Keine Schweine mehr an der Börse
Die Energiebörse EEX in Leipzig hat den Kontrakthandel mit Schweinen, Ferkeln und Dünger beendet. Das hat der Börsenrat in seiner Sitzung am 22. September beschlossen.
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Mit sofortiger Wirkung wurde der Handel von Schweine-Futures eingestellt und die Erteilung von Aufträgen sowie die Registrierung von Geschäften untersagt. Neben den Schweinen sind die Ferkel- und Dünger-Kontrakte betroffen. Damit endet in Deutschland nach knapp 20 Jahren die Geschichte von Schweinen auf dem Börsenparkett, die 1998 an der WTB in Hannover begonnen hatte.
Dort war eine Warenterminbörse nach den Vorbildern der CBoT (Chicago Board of Trade) und der CME (Chicago Mercantile Exchange) gegründet worden. Schweine, Kartoffeln, Raps und Weizen wurden als Futures zum Handel angeboten. Das Kontraktvolumen reichte aber nicht, um die WTB am Leben zu erhalten. 2005 fusionierte sie mit dem Münchner Vermittler von Kreditforderungen Decrebo zur RMX Risk Management AG. Vier Jahre später war wegen Überschuldung erneut das Ende absehbar.
Die Agrargeschäfte fing die European Commoditiy Exchange (Eucomex) auf, die von der Europäischen Beteiligungs AG (EWB = Gesellschafter der RMX) gegründet worden war. Aber auch hier gab es Probleme, es fehlte Kapital und eine Handelsplattform für die Marktteilnehmer.Im Juli 2009 kam der Zusammenschluss mit der Eurex, der zweitgrößten Terminbörse der Welt. Agrarprodukte fehlten noch im Angebot dieser Erfolgsbörse. Das Know-How für eine Erweiterung im Agrarbusiness lieferten nun die Anteilseigner der EWB. Die Agrarbranche begrüßte die Kooperation, die nun ein Instrument zum Risikomanagement bot. Nach anfänglichen Erfolgen wurde das Angebot um Butter und Magermilchpulver erweitert. Im Mai 2015 folgte der Umzug der Agrarfutures zur European Energy Exchange (EEX) nach Leipzig. Die EEX gilt als führende europäische Energiebörse, die ihr Portfolio um Agrarprodukte erweitern wollte. Der Startschuss für den Handel fiel im Mai 2015.
Bis zum 22. September 2017 bestand die Möglichkeit, Schweine- oder Ferkelfutures zu handeln. Doch während durchaus einige Verkäufer Gebote abgaben, fehlten häufig die Käufer und bei eingeschränkter Liquidität lagen die Preisvorstellungen meist weit auseinander, was zu weiterer Zurückhaltung der Marktteilnehmer führte. Wegen der geringen Handelsaktivität beschloss nun der Börsenrat, die Schweine-, Ferkel- und Düngerkontrakte einzustellen.
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