neue Bodenwirkstoffe sind in den nächsten Jahren von mehreren Firmen zumindest im Weizen zu erwarten. Bezüglich Wirkungsgrad und Kulturverträglichkeit wird es sich noch zeigen müssen, ob sie Flufenacet vollständig ersetzen können. Bis zur Zulassung der neuen Wirkstoffe wäre es sehr wichtig, dass Flufenacet möglichst noch zur Verfügung steht.

Kritikpunkte an Flufenacet und Alternativen

Als wesentliche Kritikpunkte von Flufenacet wird die Eigenschaft als endokriner Disruptor (Stoff, der in geringen Mengen durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit schädigen kann) in Bezug auf die Schilddrüsen-Modalität genannt. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Trifluoressigsäure (TFA), welche ein Abbauprodukt (Metabolit) von Flufenacet ist. TFA gilt als „Ewigkeitschemikalie“, weil sie in der Umwelt praktisch nicht mehr abbaubar ist und im Verdacht steht, negative Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit zu haben. Zusätzlich zu Pflanzenschutzmitteln sind Arzneimittel und Kältemittel wesentliche Quellen von TFA in Gewässern. Diese Bewertungen zeigen, dass Flufenacet sicherlich kein perfekter Wirkstoff war. Ob es jedoch ganz ohne Flufenacet leichter wird, einen möglichst umweltverträglichen Ackerbau zu betreiben, bleibt offen. In jedem Fall werden pflanzenbauliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz an Bedeutung gewinnen. Deshalb gilt es, integrierte Maßnahmen stärker miteinzubeziehen und ein falsches Saatbett, spätere Aussaat, eventuell auch mit Hybridgerste oder Wechselgerste (zum Beispiel Sorte „Leandra“) und je nach Standort auch eine Auflockerung von Fruchtfolgen aus Wintergetreide und -raps durch Mais, Leguminosen oder Kleegras in Erwägung zu ziehen.

Aktueller Stand zum Herbizid Elipris

In Bezug auf das flufenacethaltige Herbizid Elipris hat das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht einer Beschwerde der Herstellerfirma stattgegeben. Elipris darf in Deutschland wieder verkauft und angewendet werden. Auch wenn die Deutsche Umwelthilfe nun vor Gericht eine Niederlage erlitten hat, möchte sie ihre Anliegen vor dem Bundesverwaltungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof weiterverfolgen. Elipris enthält lediglich 240 Gramm pro Liter Flufenacet und die Aufwandmenge beträgt maximal 0,5 Liter pro Hektar, damit werden lediglich 120 Gramm Flufenacet pro Hektar ausgebracht. Im Vergleich dazu enthält Herold SC 400 Gramm pro Liter Flufenacet und wird mit bis zu 0,6 Liter pro Hektar ausgebracht. Dadurch können durch Herold SC bis zu 240 Gramm Flufenacet auf einen Hektar gelangen und damit exakt die doppelte Menge wie durch Elipris. Warum sich die Deutsche Umwelthilfe auf ein schwach dosiertes Mittel wie Elipris eingeschossen hat, bleibt fraglich.

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