Projekt ZweiWert will Zweinutzungshühner bekannter machen
Zweinutzungshühner stehen im Fokus einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim. Studierende bewerteten sensorische Eigenschaften von Fleisch und Eiern positiv.
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Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Hohenheim in Stuttgart unter Leitung des Naturland-Verbandes Baden-Württemberg waren Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn aufgerufen, die sensorischen Eigenschaften von Fleisch und Eiern aus ökologischer Produktion zu beurteilen.
Dafür analysierten, verkosteten und bewerteten die Studierenden Aussehen, Geschmack und Geruch mehrerer Linien von Zweinutzungshühnern. Die Testenden stellten Unterschiede sowohl zwischen den verschiedenen Linien als auch zwischen den einzelnen Teilen – Brust, Schlegel, Flügel oder Sud – fest. Am Ende fielen die Studierenden ein positives Gesamturteil und kamen zu dem Ergebnis „Zweinutzungshühner schmecken besser!“. Alle Ergebnisse wurden in der Studie "Zweinutzungshuhn – wie schmeckt das?" zusammengefasst.
Zweinutzungshühner sind keine Hochleistungshühner
Zweinutzungshühner haben einen Vorteil gegenüber Rassen, die in der konventionellen Geflügelzucht eingesetzt werden: Sie liefern sowohl Fleisch als auch Eier. Öko-Verbände setzen deswegen verstärkt auf den Einsatz der Zweinutzungshühner in der ökologischen Geflügelhaltung. Doch ein großer Nachteil bleibt: „Die Leistung der Zweinutzungsrassen bleibt rund 20 Prozent unter den etablierten Lege- und Mastlinien. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder“, so der Projektkoordinator Prof. Dr. Kiefer.
Derzeit halten und vertreiben nur wenige Pionierbetriebe in Baden-Württemberg solche Tiere. „In Baden-Württemberg gibt es derzeit keinen Markt für Zweinutzungshühner“, beschreibt Dr. Beate Gebhardt vom AK BEST der Universität Hohenheim die aktuelle Situation. Abhilfe schaffen will hier das Projekt „ZweiWert“. Gemeinsam mit weiteren Partnern wollen der Naturland-Verband und die Universität Hohenheim ein regionales Netzwerk schaffen, um die Wertschöpfungskette „Zweinutzungshuhn“ in Baden-Württemberg aufzubauen.
Zweinutzungshühner unter Verbrauchern noch unbekannt
Denn die bestehenden Produktions- und Lieferstrukturen seien oft noch nicht ausreichend. Vielfach scheitere die Vermarktung an banalen Dingen, beschreibt Prof. Dr. Kiefer: „So können Zweinutzungshühner in gängigen Schlachtbetrieben oft nicht verarbeitet werden, weil die Schlachtlinien nicht auf ihre Größe ausgelegt sind.“ Ein weiteres Problem sei, dass für die meisten Verbraucher der Begriff ‚Zweinutzungshuhn‘ noch gar nicht geläufig sei, so Dr. Gebhardt.
Die Vermarktung von Zweinutzungshühnern steht noch vor großen Herausforderungen: „Da die Produkte noch wenig bekannt sind, ist eine effektive Kommunikation zu Werten wie Nachhaltigkeit und Tierwohl wichtig.“ Ein entscheidender Ansatz sei es also, das Produkt für die Konsumierenden erlebbar zu machen. Wer die Hintergründe kenne und Gelegenheit hatte, sich von der Qualität zu überzeugen, der wird bewusster einkaufen und auch höhere Preise akzeptieren, so die Erwartung der Projektbeteiligten.
Hintergrund: Projekt ZweiWert
Im Rahmen der Europäische Innovationspartnerschaften (EIP) fördern die Europäische Union (EU) und das Ministerium für Ernährung, ländliche Räume und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) das Projekt „Aufbau von Wertschöpfungsketten für Zweinutzungshühner in Baden-Württemberg“ (ZweiWert) von 01/2022 bis 12/2024.
Unter der Leitung des Naturland-Verbandes Baden-Württemberg e. V. befassen sich mehrere Fachgebiete der Universität Hohenheim sowie weitere Partner aus der landwirtschaftlichen Erzeugung und Vermarktung mit dem Aufbau einer Wertschöpfungskette zu Zweinutzungshühnern in Baden-Württemberg. Dabei möchten sie alle Stufen von der Züchtung bis zur Vermarktung im Dialog unterstützen, um so ein Angebot von Zweinutzungshühnern aus bäuerlicher Züchtung und Haltung mit sich daran anschließender regionaler Verarbeitung und Vermarktung zu schaffen.