Grünlandexperten tagen in Aulendorf
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Eines der Forschungsvorhaben befasst sich mit der flächenhaften Erfassung von Schnittterminen mit Hilfe von Radaraufnahmen aus dem Weltraum, als Möglichkeit, genaue Ertragszahlen für Grünland zu erhalten. Diese können beim Düngemanagement oder auch bei naturschutzrelevanten Fragen wichtige Informationen liefern. Bislang ist das ermitteln von Ertragsdaten, etwa auf Landkreis-ebene, nur durch Stichproben und Beobachtungen von Beratern oder anderen Fachleuten ansatzweise möglich.
Satellitendaten für Europa
In einem Gemeinschaftsprojekt der Universität Kiel, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem privaten Münchner Dienstleister GAF AG wird seit 2014 an Rechenmodellen gearbeitet, mit denen Radarbilder diesbezüglich ausgewertet werden können. Dabei bedienen sich die Wissenschaftler der Daten von Satelliten, die im Rahmen des Erderkundungsprogramms Copernicus eingesetzt werden. Derzeit liefern sogenannte Sentinel-Satelliten im Zwölf-Tages-Takt kostenlos verfügbare und hochauflösende Radarbilder (Genauigkeit 20 Meter) von ganz Europa. Nächstes Jahr soll ein weiterer Satellit „ans Netz“ gehen und die Bildfrequenz auf sechs Tage verkürzen. Durch das Verknüpfen der ermittelten Schnittermine mit den digitalen Flurstücksdaten (beispielsweise aus IVEKOS)lassen sich so Aussagen für die Biomasseproduktion in einer Region treffen. Die bisherigen Auswertungen zeigen, dass mittels der Radaraufnahmen von 340 Testflächen Schnitthöhenunterschiede von bis zu acht Zentimeter mit einer Genauigkeit von rund 80 Prozent erkannt werden können. Doch noch sind viele Frage offen und der Weg zu einem webbasierten Prognosemodul, das Betriebsleitern einen hinsichtlich Ertrag und Qualität optimalen Schnittzeitpunkt empfiehlt, weit. Und, darüber sind die sich Fachleute bewusst, sind solche Methoden auch durchaus als Überwachungs- und Kontrollwerkzeug verwendbar.
Beratungsmodule
In Sachen webbasiertem Beratungsmodul deutlich weiter ist das in Südtirol seit 2013 laufende Projekt „webGRAS“ des Landwirtschaftlichen Versuchszentrums Laimburg, der Lehr-und Forschungszentrums für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein und der Uni Hohenheim. „webGRAS“ soll unter Berücksichtigung automatisch verfügbarer, flächendeckender klimatischer und meteorologischer Daten eine möglichst genaue Schätzung zur Qualität des geernteten Futters und damit zur Verbesserung der Fütterung dienen.
webGRAS hilft Südtiroler Bauern
Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Landwirt selbst. Um aussagekräftige Empfehlungen zu erhalten, muss er in dem Online-Programm Angaben zu seinen Grünlandflächen machen, etwa diese nach der Artenzusammensetzung beschreiben, Düngung und Schnittzeitpunkte benennen. Damit dies auch ohne tiefe botanische Kenntnisse gelingt, arbeitet das Programm mit sehr vielen Bestandesbildern. Nach der Datenerfassung gibt das System einen Bericht aus. Dieser enthält eine Übersicht der Schätzwerte sowohl für die tatsächlichen als auch für fiktive Erntedaten, um so das Bewusstsein des Betriebsleiters auf die verschiedenen Ertrags- und Qualitätsaspekte zu lenken.
Die Web-Applikation soll nach einer Testphase den Südtiroler Bauern im kommenden Jahr kostenlos bereitgestellt werden. Die Übertragung des Modells auf andere Regionen ist prinzipiell möglich. Allerdings ist der Aufbau der dafür erforderlichen Infrastruktur, also eines flächendeckenden Netzes an Wetterstationen, geologischer Grunddaten sowie der „Eichung“ des sehr komplexen Rechenmodells an den vorkommenden Pflanzenbeständen und Wuchsentwicklungen ziemlich aufwändig.
Hoftorbilanz hat Schwachstellen
Hoftorbilanzen liefern für Energie, Stickstoff und Phosphor brauchbare Hinweise für die nachhaltige Nutzung dieser Betriebsmittel. Will man aber die Nutzung der Nährstoffe auf dem Betrieb verbessern, müssen die Nährstoffflüsse im Stall und auf den Feldern getrennt erfasst werden. Dreh- und Angelpunkt ist dabei das Erfassen der Erträge im Grünland- und Futterbau, denn diese können bislang auf Betriebsebene kaum gemessen, sondern nur indirekt geschätzt werden. Mit dieser Problematik befasst man sich an der Luxemburger Technikerschule Ettelbrück und arbeitet dazu mit sechs Pilotbetrieben zusammen.
So wird gerechnet
Das Grundprinzip einer erweiterten Nährstoffbilanz auf Tier- und Pflanzenebene beruht darauf, dass die Werte von Futterimport, tierische Exporte, Düngerimport und Pflanzenexporte aus den Buchführungsdaten entnommen werden. Hofintern produziertes und verfüttertes Futter muss hinsichtlich des Ertrags nach einer Methode geschätzt werden, die auf der Futterenergie aus den Rationen beruht. Über die Tierzahl, Lebendgewichte und tierische Leistungen lässt sich so am Ende der Gesamtenergieverbrauch der Herde ermitteln. Durch Abzug der Energie aus dem Zukaufsfutter wird die tatsächliche Energieproduktion auf den Betriebsflächen errechnet.
Eine Hauptschwierigkeit: Bei reinen Milchviehbetrieben ist die Bilanzierung relativ einfach und hier gibt es bereits Rechentools, die in den Niederlanden erfolgreich eingesetzt werden. Bei Gemischtbetrieben, etwa mit Bullenmast oder Mutterkuhhaltung, wird es hingegen richtig kompliziert und aufwändig. So ist es erforderlich, die Grundfutterproduktion und deren Verwertung in den verschiedenen Rationen durch geschultes Personal zu erfassen. Das dauert etwa einen Tag. Deshalb zielt dieser Ansatz auf eine Verbesserung der professionellen Betriebsberatung. Die Resonanz der beteiligten Betriebe fiel positiv aus, heißt es aus Luxemburg, wo man aber noch weiteren Optimierungsbedraf dieses Kalkulationsverfahrens sieht.







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