
Schlupf im Stall für eine bessere Tiergesundheit?
Über 30 Teilnehmern wurden im Rahmen eines Farminars auf dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe mögliche Schlupfverfahren im Stall vorgestellt. Die Projektbeteiligten berichteten über erste Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt „Schlupf im Stall“.
von Projekt-Team „Schlupf im Stall“ erschienen am 29.05.2024Mitte Mai 2024 wurden einem interessierten Fachpublikum erste Erfahrungen des Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz „Schlupf im Stall“ auf dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) präsentiert. Bereits im sechsten Mastdurchgang werden auf dem Lehr- und Forschungsgut in einem Stall etwa 6.000 Bruteier auf Horden am 18. Bruttag in den vorab vorbereiteten Stall gelegt. Im Vergleich dazu werden in einem zweiten Stall, um drei Tage versetzt, die in der Brüterei geschlüpften Geschwister als Eintagsküken eingestallt.
Im Projektverbund mit der Stiftung Tierärztlichen Hochschule, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Universität Rostock und die Ludwig-Maximillians-Universität München werden derzeit deutschlandweit mehrere Masthühnerhalter bei der Durchführung des Schlupfs im Stall begleitet. Ziel ist es zu untersuchen, ob das alternative Verfahren im Vergleich zur Einstallung von Eintagsküken Vorteile in Hinblick auf die Tiergesundheit bietet. Beim Wissenstransfer wird das Projektkonsortium von FiBL Projekte GmbH und DLG e. V. unterstützt.
Gute Vorbereitung und ständige Kontrolle essenziell
Zentrales Thema des Farminars war die Bedeutung der Stallvorbereitung und Überwachung des Schlupfprozesses, der üblicherweise am 17. oder 18. Bruttag gelieferten Eier. Hervorgehoben wurde die Klimaüberwachung, vorzugsweise mit Eischalensensoren, über die der Schlupfvorgang via App kontinuierlich überwacht werden kann, um bei Abweichungen sofort reagieren und gegensteuern zu können. Aber auch die Kontrolle des gesamten Tierbestandes, die täglich mindestens viermal erfolgen sollte, hat sich zum Zeitpunkt der Hauptschlupfphase bewährt.
Ist die Schlupfphase vorbei, bedarf der tierschutzkonforme Umgang mit Eiern, aus denen keine Küken geschlüpft sind, Steckenbleibern und lebensschwachen Küken einer besonderen fachlichen Expertise und Ausstattung.
In der sich anschließenden Diskussion wurde u. a. herausgestellt, dass Haltern und Halterinnen bewusst sein muss, dass die Verantwortung für diese entscheidende erste Phase in der Masthühnerhaltung von den Brütereien auf die Betriebe übertragen wird. Dies müsse bei der Entscheidung für den Einsatz von Schlupf im Stall gut überlegt sein.
Technische Details transparent diskutiert
Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, vom Besuchergang aus einem Blick in den Stall zu werfen. Dort konnten sie bereits erste Küken beobachten, die aus ihren Eiern schlüpften. Der direkte Einblick in den Stall ermöglichte nicht nur die Verknüpfung von Theorie und Praxis, sondern regte auch weitere Diskussionen an.
Neben dem fokussierten Austausch über die Masthühnerhaltung wurden auch technische Details des Produktionsverfahrens transparent diskutiert. Themen wie das Stallklima, der erhöhte Arbeitszeitbedarf und die ökonomischen Aspekte im Zusammenhang mit dem “Schlupf im Stall” standen hier im Mittelpunkt.
Die Durchführung der Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl. Für das kommende Jahr ist seitens des Projektes „Schlupf im Stall“ geplant, ein weiteres Austauschtreffen durchzuführen, um Tierhaltern die Möglichkeit zu geben, sich über die Projektergebnisse zu informieren. Dieses wird voraussichtlich in Süddeutschland angeboten.
Das Projekt „Schlupf im Stall“ ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2820MDT241.