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Aus den Eigenheiten der Saison 2024 lernen

2025 erfolgreich Ökomais anbauen

Mitte September veranstaltete Bioland einen Maistag im Landkreis Aulendorf auf dem Betrieb von Landwirt Stefan Weiß. Dabei standen die ökologischen Anbauverfahren und die Herausforderungen des Maisanbaus im Fokus. Experten erläuterten, wie Faktoren wie Bodenbearbeitung, Düngung und Saattechnik den Ertrag beeinflussen. Der Winter ist die Zeit der Saatgutbestellung und daher eine wichtige Zeit, um aus den Anbaufehlern 2024 zu lernen.

von Jonas Klein erschienen am 15.01.2025
Maiskolben zur Erntezeit. Idealerweise sollten pro Reihe mehr als 30 Körner auf dem Kolben ausgebildet werden. © Essmann/agrar-press
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Auf dem Versuchsfeld in Aulendorf wurden mehrere Maissorten im Vergleich nach der Vorfrucht einjähriges Kleegras angebaut. Vor der Aussaat wurde Gülle mit einem Stickstoffgehalt von 100 kg pro Hektar auf die Fläche ausgebracht und anschließend gepflügt. Die Fläche wurde zweimal mit einer Kreiselegge bearbeitet, um einen feinen Saatboden zu schaffen, wobei der letzte Arbeitsschritt unmittelbar vor der Aussaat am 18. Mai durchgeführt wurde. Mais stellt hohe Ansprüche ans Saatbett. Um Krähenfraß zu verhindern und einen guten Bodenschluss zu ermöglichen, wurde das Saatgut in 7 bis 8 cm Tiefe abgelegt und innerhalb der Saatreihe durch ein zusätzliches Rad an der Sämaschine rückverfestigt. Die Zeit des Auflaufens Ende Mai und des frühen Wachstums Anfang Juni war 2024 ungewöhnlich feucht und kühl. Vor allem Nässe ist nach der Saat von Ökomais ein Problem, da zum Pflanzenschutz das Feld mehrfach befahrbar sein muss.

Effiziente Unkrautbekämpfung durch präzise Hacktechnik

Aufgrund des regenreichen Jahres 2024 standen nur kleine Zeitfenster für das Hacken der Maisfelder zur Verfügung. Der Betrieb Weiß hatte jedoch Glück mit dem Wetter: Der saubere Bestand sprach dafür, dass die kurzen Zeitfenster der Befahrbarkeit treffsicher zum Hacken genutzt wurden. Andernorts beklagten einige Anbauer, mit dem Hackgerät bei nassem Boden nicht in die Bestände gekommen zu sein. Auch war der Boden häufig schlecht fließfähig, sodass die jungen Maisstängel beim Hacken zwischen den Reihen eher mit nassen Erdklumpen überrollt statt mit feiner Erde sanft angehäufelt wurden. Üblicherweise sollte der Boden gut fließfähig sein, damit die Maisreihen vom Hacken zwischen den Reihen weitgehend unberührt bleiben. Hier können Abstandsbleche am Hackgerät die Maisreihen zumindest etwas davor schützen, unter nasser Erde begraben zu werden.

Die Hacke auf dem Betrieb von Familie Weiß war mit Gänsefußscharen ausgestattet und verlangte präzises Fahren in geraden Reihen, um die Unkrautbekämpfung zu erleichtern. Sät ein Lohnunternehmen den Maisbestand, sollte am besten einige Minuten mitgefahren werden, um sicherzustellen, dass die Reihen bolzengerade gesät werden und ein Abstand zwischen den äußersten Maisreihen und dem Feldrand besteht, um beim Hacken mit dem äußersten Hackelement nirgends hängen zu bleiben. Kurvenreiche Saatreihen machen das Hacken unpräzise und mühselig. Der Betrieb kooperiert zudem mit einem Legehennenbetrieb und verwendet Hühnerdung als zusätzliche Nährstoffquelle.

