EU-Agrarverbände sehen Lebensmittel-Produktion bedroht
Der jüngste Anstieg der Energiepreise, insbesondere für Erdgas und Strom, bedroht die Stabilität der Produktion in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Einige Betriebe müssen bereits über die Produktionseinstellung nachdenken. EU-Branchenverbände schlagen Alarm.
- Veröffentlicht am

In einer gemeinsamen Erklärung warnen die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), der Dachverband der europäischen Ernährungsindustrie (FoodDrinkEurope) sowie die Organisation „Primary Food Processors“ (PFP) davor, die Fähigkeit zu verlieren, wichtige Agrarrohstoffe, Lebensmittelzutaten und -erzeugnisse sowie Futtermittelausgangstoffe in hinreichender Menge zu liefern.
Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V., hatte bereits im Juli in einem Schreiben an die Bundesnetzagentur (BNA) und das hiesige Agrarministerium die Bedeutung der Geflügelbranche für die vorrangige Versorgung mit Gas betont.
Belastungsgrenze für Landwirte erreicht
Wie COPA-Präsidentin Christiane Lambert am 12. September 2022 bei einer Pressekonferenz der beiden Dachverbände feststellte, stehen viele Landwirte mittlerweile ökonomisch betrachtet mit dem Rücken zur Wand. Immer mehr Unternehmen in der EU-Agrar- und Ernährungswirtschaft hätten Schwierigkeiten, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten, berichten die Dachverbände. Einige Betriebe stünden inzwischen vor der Wahl, die Produktion einzustellen, Personal zu entlassen oder das Geschäft gänzlich aufzugeben, so die Verbände.
COGECA-Präsident Ramon Armengol unterstrich, dass das Hauptproblem die höheren Produktionskosten seien. Dies habe in den meisten Betrieben zu einem drastisch gesunkenen Cash-Flow geführt. Dadurch habe sich der Finanzierungsbedarf für notwendige Investitionen oftmals verdoppelt. Hinzu käme der wieder höhere Zinssatz für Fremdkapital, erklärte der Spanier. Ein weiteres großes Problem sei das zunehmende Auftreten von Tierseuchen wie der Vogelgrippe oder der Afrikanischen Schweinepest (ASP).
Agrarbranche muss Priorität haben
Unterstrichen wird von ihnen, dass sie die Mitteilung „Save Gas for a Safe Win“ der EU-Kommission, in der die entscheidende Bedeutung der europäischen Lebensmittelkette und die Notwendigkeit einer sicheren Gasversorgung zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung hervorgehoben werde, ausdrücklich unterstützten.
Außerdem müsse die EU die Gasrationierungspläne der Mitgliedstaaten intensiver überwachen, um sicherzustellen, dass diese dem Agrar- und Ernährungssektor Vorrang einräumten. Schließlich wird auf eine weitere Überarbeitung und Ausweitung des „Vorübergehenden Krisenrahmens“ gedrängt. COPA und COGECA sowie FoodDrinkEurope und PFP betonen ihre Bereitschaft, mit den europäischen Institutionen eng zusammenarbeiten, um eine stetige Versorgung mit hochwertigen und erschwinglichen Futter- und Lebensmitteln zu gewährleisten.