Mehr Mut tut gut
Ein Blick in die Glaskugel - Landwirtschaft in 2030 hieß das Thema des diesjährigen VR-Agrartages, der erstmalig komplett im virtuellen Raum stattfand und zu dem der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband e.V. eingeladen hatte.
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Präsentiert wurden den über 400 Teilnehmern, darunter auch viele Schüler aus den Fachschulen, spannende Impulsvorträge in denen erfolgreiche Ideen für Startup-Unternehmen in und außerhalb der Landwirtschaft vorgestellt und Anregungen für den eigenen Betrieb gegeben wurden. Die Gesprächsleitung hatte die Landwirtin und Mediadorin Judith Landes. Begrüßung und Schlusswort hielt der BWGV-Bevollmächtigte, Dr. Ansgar Horsthemke. Begleitet wurde der Tag von der Musikgruppe Taking Tomorrow.
Landwirtschaft bekommt Megatrends zu spüren
Offen sein für Neues, Kontakte knüpfen und ausbauen sowie Chancen nutzen: Das waren Schlagworte, die sich wie ein roter Faden durch die Vorträge am Vormittag zogen. Schließlich befände man sich in einer gewaltigen Umbruch- und Aufbruchphase. Professorin Dr. Karin Schnitker, Hochschule Osnabrück, machte unter anderen deutlich, dass Megatrends wie Klimaschutz und Bevölkerungsentwicklung einen erheblichen Einfluss auf die landwirtschaftlichen Betriebe haben werden und dass die Technik alleine nicht ausreicht, Neues auf die Beine zustellen. Vielmehr sei unternehmerisches Handeln gefragt.
Smart, effizient und ressourcenschonend
Auch wenn die landwirtschaftlichen Betriebe zahlenmäßig im engeren Sinne nur einen eher kleinen Teil der Wirtschaftsleistung in Deutschland erbringen, ist der Anteil der Agrar- und Food-Start-ups Unternehmen mit rund zehn Prozent sehr hoch. Dies zeige die hohe Innovationskraft der Branche. Wie sich beispielsweise Veggie-Produkte, mehr Produkte aus pflanzlichen Proteinen oder In-vitro-Fleisch auf die Landwirtschaft auswirken könnten, erläuterte Matthias Schulze Steinmann, Chefredakteur top agrar und f3-farm. Der Fachjournalist sprach von großen Veränderungsprozessen, hin zu einer smarteren, effizienteren und ressourcenschonenderen Landwirtschaft.
Umparken im Kopf
Wie eine erfolgreiche Betriebsentwicklung aussehen kann, zeigte der 29-jährige Landwirt Alois Penninger aus Fürstenzell (Niederbayern) anhand von seinem eigenen Betrieb, den er vor rund vier Jahren von seinem Vater übernommen hat. Während den innovativen Schweinestall auf dem Hof noch vom Vater gebaut wurde, hat der Junior unter anderen ein Seniorenwohnheim neu gebaut, das er an einen Träger langfristig vermietet hat. Zur Vermietung wurden auch Altgebäude ausgebaut und eine Kooperation mit einem Nachbarbetrieb eingegangen und vieles mehr. Die Kooperation mit einem Partnerbetrieb habe ihn arbeitsmäßig stark entlastet, berichtete Penninger. Er machte den Zuhörern Mut, Neues zu wagen. Wichtig sei, dass die Entscheidungen zu den jeweiligen Persönlichkeiten tatsächlich passen. Fläche zu pachten, einen Stall bauen und einen Schlepper kaufen: diese Schritte seien längst noch nicht alles, was man tun könne. Vielmehr gebe es jede Menge weitere Möglichkeiten, was oftmals auch ein regelrechtes "Umparken im Kopf" erforderlich mache.
Starke Gemeinschaft und gute Netzwerke
Um neue Wege zu finden, müsse man unter anderen auch über den Tellerrand schauen und sich immer wieder fragen: "Was will ich das wirklich?" Eine starke Familie in der Hinterhand und eine feste Gemeinschaft im Ort und in der Nachbarschaft seien wichtige Anker, an denen man sich festhalten könne und die einem immer wieder Kraft für Neues geben. Wie man den Kopf frei und einen anderen Blick auf die Dinge bekommen kann, veranschaulichte Jakob Lipp, Mentalist und Keynote Speaker.
Große Herausforderungen
Gerhard Glaser, LBV-Vizepräsident, zeigte sich in der Diskussionsrunde begeistert von vielen Fachinformationen und neuen Ideen, die in den Vorträgen am Vormittag vorgestellt wurden und räumte ein, dass er dies alles erst einmal noch verdauen müsse. "Ich wünsche mir ein Sieb mit der richtigen Lochgröße, über das die Dinge, die für einen selber am besten passen, übrig bleiben beziehungsweise sortiert werden." Noch mehr Tierwohl, noch mehr Nachhaltigkeit, noch mehr Umweltschutz: Glaser sieht diese Forderungen kritisch, weil der befürchtet, dass die Bauern diesen Mehraufwand nicht genügend entlohnt bekommen. "Hier müssen wir aufpassen und genau hinschauen, sonst laufen uns die Kosten aus dem Ruder," so Glaser. Grundsätzlich sei der Bauernverband immer dabei, wenn es um Innovationen geht.
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