Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Düngermarkt

Nachschub kommt aus dem Takt

Für die erste Mineraldüngergabe ab etwa Mitte Februar ist der Handel im Südwesten gerüstet. Wesentlich größer sind die Vorräte häufig nicht, das Niedrigwasser auf dem Rhein bremst die Zufuhr. Die Düngerpreise steigen weiter, haben aber die Vorjahreshöhe noch nicht erreicht.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:

In den frühen Lagen Baden-Württembergs im Rheintal oder im Kraichgau könnte die Düngung ab Mitte Februar beginnen. Vorausgesetzt die Raps- und Gerstenäcker sind so gefroren, dass sie Schlepper und Streuer tragen können. Die zweite Gabe folgt in der Regel drei bis vier Wochen später. Für die erste Gabe dürften Landwirte und Agrarhandel mit ausreichend Stickstoff, Phosphor und Kali versorgt sein, wie die Kaufleute in einer aktuellen BWagrar-Umfrage mitteilten. Doch ob bis zur zweiten Gabe genug Dünger vor Ort liegen wird, steht auf einem anderen Blatt. Das ist keine Schwarzmalerei. Denn bereits jetzt muss der Agrarhandel im Land einige Klimmzüge machen, damit die vorgekaufte Ware überall pünktlich zur Verfügung steht.

Nur 40 Prozent Ladekapazität

Das größte Hindernis ist das Niedrigwasser. Der Niederschlagsmangel der vergangenen Wochen ließ den Wasserstand der ungestauten Flüsse fallen. Auf vielen Flüssen in Deutschland können Binnenschiffer ihre Frachter nicht voll beladen. Die geringere Wassertiefe reicht nicht für den üblichen Tiefgang. „Derzeit liegt die Ladekapazität bei etwa 40 Prozent“, berichtete ein Düngerhändler am Freitag vergangener Woche vom Oberrhein. Der Transport einer Tonne kostet jetzt zwei- bis dreimal so viel wie üblich und es werden zwei- bis dreimal so viele Schiffe benötigt, um die gleiche Menge zu transportieren.

Bis zu 80 Prozent der in Baden-Württemberg benötigten Mineraldünger werden auf Flüssen transportiert. Die Ware aus Drittländern wie Russland oder Katar wird via Seehafen in Belgien umgeschlagen und findet per Binnenschiff den Weg in den Südwesten. Auch Dünger aus belgischen Werken kommt über den Rhein nach Baden-Württemberg. Dünger aus Ostdeutschland wird hingegen per Lkw transportiert. Da neben dem Rhein auch an Elbe, Donau, Main, Mittellandkanal und Main-Donau-Kanal der Wasserstand zu niedrig ist, bleibt der Frachtraum überall knapp.

Zudem haben Baden-Württembergs Ackerbauern die günstigen Einkaufsmöglichkeiten im Sommer und Frühherbst vergangenen Jahres genutzt und – soweit finanziell flüssig – so viel Mineraldünger gekauft wie im Vorjahr. Oder auch mehr. Schließlich ließ die teilweise kleinere Ernte mehr Raum für die Düngereinlagerung. Einige Händler kommen ihren Kunden in der angespannten Erlöslage entgegen und rechnen den Dünger erst bei Abholung ab.

Der Düngerhandel behilft sich während des Niedrigwassers damit, dass die Fracht auf mehrere Schiffe verteilt wird. Oder das Schiff wird beispielsweise statt in Bamberg bereits in Nürnberg entladen und der Dünger auf Lkw verladen. Damit sind höhere Kosten verbunden. Der logistische Aufwand sei aber unter Handelsunternehmen beherrschbar.

Direkt vom Schiff

Anspruchsvoller ist die Versorgung von Landwirten, die ihren Dünger in den nächsten Wochen direkt ab Schiff in einem bestimmten Hafen abholen wollen. Für diese Aufträge im Umfang von jeweils etwa 10 bis 15 Tonnen sei eine Umleitung in andere Binnenhäfen aus Kostengründen nicht möglich. In solchen Fällen will der Handel die Landwirte vor Ort aus seinen eigenen Lägern bedienen, hieß es gegenüber BWagrar.

Beim Düngerbedarf rechnet der Handel nicht mit Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. Beim Stickstoffbezug im Sommer und Frühherbst vergangenen Jahres kam allerdings etwas häufiger der damals preiswerte Harnstoff statt des Nitratdüngers Kalkammonsalpeter (KAS) zum Zug. Zudem ist weiterhin ein gewisser Trend zu schwefelhaltigen Stickstoffdüngern spürbar. Dass die Landwirte im Südwesten bei der Düngung zulasten von Ertrag und Qualität sparen wollten, sei nicht erkennbar. Ansonsten dürfte sich das Düngeverhalten an der Frühjahrswitterung ausrichten. Sollte die geplante Düngeverordnung noch in der laufenden Düngesaison greifen, befürchtet der Handel einen sinkenden Stickstoffeinsatz.

Günstiger als vor einem Jahr

Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) sind Mineraldünger noch preiswerter als vor einem Jahr. Wie aus einer AMI-Übersicht für Süddeutschland hervorgeht (BWagrar 2/2017, Seite 65) kostete KAS ab 25 Tonnen frei Hof im Dezember 2016 im Schnitt 188 Euro je Tonne. Im Dezember des Vorjahrs waren es noch 262 Euro je Tonne. Auch Harnstoff, Diammon-Phosphat (DAP) und Kali waren im Dezember 2016 günstiger als ein Jahr zuvor. Wer jetzt noch Pflanzennährstoffe braucht, sollte zügig kaufen, empfiehlt der Handel. Die Lagerware ist günstiger als neu bestellte. Grund sind steigende Preise auf dem Weltmarkt. Ob sich der Preisanstieg während der gesamten Düngesaison hält, glauben aber nicht alle befragten Händler.

Mit einer schnellen Erholung der Wasserstände am Rhein ist nicht zu rechnen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts bleibt es in der Kalenderwoche 3-2017 in Baden-Württemberg frostig und trocken. Die jüngsten Niederschläge bindet der Frost als Schnee und Eis. Schmelzwasser aus den Alpen ist am Bodensee, dem Hauptzufluss des Rheins, ebenfalls nicht in Sicht.

Auch die Wasserwirtschaft rechnet nicht mit einem kurzfristigen Anstieg im Südwesten. Der für den hiesigen Agrarhandel wichtige Pegel in Kaub am Mittelrhein liegt seit Ende November konstant unter 1,50 Metern. Der mittlere Wasserstand an dieser Stelle rangiert bei rund zwei Metern. Unterhalb von 1,50 Meter werden Kleinwasserzuschläge erhoben. Diese Frachtzuschläge werden Landwirten etwa beim Futtermittelbezug in Rechnung gestellt, beim Düngerbezug übernimmt der Großhandel den Kostenblock. Der Kauber Pegel stand am 17. Januar mittags bei 0,93 Metern, Tendenz fallend.

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.