Der Schorf liegt auf der Lauer
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Die Biologie des pilzlichen Erregers und seine Infektionsbedingungen sind gut untersucht: Im Winter werden im befallenen Falllaub Perithecien, die Fruchtkörper des Pilzes, gebildet. Dort entwickeln sich die Ascopsoren, die im Frühjahr für die Verbreitung sorgen. Wenn die Knospen der Apfelbäume aufbrechen und das erste Grün zu sehen ist, sind die ersten Ascosporen zum Ausschleudern bereit. Um einen Sporenausstoß auszulösen, ist Regen notwendig. Die Masse der Sporen wird dabei tagsüber ausgeschleudert, nachts sind nur wenige Ascosporen unterwegs.
Damit die Ascosporen auf jungem Laub und später auch auf Kelchblättern und Früchten keimen können, müssen diese ausreichend lange nass sein. Je höher die Temperatur, desto geringere Blattnasszeiten sind für eine Infektion notwendig. Ist eine Infektion erfolgt, zeigen sich bald die typischen zunächst oliv-grünen, später grau-braunen Flecken. Auf den Schorfflecken bilden sich Sommersporen (Konidien), die für die weitere Verbreitung der Pilzkrankheit sorgen, vor allem nachdem der Ascosporenflug Anfang Juni beendet ist. Computergestützte Prognosemodelle nützen dieses Wissen, um mit aktuellen Wetterdaten das Infektionsrisiko zu berechnen.
Vorbeugen – Basis der Bekämpfung
Es gilt, Primärinfektionen durch die Ascosporen zu vermeiden. Nur dann können im Sommer Schorfbehandlungen auf ein Minimum reduziert werden, auf Phasen mit sehr langer Blattnässe. Das Entfernen von Falllaub im Herbst oder spätestens vor Austriebsbeginn senkt das Sporenpotenzial. Spritzungen mit Harnstoff beim Laubfall beschleunigen den Abbau oder das Falllaub wird mit einem Laubsauger aufgesammelt. Ist mit dem ersten Ascosporenflugs zu rechnen, sollte die vorbeugende Bekämpfung mit Belagsfungiziden (zum Beispiel Delan WG, Malvin WG oder Syllit) beginnen, wenn Regen vorhergesagt wird. Das stellt die Basis der Bekämpfung dar. Die Dauer der vorbeugenden Wirkung hängt von der Regenstabilität des Präparates und dem Blattzuwachs ab. In Phasen mit starkem Zuwachs, wie etwa in der Blüte und in den folgenden Wochen, wenn bis zu zwei neue Blätter pro Woche wachsen können, ist die Wirkung sehr kurz, da der Neuzuwachs nicht geschützt ist. Der Einsatz von Belagsfungiziden sollte daher möglichst nah vor dem Regenereignis erfolgen, um keine Wirkungsdauer zu verschenken.
Risiko nach Trockenphasen
Mit diesem Wissen sollte es ein Leichtes sein, den Schorfpilz in seine Schranken zu weisen. Trotzdem gibt es immer wieder Jahre, in denen der Pilz zuschlägt. Oft werden Jahre mit längeren Trockenphasen im Frühjahr zu Schorfjahren. Woran liegt das? Während der niederschlagsfreien Zeit sammeln sich in den Perithecien die kontinuierlich reifenden Sporen an und werden beim ersten Niederschlag in extrem großer Anzahl ausgeschleudert. In unserer eigenen Sporenfalle werden dann rund zehnmal mehr Sporen gefangen als bei normalem Witterungsverlauf mit ein bis zwei Regenereignissen pro Woche. Sind nach einem solch massiven Sporenausstoß anschließend die Infektionsbedingungen hinsichtlich Temperatur und Blattnassdauer noch günstig, ist das Infektionsrisiko extrem hoch.
In solchen Fällen ist zusätzlich zu dem vor dem Regen ausgebrachten Belagsfungizid unbedingt noch eine Kurativmaßnahme nach der Infektion nötig. Die Auswahl an Mitteln dafür ist zur Zeit gering. Die im Vorblütebereich einsetzbaren Mittel (Syllit, Chorus, Scala) haben eine maximale Kurativleistung von 24 bis
48 Stunden. Im Blüte- und Nachblütebereich kann bis maximal 72 Stunden nach erfolgter Infektion das Azol-Fungizid Score eingesetzt werden. Dabei muss die Temperatur über zwölf Grad C liegen und das Laub trocken sein.
Das Ausbringen der Kurativbehandlung wird oft durch widrige Witterung, wie anhaltender Regen, starker Wind oder zu kühle Temperaturen, erschwert. Ist eine termingerechte Spritzung wegen Regen nicht machbar, kann ein Schwefelkalk-Präparat in den Regen während der Keimungsphase der Sporen eingesetzt werden, vorausgesetzt das Präparat erhält in 2018 erneut eine befristete Notfallzulassung.
Ob die Bekämpfungsmaßnahme erfolgreich war, lässt sich nach der Inkubationszeit feststellen, die je nach Temperatur zwischen einer und drei Wochen dauern kann. Kontrollen bei hochanfälligen Sorten wie Jonagold an den Blattaltersstufen, die zur Zeit der Behandlung gerade entfaltet waren, zeigen einen möglichen Befall am deutlichsten. Werden Schorfflecken gefunden, muss die Bekämpfung bei nasser Witterung bis zur Ernte fortgesetzt werden, um Fruchtschorfbefall einzuschränken.
Warndienst beachten
Hinweise zur termingerechten Schorfbekämpfung geben die regionalen Pflanzenschutzwarndienste (www.infoservice.land wirtschaft-bw.de). Neben den Ergebnissen der Prognoseprogramme fließen Wettervorhersage, Phänologie und regional auch Sporenfänge in die Empfehlungen mit ein. Bei der Auswahl der Präparate werden regional bereits aufgetretene Fungizidresistenzen berücksichtigt.
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