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Telefonbetrug erkennen und Täuschung vermeiden

Enkeltrick und Schockanruf

„Oje, schon wieder. Also darauf würde ich garantiert nicht reinfallen“, so könnte es einem durch den Kopf gehen, wenn man wieder einmal etwas über einen Telefonbetrug liest, der funktioniert hat. Doch so einfach ist das nicht. Vom Schockanruf bis zum Enkeltrick, mit Routine und Psychotricks bauen die Täter am Telefon ein Vertrauensverhältnis auf, dem man kaum entkommen kann.

von Raphaela Weber erschienen am 16.08.2024
„Ihre Enkeltochter hat einen Autounfall verursacht. Gegen die Zahlung einer Kaution muss sie nicht ins Gefängnis“. Eine beliebte Masche von falschen Polizisten am Telefon. © fizkes/Shutterstock
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„Hallo Opa, rate mal, wer dran ist“, so oder ähnlich melden sich die Betrüger vor allem meist bei älteren Menschen. „Das ist doch der Clemens, schön, dass ich mal was von dir höre.“ In diesem Überraschungsmoment geben die Angerufenen die Namen von Angehörigen preis, ohne zu ahnen, dass ihnen das zum Verhängnis werden kann. Die Namen ihrer Opfer finden die Betrüger überwiegend in Telefonbüchern, sie schauen nach bestimmten Vornamen, die typisch für die ältere Generation sind.

Zunächst wird eine Vertrauensbasis hergestellt, die Täter geben sich als Enkel, Neffe oder Nichte aus. „Du, ich habe da ein kleines Flitzerle entdeckt, das mir den Weg in die Uni erleichtern würde und dich könnte ich dann auch öfter besuchen. Mit Mama und Papa kann ich darüber nicht reden, die meinen, ich soll mit dem Bus fahren.“ Mit solchen Sätzen wird „Opa“ beim Enkeltrick ins Boot geholt. Schließlich wird er gefragt, ob er finanziell etwas zuschießen könne. „Ich bräuchte das Geld aber schnell, sonst ist das Auto weg. Wenn du kein Bargeld daheim hast, kannst du ja gleich mal zur Bank gehen, die ist ja um die Ecke. Mein Studienfreund holt das Geld dann bei dir ab, ich muss leider für die nächste Prüfung lernen und habe keine Zeit. Und erzähle den Eltern nichts von unserer Geschichte, du weißt ja, wie sie sind.“

Opfer fühlen sich mies

Ob es um ein Auto, einen defekten Laptop, einen finanziellen Engpass oder eine andere Notlage geht, die Vorgehensweise der Täter ist immer gleich. „Die Lage ist immer dringend, um das Opfer unter Druck zu setzen, die Angelegenheit soll geheim gehalten werden und es kommt ein Bote, um das Geld abzuholen, niemals der Enkel selber“, so Gerd Hartmann vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Reutlingen bei einer Informationsveranstaltung auf Einladung des Stadtteiltreffs Tübingen-Lustnau. Er schilderte dabei, wie die Kriminellen ihr Ziel erreichen: „Durch die geschulten Betrüger, die ja den ganzen Tag außer ihren Anrufen nichts anderes machen, geraten die Angerufenen in einen Tunnel, in dem jede Ratio und alle vernünftigen Beweggründe versagen.“

Für die Opfer hat das nicht nur zur Folge, dass Ersparnisse und Wertsachen in den meisten Fällen für immer fort sind. „Die Opfer solcher Straftaten fühlen sich verdammt mies“, weiß Hartmann. Die Scham, auf Kriminelle hereingefallen zu sein, sei riesig und man frage sich, wieso man nichts gemerkt habe. Auf jeden Fall sollten Opfer Anzeige erstatten, unter der Telefonnummer 110 oder auch persönlich auf dem Polizeirevier. Auch bei einem bloßen Verdacht sollte man diese Nummer wählen. „Wenn wir erfahren, dass in bestimmten Regionen eine Betrugswelle in Gang ist, ist das hilfreich für uns. Wir schulen auch Bankmitarbeiter, damit sie potenzielle Opfer vor einem Verlust schützen können.“

„Ihre Enkeltochter hat einen Autounfall verursacht. Gegen die Zahlung einer Kaution muss sie nicht ins Gefängnis“. Eine beliebte Masche von falschen Polizisten am Telefon.
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Ruhe bewahren

Eine weitere Masche: Das Telefon klingelt und mit tränenerstickter Stimme meldet sich angeblich der Sohn, die Tochter oder das Enkelkind. Man habe einen Verkehrsunfall verursacht, eine Person sei verstorben, man müsse jetzt ins Gefängnis. Dann wird das Telefon an den Staatsanwalt oder Polizeibeamten weitergereicht. „Sie können die Haft durch Zahlung einer Kaution verhindern“, heißt es nun. Der Anruf ist ein Schock für alle Eltern und Großeltern und mittlerweile eine sehr beliebte Betrugsmasche. Auch wenn es schwerfällt, sollte man erst einmal ruhig bleiben. Selbst dann, wenn man in der ganzen Aufregung meint, tatsächlich die Stimme eines Angehörigen zu erkennen. Doch das täuscht.

„Diese Betrugsmasche zielt auf das Unwissen ab, was bei uns nach einem Unfall geschieht. Niemals würden zum Beispiel Staatsanwälte oder Polizeibeamte telefonisch Geld fordern“, so Hartmann. Wird das Geld trotzdem an einen Boten übergeben oder überwiesen, um den Angehörigen vor einem Gefängnisaufenthalt zu bewahren, ist es auch in diesem Fall vermutlich für immer verloren. Besonders perfide gehen Betrüger vor, wenn sie als Übergabeorte öffentliche Orte, wie zum Beispiel Gerichtsgebäude, nennen. Auch so haben diese Tricks schon funktioniert.

