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Branchentreff in Brüssel

Europäischer Geflügelsektor: Lebensmittelversorgung sichern, Klima schützen

Das Thema Nachhaltigkeit steht derzeit ganz oben auf der europäischen Agenda. Am 11. Oktober 2023 trafen sich dazu der Verband der Geflügelverarbeiter und des Geflügelhandels der EU-Länder (AVEC) mit Elanco Animal Health und Agra Facts in Brüssel, um über Nachhaltigkeit in der Geflügelbranche zu diskutieren.

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Der europäische Geflügelsektor diskutierte am 11. Oktober 2023 in Brüssel über nachhaltige Produktion und 
Zusammenarbeit.
Der europäische Geflügelsektor diskutierte am 11. Oktober 2023 in Brüssel über nachhaltige Produktion und Zusammenarbeit.AVEC
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Die politischen Entscheidungsträger müssen für wissenschaftlich fundierte Gesetzesinitiativen sorgen, die auf Daten beruhen, die sich direkt auf die nachhaltige Geflügelproduktion beziehen. Darin waren sich die Teilnehmer der hybrid durchgeführten Veranstaltung mit dem Titel "Achieving Science-Backed Sustainability in Poultry Production in the EU" einig. Die wichtigste Botschaft war, dass es in den kommenden Jahren entscheidend sein wird, eine sichere Lebensmittelversorgung zu gewährleisten und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Treibhausgase zu überwachen.

Auf den europäischen Geflügelsektor kommen viele Herausforderungen zu, insbesondere durch neue Rechtsvorschriften zum Tierschutz und zur CSR-Berichterstattung. Nachhaltigkeit ist für den Geflügelsektor von entscheidender Bedeutung. Zusammenarbeit und strategischer Dialog zwischen Geflügelbranche und Politik werden entscheidend sein. AVEC und Elanco Animal Health unterstützen die Forderung der EU-Kommission nach weniger Polarisierung und mehr Dialog mit dem Agrarsektor.

Geflügelfleisch ist wesentlicher Bestandteil der Lebensmittelversorgung

Jesse Sevcik, Global Public Affairs, Policy, and Sustainability, bei Elanco Animal Health, erklärte: „Wir betrachten gesunde Tiere und gesundes Geflügelfleisch als einen wesentlichen Bestandteil einer wachsenden und nachhaltigen europäischen und globalen Lebensmittelversorgung. Wir sehen den Dialog als einen wichtigen Teil davon. Tierisches Protein und insbesondere Geflügel sind der Schlüssel für eine gesunde Ernährung und muss im Kontext der Nachhaltigkeit betrachtet werden.“

Birthe Steenberg, Generalsekretärin von AVEC, stellte den 35 Teilnehmern vor Ort und den 150 online zugeschalteten Teilnehmern die Nachhaltigkeitscharta des Dachverbands vor. „Ein Geflügelproduzent muss einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, wenn es um Nachhaltigkeit geht, indem er auf Tierschutz, Lebensmittelsicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltschutz achtet. Das ist es, was wir in unserer Nachhaltigkeitscharta hervorheben“, erläuterte sie.

Geforderte Änderungen müssen für Landwirte funktionieren

Joe Moran, Direktor des Büros für Europapolitik von Four Paws, betonte im Anschluss daran, dass eine gemeinsame Basis zwischen Industrie und Tierschutzvorschriften erforderlich sei, um die Nachhaltigkeitsziele und die Erwartungen der Verbraucher an die kommende Tierschutzgesetzgebung zu erfüllen. „Letztendlich müssen wir sicherstellen, dass die Änderungen, die eingeführt werden, auch für die Landwirte funktionieren und dass die Landwirte dabei voll unterstützt werden. Wir können nur dann vorankommen, wenn den europäischen Landwirten garantiert wird, dass sie nicht durch billigere Preise und schlechtere Qualität von Waren aus Ländern außerhalb Europas unterboten werden“, sagte der Tierschutzbeauftragte.

Sowohl Floor Uitterhoeve als auch Janet Helms von McDonald's betonten, dass sie große Datenmengen über das Wohlergehen von Geflügel sammeln und in Forschung und Entwicklung investieren. „Aus unseren Daten geht hervor, dass eine gute Betriebsführung und Tierhaltung die wichtigsten Faktoren für das Wohlergehen von Broilern sind. Wir wollen das Tierwohl verbessern und parallel dazu die CO2-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, die Abholzung von Wäldern zu verhindern und unsere Kunden mit erschwinglichen Lebensmitteln zu versorgen“, erklärte Floor Uitterhoeve.

Inflation beschäftigt Landwirte nach wie vor

Auch die Lebensmittelinflation war und ist für viele Unternehmen in Europa ein wichtiges Thema. Immerhin hatte im Dezember 2022 die Inflationsrate für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke in der Europäischen Union einen Wert von 17,8 % erreicht. Inzwischen ist sie aber auf 13,8 % gesunken.

Magdalena Kowalewska von BNP Paribas betonte, dass der Krieg in der Ukraine auch große Auswirkungen auf den europäischen Geflügelsektor hat. Ein weiterer Knackpunkt sei, dass es kein Verbot für die Einfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, einschließlich Geflügel, aus der Ukraine in die EU gäbe, erklärte sie.

Neue Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

Änderungen der Gesetzgebung sind ein weiteres Problem. Am 5. Januar 2023 trat die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) in Kraft. Die CSR-Berichterstattung verpflichtet große und börsennotierte Unternehmen, regelmäßig Berichte über die sozialen und ökologischen Risiken zu veröffentlichen, denen sie ausgesetzt sind, und darüber, wie sich ihre Aktivitäten auf Menschen und Umwelt auswirken. Die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung schreibt vor, dass über 50.000 europäische Unternehmen ab 2025 über Scope-3-Emissionen berichten müssen. Scope-3-Emissionen beziehen sich auf indirekte Emissionen, die mit der Produktion eines Unternehmens verbunden sind, und umfassen alle Emissionen, die in der Wertschöpfungskette und den Produkten enthalten sind. Diese Anforderung wird sich direkt auf über 70 % der geflügelverarbeitenden Unternehmen in der EU auswirken und indirekt auch Züchter, Futtermittelhersteller und alle Teilnehmer der Geflügelproduktionskette betreffen, erklärte Magdalena Kowalewska, Senior Food & Agri Sector Analyst bei BNP Paribas.

Großes EU-Budget steht für Umbauten bereit

Abschließend erklärte Joanna Stawowy, Mitglied des Kabinetts von Janusz Wojciechowski, dass Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren von entscheidender Bedeutung sind. „Für den Geflügelsektor sind Investitionen in die ländliche Entwicklung wichtig, z. B. in Stallsysteme. Hier verfügen wir über ein umfangreiches Budget. 2,4 Milliarden Euro stehen für die Umbauten bereit. Wir fordern die Mitgliedstaaten auf, so vorausschauend wie möglich zu handeln und die gegenwärtigen Ressourcen gut zu nutzen“, sagte sie.

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