Düngung im Ökolandbau: Timing entscheidend

Bioland-Berater Martin Weiß betonte, dass es wichtiger sei, die Gülle auf das Kleegras zu fahren, bevor der Mais gesät wird, als direkt auf den Maisbestand. So werde die Gülle in Kombination mit der Kleegrasnarbe eine Art Unterfußdünger. Wilhelm Wurth vom LAZBW erklärte, dass nur etwa die Hälfte des Stickstoffs aus der Gülle für den Mais sofort verfügbar ist, während der Rest erst durch Bodenorganismen im Laufe der Vegetationszeit freigesetzt wird. Der Stickstoffbedarf von Mais ist bis zum 6-Blattstadium gering, weshalb der Einsatz von Gülle entweder kurz vor der Saat auf die Kleegrasnarbe oder in der Wachstumsphase mit schmalen Reifen erfolgen sollte. Im Anbaujahr 2024 konnte der Stickstoff durch den vielen Regen oft schlecht im Boden gehalten werden, sodass die Maisbestände oft gelblich aussahen und es an Größen- und Kolbenwachstum fehlte. Die Bestände in Aulendorf standen jedoch auf einem ebenen Acker und die Nährstoffversorgung fiel trotz starker Regenfälle im Wachstum gut aus, wie an den überwiegend gefüllten Kolben und den tiefgrünen Blättern zu erkennen war.

Optimale Pflanzdichte und Saattechnik

Laut Stefan Weiß wurden zehn Körner pro Quadratmeter ausgesät, um potenzielle Verluste durch Hacken oder Vogelfraß zu kompensieren. Bioland-Berater Jonathan Kern wies jedoch darauf hin, dass geringere Saatstärken von 7 bis 7,5 Körnern pro Quadratmeter zu besseren Kolben und damit zu einer hohen Energiedichte führen. Wilhelm Wurth ergänzte, dass in Regionen mit geringer Wasserverfügbarkeit die Saatstärke problemlos reduziert werden kann, ohne jedoch die Grenze von 7 Pflanzen pro Quadratmeter zu unterschreiten. Unbedingt einberechnen sollte man allerdings den Verlust von Pflanzen beim Hacken.

Maispflanzen als Indikatoren für Anbauqualität

Wilhelm Wurth erläuterte, dass Maispflanzen Aufschluss über die Anbaubedingungen geben können. Eine gesunde Maispflanze sollte mindestens 14 Blätter haben, um eine gute Assimilationsfläche zu bieten. Die Zahl der Kornreihen auf dem Kolben verrät ebenfalls viel über den Ertrag: Mais mit zwölf Kornreihen gilt als mittelmäßig, während Mais mit 14 bis 16 Kornreihen einen hervorragenden Ertrag verspricht. Auch die Körneranzahl pro Reihe, idealerweise über 30 Körner, ist ein wichtiger Indikator. Da mach die Ertragsaussichten im Ökolandbau nur schwierig durch Düngergaben beeinflussen kann, müssen das Saatbett und die Temperatur in den Tagen nach der Saat unbedingt passen. Daher lohnt sich mitunter, eine frühere Sorte zu wählen und etwas später zu säen, um zuverlässiger mit der Saatzeit eine Wärmeperiode zu treffen.

Fazit: Standfestigkeit und Verdaulichkeit

Standfeste Maissorten neigen zu mehr unverdaulicher Faser, während weniger standfeste Sorten oft besser verdaulich sind. Populationen (Kreuzungen vieler Sorten mit ähnlichen Eigenschaften auf demselben Acker), die im Ökolandbau als Alternative zu Hybriden angebaut werden und im Aulendorf neben anderen Ökomaissorten zum Vergleich standen, bieten den Vorteil der genetischen Vielfalt und einer höheren Resilienz gegenüber Krankheiten. Jonathan Kern erklärte, dass Populationen durch ihre diverse Genetik eine stabile Ertragsleistung im Ökolandbau bieten und häufig günstiger in der Anschaffung sind. Obwohl Populationssaatgut von Mais noch nicht lange auf dem Markt verfügbar ist, können Erträge im Bereich von 75 bis 90 Prozent modernster Sorten erzielt werden. Beim Anbauversuch in Aulendorf waren die Bedingungen für die Populationen günstig: optisch waren die Pflanzen in Größe, Kolbengröße und -füllung nicht von den gängigen Hybridsorten zu unterscheiden. Vielleicht sind Populationen nach dem durchwachsenen Ökomaisjahr 2024 für einen Hektar 2025 einen Versuch wert, um die Resilienz des Maisanbaus auf dem Betrieb zu steigern.

