Reduktion gemeinsam vorantreiben
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Die Verringerung und/oder der Ersatz der kupferhaltigen Präparate ist daher ein wichtiges Ziel im Ökolandbau. Wie dieses Ziel gemeinsam besser erreicht werden kann, das diskutierte auf der BIOFACH-Messe in Nürnberg eine Expertenrunde im Kupferreduktionsworkshop. „Trotz großer Fortschritte bei der Entwicklung und Testung von Alternativen in Forschung und Praxis hat sich gezeigt, dass ein kurzfristiges generelles Verbot von Kupfer im ökologischen Pflanzenschutz unabsehbare Produktionsrisiken und Kosten, beispielsweise zur Kompensation von möglichen Ertragseinbußen, mit sich bringen würde“, fasst Workshopleiterin, Dr. Annegret Schmitt, vom Julius Kühn-Institut die Meinung der Expertenrunde zusammen. Langfristig wird jedoch eine weitere Reduktion des derzeitigen Kupfereinsatzes in den meisten Kulturen als realistisch bewertet.
Am Beispiel der im EU-Projekt CO-FREE untersuchten Kulturen wird das höchste Einsparpotenzial für Kupferpräparate im Kartoffel- und Apfelanbau gesehen. In diesen Kulturarten könnten Phytophthora- oder pilzresistente neue Sorten den Erfolg bringen. Bei Tomate und Wein gibt es ebenfalls Einsparpotenziale. Hier und in weiteren Kulturen ist jedoch die Forschung, zum Beispiel an alternativen Pflanzenschutzpräparaten, essenziell.
Leider vergehen meist deutlich mehr als zehn Jahre von den ersten erfolgreichen Tests im Gewächshaus bis zu marktreifen Mitteln, was die Kosten in die Höhe treibt. „Es ist klar, Kupferreduktion ist nicht umsonst zu haben und es gibt keine einfache Lösung“, sagt Schmitt.
Eine Schlüsselrolle zur weiteren Reduktion von Kupfer spielen nach Ansicht der CO-FREE-Runde standortangepasste Management-Strategien. Dabei müssen für die verschiedenen Kulturen und Regionen einzelne Bausteine jeweils sinnvoll kombiniert werden. CO-FREE hat in verschiedenen Kulturen diverse Ansätze untersucht. Dabei zeigte sich, dass die alternativen Strategien meist deutlich teurer sind als die gängigen Kupferpräparate. Das schreckt die Anwender ab, vor allem, wenn der Handel und damit letztlich die Verbraucher die Bemühungen nicht honorieren.
„Ein langfristiger Kupferersatz durch alternative Maßnahmen kann nur dann gelingen, wenn einerseits die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen und andererseits die EU-Ökobranche als Ganzes Kupferreduktion als Ziel für sich definiert“, formuliert die JKI-Wissenschaftlerin ein Fazit der Diskussionsrunde. Hier sei auch der Gesetzgeber bzw. die Politik gefordert. Beispielsweise sollte für krankheitsresistente Sorten der Markteintritt gefördert werden oder höhere Produktionskosten in kupferfreien Anbaumethoden kompensiert werden.
Dr. Annegret Schmitt vom Julius Kühn-Institut koordiniert das von der EU-Kommission geförderte Projekt CO-FREE. Mit einem internationalen Zusammenschluss von Forschungseinrichtungen, Firmen und Anstellern von Freilandversuchen werden in CO-FREE Strategien für den Ersatz von Kupfer in integrierten und ökologischen Anbausystemen untersucht. Dr. Andrea Scherf, ebenfalls vom JKI, und Dr. Lucius Tamm vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz unterstützen die Koordinatorin.
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