Mikronährstoffe: Zünglein an der Waage
Mikronährstoffe sind wichtig. Können Pflanzen sie nicht aufnehmen, geht auch der Ertrag zurück. Was man tun kann, um einen Mangel zu vermeiden, welche Rolle die Nährstoffe in den Pflanzen bewirken und wie Mangelsymptome aussehen.
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Zuerst muss man in der Praxis herausfinden, wo ein Mangel vorliegen könnte. In der intensiven Landwirtschaft ist das gar nicht so einfach, vor allem wenn man bedenkt, dass die Erträge „gefühlt“ sehr gut im Schnitt der Jahre sind. Man muss folgende Punkte prüfen:
- Wurde der Boden ausreichend und regelmäßig gekalkt? Der pH-Wert ist hierbei nicht alles.
- Wird bei der Aussaat auf die optimale Bodengare geachtet?
- Wird regelmäßig (N)PK+Mg gedüngt und sind die Bodengehalte ausreichend?
- Ist das Verhältnis der Grundnährstoffgehalte ausgeglichen oder verschoben?
- Wird Stickstoff zusammen mit Schwefel gedüngt?
- Wird die Stickstoffdüngung bedarfsgerecht angepasst (Nutzung von verschiedenen Tools und Prognosemodellen)?
Wenn diese Fragen alle positiv beantwortet werden können, dann muss man sich über die Versorgung mit Mikronährstoffen Gedanken machen. Denn nur, wenn die Mikronährstoffe tatsächlich im Mangel sind, wirken diese auch ertragsmindernd.
Die Mikronährstoffe oder auch Spurennährstoffe werden von der Pflanze nicht wie Stickstoff oder Kalium in der Größenordnung Kilogramm je Hektar benötigt sondern in Gramm je Hektar. Welche Nährstoffe dazu gehören und in welchen Mengen dies von den Pflanzen benötigt werden, kann man der Tabelle entnehmen.
Im Boden, aber doch nicht verfügbar
Wichtig bei den Mikronährstoffen ist Folgendes: Die Bodengehalte können oftmals sehr hoch sein und trotzdem kommt es zu einem Mangel. In den meisten Fällen ist hier der pH-Wert für eine optimale Aufnahme durch die Pflanze zu hoch. Pflanzen können ihn zwar in der Rhizosphäre durch Wurzelausscheidungen absenken, aber nur in einem geringen Umfang. Die Nährstoffe müssen auf einem anderen Weg in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden.
Die erste Herausforderung ist also, zu verstehen, dass es trotz hoher Bodengehalte zu extremen Mangelsituationen kommen kann. Das ist auch der Grund, warum bei den meisten Mikronährstoffen eine Bodenuntersuchung kein aussagekräftiges Ergebnis liefert – hier sind Pflanzenanalysen wesentlich aufschlussreicher.
Mangan und Zink
Mangan (Mn) ist im Getreide in langjährig pfluglos bestellten Böden oftmals im Mangel. Durch den hohen Anteil an organischer Substanz und die damit verbundene meist starke Durchlüftung des Bodens wandelt sich das im Boden vorliegende Mn2+ insbesondere bei Trockenheit erstärkt in Mn4+ um, was für die Pflanze nicht verfügbar ist. Im Frühjahr kann dies häufig auf den oben genannten Standorten passieren, wenn sich stärker verdichtete Fahrspuren dunkelgrün vom helleren Restbestand abheben.
Am Beispiel Zink sei erläutert, wie ebenfalls hohe Bodengehalte trotzdem nicht vor Mangel schützen können. So kann es bei hohen P-Gehalten im Boden zu Zink-Phosphatkomplexen kommen, die für die Pflanze nicht nutzbar sind. Dieses Problem ist kurzfristig nicht lösbar, wodurch sich entweder eine Unterfußdüngung mit Zn-haltigen Düngern beim Mais zum Beispiel anbietet oder eben eine Düngung über das Blatt.
Bor
Bor ist seit langem ein als wichtig angesehener Mikronährstoff in Zuckerrüben und Winterraps. Allerdings in Mais ist Bor als wichtiges Element in der Praxis noch nicht angekommen: Aus circa 330 Proben aus den Jahren 2013 – 2016 waren mehr als 50 Prozent Mangelernährt. Auch hier können geeignete Unterfuß- oder Blattdüngern, die Bor enthalten, helfen.
Da Mikronährstoffe, wenn sie der Pflanze fehlen, einen starken negativen Einfluss auf den Ertrag haben, liegt ein direkter Zusammenhang mit der Stickstoff-Effizienz vor. Wenn es gelingt, durch andere Maßnahmen als die Stickstoffdüngung, wie zum Beispiel der gezielten Zugabe von Mikronährstoffen, den Ertrag zu erhöhen, so ist die Ertragsleistung je 1 kg gedüngten Stickstoffs erhöht und damit das N-Saldo entlastet.
Im Feldversuch getestet
In einem Feldversuch in Winterweizen wurde mit einem Mikronährstoffdünger für Getreide, der entsprechende Mengen an Mangan, Kupfer, Zink und Magnesium enthält, gedüngt. Gegenüber der Kontrolle wurden im Schnitt 4,8 Prozent Mehrertrag erwirtschaftet. Bei einem Ertragsniveau von 90 dt/ha wären das 4,3 dt/ha Mehrertrag bei gleicher Stickstoffdüngung!
Das heißt, das N-Saldo verbessert sich um knapp 8 kg/ha. Grund genug, im Ackerbau auch über die Notwendigkeit der Mikronährstoffdüngung nachzudenken. Vor allem wenn man bedenkt: Die häufig vorkommenden latenten Mangelsituationen sieht man mit dem bloßen Auge gar nicht. Hier ist es also angeraten, bereits in diesem Frühjahr in der Vegetation in den Kulturen Pflanzenproben zu ziehen und diese auf Mikronährstoffversorgung untersuchen zu lassen.
Spritzfenster anlegen
Wem das Ziehen von Pflanzenproben zu aufwändig ist, kann mit sog. Mikronährstoff-Cocktails, die meist kulturspezifisch erhältlich sind, Spritzfenster anlegen. Oftmals kann man bereits im Vergleich von behandelt zu unbehandelt anhand der Vitalität des Bestandes erkennen, dass hier ein Mangel zumindest latent vorhanden war. Zudem sind Mikronährstoff-Cocktails relativ niedrig konzentriert in den einzelnen Nährstoffen, so dass die Gefahr der Überdosierung eines einzelnen Mikronährstoffes nicht besteht.
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