Misstrauen hilft

Mit einfachen Mitteln kann man sich vor Schockanrufen und anderen betrügerischen Maschen schützen. Bei Anrufen mit unbekannter Nummer zunächst mit einem einfachen „Hallo“ rangehen und nicht gleich den eigenen Namen preisgeben. Das ist nicht etwa unhöflich, in anderen Ländern ist es absolut üblich, dass sich der Anrufer am Telefon zunächst selbst vorstellt. Grundsätzlich rät die Polizei dazu, beim leisesten Zweifel sofort aufzulegen und die echte Polizei anzurufen. Hilfreich ist auch, eine dritte Person, die gerade in der Nähe ist, hinzuzuziehen. Wenn jemand am Telefon Geld verlangt, ist erst einmal gesundes Misstrauen angesagt und das ohne schlechtes Gewissen.

„Hallo Mama“ oder „Hallo Papa“, bei der WhatsApp-Betrugsmasche erhalten die Opfer eine SMS mit einer unbekannten Handy-Nummer. Es folgt eine Erklärung, weshalb sich die Nummer geändert hat. Entweder ging das Handy verloren oder es ist defekt. Der Angeschriebene soll nun mit der neuen Nummer auf WhatsApp antworten, im Anschluss wird eine finanzielle Notlage vorgetäuscht, man solle doch sofort Geld auf das angegebene Konto überweisen. Auch dieses Geld ist verloren, wenn man der Aufforderung nachkommt.

Ein Auto oder eine Reise, bei Gewinnversprechen sollte man ebenfalls vorsichtig sein, besonders wenn Bedingungen für den angeblichen Gewinn gemacht werden. Wird eine Verwaltungsgebühr vor der Übergabe des Gewinns verlangt, sollte man überlegen, ob man überhaupt an einem Gewinnspiel teilgenommen hat. Alle diese betrügerischen Fälle haben eines gemeinsam: „Es ist wichtig und es lohnt sich, dass man sich mit dem Thema befasst“, so Hartmann. „Das gibt Sicherheit.“

Falsche Polizeibeamte

Das Telefon klingelt. Auf der Anzeige erscheint die Polizei-Notrufnummer 110. Um Himmels willen? Was ist passiert? Das Gedankenkarussell springt an. Tatsächlich gehört die Verunsicherung des Angerufenen zu dieser betrügerischen Masche. „In Ihrer Nachbarschaft wurde eingebrochen. Einen Täter konnten wir fassen, der andere ist uns entkommen. Beim Täter haben wir einen Zettel mit Ihrer Anschrift gefunden. Seien Sie vorsichtig, schließen Sie alle Fenster und bleiben Sie am Telefon.“ Bin ich jetzt wirklich in Gefahr? Ich bin ja ganz durcheinander. Genau das war die Absicht der Betrüger, die nicht loslassen. „Haben Sie Wertgegenstände und Bargeld im Haus? Packen Sie alles in eine unauffällige Tasche und warten Sie, bis es klingelt, damit wir die Sachen abholen und in Sicherheit bringen können, bis die Gefahr vorbei ist.“ Wer informiert ist und diese Tricks kennt, ist gegen so einen Betrug gut gewappnet. „Die Polizei ruft niemals unter 110 an“, sagt Gerd Hartmann. „Wenn Sie diese Nummer sehen, ist etwas faul, am besten sofort auflegen“, rät der Präventions-Experte des Polizeipräsidiums Reutlingen. „Die Polizei fragt telefonisch nie nach den persönlichen und finanziellen Verhältnissen und nimmt auch nichts in Verwahrung.“ Geld und Wertgegenstände sollten daher niemals an unbekannte Personen übergeben werden. Wer befürchtet, Opfer einer Straftat zu werden, kann die Polizei unter der Notfallnummer 110 oder bei der örtlichen Polizeidienststelle anrufen, dabei aber niemals die Rückruffunktion benützen.

Gefahren an der Haustür

Nicht nur am Telefon, auch an der Haus- oder Wohnungstür lauern betrügerische Tricks. Die Täterinnen und Täter verfolgen damit ein Ziel: Sie wollen in die Wohnung gelangen, um Bargeld und Wertgegenstände zu entwenden. Die Ideen sind einfallsreich und vielseitig. Sie bitten um ein Glas Wasser, sie täuschen eine Notlage vor und bitten um Hilfe, sie täuschen eine persönliche, länger zurückliegende Beziehung vor oder sie wollen etwas für den Nachbarn abgeben, der angeblich nicht daheim ist. Mit einer weiteren Masche geben sich Unbekannte als Amtsperson aus oder als Mitarbeiter der Elektrizitätswerke, die Strom ablesen wollen. „Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung, die sich nicht angemeldet haben“, rät Gerd Hartmann. „Von angeblichen Amtspersonen sollten Sie den Dienstausweis anfordern und beim geringsten Zweifel bei der Behörde anrufen, um sich abzusichern. In diesem Fall sollten Sie die Telefonnummer selbst heraussuchen, sonst landen Sie eventuell bei einem Komplizen.“ Einen gewissen Schutz geben Türspaltsperren, auch ein Blick aus dem Fenster auf die klingelnde Person kann Sicherheit geben.

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