Eigenschaften einer gesunden Maispflanze

Die Maispflanze bietet durch ihr äußeres Erscheinungsbild zahlreiche Hinweise auf ihre Wachstumsbedingungen und den zu erwartenden Ertrag:

Blattzahl: Eine gesunde Maispflanze sollte mindestens 14 Blätter haben. Pflanzen mit weniger als zwölf Blättern werden als „Kümmerlinge“ bezeichnet, da ihnen die nötige Assimilationsfläche fehlt, um später große und ertragreiche Körner auszubilden. Je mehr Blätter die Pflanze hat, desto größer ist ihre Fähigkeit, Photosynthese zu betreiben und Energie zu speichern.

Kornreihen auf dem Kolben: Die Zahl der Kornreihen auf dem Maiskolben ist ein weiterer entscheidender Faktor. Ein Kolben mit zwölf Kornreihen gilt als mittelmäßig, während 14 auf einen guten und 16 Kornreihen auf einen hervorragenden Mais hinweisen. In Versuchen wurden sogar Kolben mit bis zu 22 Kornreihen beobachtet, was auf optimale Wachstumsbedingungen hindeutet.

Körner pro Reihe: Idealerweise sollten pro Reihe mehr als 30 Körner auf dem Kolben ausgebildet werden. Je mehr Körner in einer Reihe wachsen, desto höher ist der Ertrag. Eine unbefruchtete Spitze des Kolbens, die häufig durch ungünstige Witterungsbedingungen während der Befruchtung verursacht wird, reduziert die Körnerzahl und damit den Ertrag um bis zu 15 bis 20 Prozent.

Anzahl der Blätter unter dem Kolben: Normalerweise befinden sich fünf Blätter unter dem Kolben. Wenn die Pflanze jedoch in der Jugendphase unter schlechten Bedingungen gelitten hat, kann sich die Kolbenanlage weiter nach oben verlagern, was ein Zeichen für eine suboptimale Entwicklung ist.

Blattbildung und Kornreihen: Bereits im 6-Blatt-Stadium entscheidet die Pflanze, wie viele Blätter sie bilden wird. Im 8- bis 10-Blatt-Stadium wird die endgültige Anzahl der Kornreihen festgelegt. Ungünstige Bedingungen während dieser Phase, wie Kälte oder Trockenheit, können das Ertragspotenzial stark beeinträchtigen.

Apikal-Dominanz: Die Maispflanze weist eine sogenannte Apikal-Dominanz auf, bei der der obere Kolben den unteren dominiert. Unter schlechten Wachstumsbedingungen bilden sich oft zwei kleinere Kolben statt eines gut ausgebildeten. Ziel ist es jedoch, einen voll ausgebildeten Kolben zu erhalten, da dieser den größten Ertrag gegenüber zwei kleinen Kolben liefert.

Diese Merkmale der Maispflanze bieten Landwirten wertvolle Hinweise auf die Qualität der Wachstumsbedingungen und helfen, den zu erwartenden Ertrag abzuschätzen. Zwar ist die Jugendentwicklung für ökologischen und konventionellen Mais gleichermaßen bedeutend. Im Ökolandbau ist der Handlungsspielraum nach der Saat aber deutlich eingeschränkt durch weniger schnellverfügbare Dünger und wetterbedingt oft wenigen Gelegenheiten zum Hacken.

Auf dem Maistag in Aulendorf präsentierte Wilhelm Wurth vom LAZBW ökologische Bestände.
Auf dem Maistag in Aulendorf präsentierte Wilhelm Wurth vom LAZBW ökologische Bestände. © Jonas Klein
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