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Kurze Erdbeersaison

Geballte Ernte drückte auf den Preis

Deutschlandweite, hochsommerliche Temperaturen im Mai und eine ausbleibende Kältephase haben Erdbeeren in dieser Saison schneller reifen lassen. Die Folge war, dass Erdbeeren, die normalerweise zwei Wochen später reifen, zusammen mit verfrühten Erdbeeren aus dem geschützten Anbau geerntet werden mussten. Das drückte auf den Preis und stellte die Betriebe im Zusammenhang mit einem Mangel an Erntehelfern vor große Herausforderungen, wie der Verband der Süddeutschen Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) mitteilt.
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Nicht nur die gedrängte Ernte, sondern auch der sich abzeichnende Mangel an Erntehelfern machte den Erdbeerbetrieben in diesem Jahr zu schaffen.
Nicht nur die gedrängte Ernte, sondern auch der sich abzeichnende Mangel an Erntehelfern machte den Erdbeerbetrieben in diesem Jahr zu schaffen. Wener-Gnann
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Die schnelle und kompakte Reife des Erdbeersortiments führte zu hohen Erntemengen in kurzer Zeit – und das bei Erntehelfermangel. Viele Betriebe konnten die schnelle Abfolge der anfallenden Erntewellen nicht bewältigen und waren gezwungen, Flächen aus der Ernte zu nehmen. Bei dem Überangebot fielen die Preise sehr schnell und können sich nun erst mit sinkenden Erntemengen langsam etwas erholen.

„In Süd- und Mitteldeutschland hat bereits ein Großteil der Erdbeeranbaubetriebe die Ernte eingestellt oder wird dies demnächst tun. Spätsorten wie Malwina oder Terminkulturen sind noch in der Ernte. In Norddeutschland ist noch Hauptsaison, die aber ebenfalls früher, bereits Mitte Juli, abklingen wird. Es gilt, nun noch zu Erdbeeren zu greifen, wenn man nicht bis zur nächsten Saison warten will,“ erklärt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer  (VSSE).



Ein Wetter der Extreme: Hitze, Starkregen, Trockenheit



Neben der Hitze war für die Anbaubetriebe im Süden mehrfacher Starkregen und im Norden extreme Trockenheit eine Herausforderung. „Es gab bei uns im Norden viel zu wenig Regen. Die Hitze und die Trockenheit haben hier viel kaputt gemacht. Es ist das erste Jahr seit vielen Jahren, in dem viele Flächen nicht abgeerntet werden konnten. Die Frühsaison war sehr problematisch, aber da wir uns noch in der Hauptsaison befinden, kann man den Ernteverlauf noch nicht final bewerten. Wir erwarten mit den Erdbeeren aus Terminkulturen sowie von den mehrfach im Jahr blühenden und beerntbaren Pflanzen eine gute Haupt- und Spätsaison“, erklärt Tillman Keller, Erdbeeranbauberater aus Norddeutschland.
Deutschlandweit wird die Erdbeersaison in diesem Jahr zwei Wochen kürzer ausfallen. Insgesamt werden voraussichtlich bis Mitte Juli ausreichend Erdbeeren aus Deutschland im Handel sein.



Weiche Beeren bei großer Hitze



Insgesamt gab es in dieser Saison sehr viele wohlschmeckende Früchte. Bei Erdbeeren aus geschütztem Anbau war die Qualität sehr gut. In Gebieten, in denen es zu Starkregen kam, waren die Erdbeeren im Freiland beschädigt und mussten aus den Pflanzen gepflückt werden, um zu vermeiden, dass sich Fäulnis ausbreitet. Bei großer Hitze waren die Beeren etwas weicher, was zu Druckstellen und schnellerem Verderben führte. „Zum Schluss war die Qualität der Erdbeeren nicht mehr so gut, da die Erdbeerpflanzen unter Hitzestress litten. Insgesamt fällt die Erntemenge 2018 höher aus als im Vorjahr“, Katrin Hetebrügge, Erdbeeranbauberaterin in Hessen.
 

Importware verstopfte den Markt zum Start


Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) waren in diesem Jahr lange Importerdbeeren in den Lebensmittelketten zu finden. „Es ist untypisch, dass so lange spanische Erdbeeren in den Regalen zu finden sind. Da sich der Lebensmitteleinzelhandel häufig „Regionalität“ auf die Fahnen schreibt, werden normalerweise in der Hauptsaison importierte Erdbeeren durch deutschen Erdbeeren ersetzt“, erklärt Eva Würtenberger von der AMI.

Viele Anbauer und Erdbeeranbauberater stellten für diese Saison eine große Abweichung von dieser Norm fest: „Der Handel ist viel zu spät in den deutschen Markt eingestiegen und hat in der Hochsaison die Tatsache, dass es eine hohe Menge an Erdbeeren gab, von Anfang bis Ende ausgenutzt. Die Früchte werden preislich nicht honoriert. Zu diesen Preisen können Betriebe nicht produzieren und existieren. Mit diesem Umsatz kann man nicht kalkulieren und Rücklagen für Investitionen bilden,“ resümiert Christof Steegmüller, Erdbeeranbauberater in Baden-Württemberg und der Pfalz.



Erntehelfermangel erfordert politisches Handeln



Die Arbeitsspitzen konnten durch den Mangel an Erntehelferinnen und -helfern weder aufgefangen noch abgefedert werden. Tendenziell bestand bei vielen Betrieben Personalnot. „Diese wird sich auch in Zukunft verschärfen“, erklärt VSSE-Vorstandssprecher Simon Schumacher, „denn in Polen und Rumänien läuft es wirtschaftlich besser, und zusätzlich konkurrieren die Erdbeeranbauer mit Arbeitsangeboten anderer Branchen, die körperlich weniger anstrengend sind und teilweise auch eine berufliche Perspektive bieten. Deswegen ist es wichtig, dass man den Zugang zu Arbeitskräften aus dem Westbalkan verbessert und aus der Ukraine ermöglicht und zudem die 3-Monate- beziehungsweise 70-Tage-Regelung für die sozialversicherungsfreie, kurzfristige Beschäftigung beibehält.“

Sollte diese Regelung wieder auf zwei Monate reduziert werden, würde das für Betriebe deutlich mehr Kosten verursachen und das Risiko des Erntehelfermangels erhöhen. Denn die meisten Betriebe benötigen drei Monate lang Saisonarbeitskräfte, und Erntehelfer ziehen es vor, drei Monate lang den Lohn ohne Abzüge der Sozialversicherung zu erhalten. Zudem profitieren Erntehelferinnen und Erntehelfer nur gering von den Sozialversicherungsbeiträgen, da beispielsweise die Rentenanwartschaft bei fünf Jahren, hochgerechnet bei dreimonatiger Beschäftigung pro Jahr bei 20 Jahren, liegt, und die Rente mit rund 2,50 Euro monatlich sehr gering ausfällt.

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