
Geflügelhaltung: Neue Ansätze für weniger Emissionen
Die EU fordert weniger Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft. Ein Projekt in Flandern und den Niederlanden sucht nach geeigneten Lösungen für Geflügelbetriebe.
von DGS Redaktion Quelle Provincie Antwerpen erschienen am 05.09.2024Seit September 2023 läuft das Interreg Projekt RAMBO grenzüberschreitend in Flandern (Belgien) und den Niederlanden. Die Abkürzung RAMBO steht für „Reducing Ammonia and Methane Emissions from Broiler and Other animal housing systems“. Der Projektauftrag ist klar: Maßnahmen und Technologien zu testen und zu bewerten, die dazu beitragen, Ammoniakemissionen in der Schweine- und Geflügelhaltung zu senken. Dabei werden auch Auswirkungen auf Methanemissionen, Tiergesundheit und Tierwohl berücksichtigt.
Das RAMBO-Projekt läuft noch bis August 2026 und wird von Partnern aus der Praxis und der Wissenschaft, wie dem Forschungszentrum Inagro mit Sitz in Westflandern, dem flandrischen Versuchsbetrieb für Geflügelhaltung (Proefbedrijf Pluimveehouderij), dem belgischen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung ILVO (Institut voor Landbouw-, Visserij- en Voedingsonderzoek) und der Landwirtschaftsorganisation Boerenbond unterstützt.
Ein Jahr nach dem Start deuten die ersten Ergebnisse auf vielversprechende Ansätze hin, wie Ammoniakemissionen in der Geflügelhaltung weiter gesenkt werden könnten. Für die Geflügelhaltung wurden zehn Maßnahmen identifiziert – fünf für die Legehennenhaltung und fünf für Masthühner. Diese Maßnahmen betreffen unter anderem die Fütterung, das Stallklima und die Betriebsführung. In speziellen Testanlagen in Flandern und den Niederlanden wird nun die Effektivität und Praktikabilität dieser Maßnahmen weiter untersucht.
Geflügelhaltung: Haltungssysteme im Fokus
In Flandern wird in dem renommierten Versuchsbetrieb für Geflügelhaltung in Geel praxisnah geforscht. In zwölf verschiedenen Stallabteilungen werden regelmäßig Messungen der Ammoniak-, CO2- und Feuchtigkeitswerte durchgeführt. Im Bereich der Legehennenhaltung werden drei unterschiedliche Haltungssysteme, zwei verschiedene Legehennenrassen (braune und weiße Legelinien) sowie unterschiedliche Methoden zur Entfernung von Einstreu und Kotbandreinigung getestet. Die ersten Ergebnisse zu den Haltungssystemen zeigen, dass Volierensysteme in der Legehennenhaltung höhere Ammoniakemissionen aufweisen als andere Haltungssysteme wie das „Veranda Code 2+“-System oder ausgestalteten Käfigsysteme.
Auch in der Masthühnerhaltung laufen Tests, um den Einfluss unterschiedlicher Einstreumaterialien und Futterzusammensetzungen auf die Ammoniakemissionen zu untersuchen. Mithilfe eines FTIR-Gasanalysators werden die Abgase in neuen und älteren Masthühnerställen gemessen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass durch die gezielte Auswahl von Einstreumaterialien eine deutliche Reduktion der Ammoniakemissionen erreicht werden kann.
Die vollständigen Ergebnisse der laufenden Versuche werden bis Sommer 2025 erwartet. Die neuesten Forschungsergebnisse und Erkenntnisse werden regelmäßig auf der Projektwebsite veröffentlicht, um Geflügelhaltern und Fachleuten aktuelle Informationen und praxisnahe Lösungen anzubieten.

Betriebstouren für Geflügelhalter
Neben der Forschung unterstützt das RAMBO-Projekt auch praxisnah die Geflügelhalter in der Region. Eine der Initiativen ist die „Tour de Boer“, bei der Geflügelhalter den Pilotbetrieb besuchen und innovative Techniken zur Reduzierung von Ammoniak und Methan vor Ort kennenzulernen. Diese Touren bieten eine Plattform, um sich direkt mit Experten auszutauschen und auch von den Erfahrungen anderer Geflügelhalter zu lernen.
Darüber hinaus haben sich bereits viele Geflügelhalter für eine individuelle Beratung angemeldet, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre Betriebe zu entwickeln. Experten besuchen die Betriebe, um die spezifischen Herausforderungen zu analysieren und gemeinsam mit den Landwirten Pläne zur Emissionsreduzierung zu erarbeiten. Diese enge Zusammenarbeit stellt sicher, dass die Maßnahmen praktikabel und auf die Bedürfnisse der Betriebe abgestimmt sind, heißt es vom Interreg Projekt.