Kartoffeln - sehr frühe Speiseware
Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg hat die Ergebnisse der Sortenversuche der sehr frühen Speiseware herausgebracht. Getestet wurde in Südbaden und im Kreis Ludwigsburg.
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In den Landessortenversuchen werden neue Sorten mit bewährten Sorten verglichen. Über drei Jahre können neu zugelassene Sorten ihr Leistungsvermögen zeigen.Ein- und zweijährige Ergebnisse sind mit Vorbehalt zu beurteilen, da der Witterungsverlauf für die Ausprägung der untersuchten Eigenschaften der Kartoffelknollen und für das Auftreten von Krankheiten eine große Rolle spielt. Die Aussagefähigkeit der Versuchsergebnisse steigt mit der Anzahl der Versuchsjahre.
Wichtige Kriterien bei der Beurteilung von Speisekartoffeln sind Ertrag, Sortierung, Knollenform, Schalenbeschaffenheit, Speisequalität, Stärkegehalt, Veredlungseignung und Resistenz gegenüber wichtigen Krankheiten. In Deutschland werden nur noch nematodenresistente Sorten zugelassen. Die Versuche im sehr frühen Sortiment wurden in den Frühkartoffelgebieten Hartheim-Feldkirch (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) und Bönnigheim (Landkreis Ludwigsburg) angelegt.
Erträge wie im Vorjahr
In Hartheim-Feldkirch wurde der Folienversuch am 22. Februar, der Freilandversuch am 23. März unter guten Witterungs- und Bodenbedingungen gepflanzt. Die Folie wurde am Tag der Pflanzung aufgelegt und am 16. April abgenommen. Aufgrund der kühlen Witterung mußten die Versuche insgesamt siebenmal frostschutzberegnet werden. Der Schädlings- und Krankheitsdruck war gering. Der Folienversuch wurde am 24. Juni, der Freilandversuch am 30. Juli gerodet. Es wurden im Folienversuch hohe Erträge mit hohen Anteilen mittlerer Sortierung und zum Teil sortenuntypisch niedrigen Stärkewerten erreicht.
Die Erträge fielen etwa gleich aus wie 2018 und höher als 2017. Bei den Knollenbonituren zeigte sich, dass die größten Qualitätsmängel ergrünte Knollen waren, wobei die Qualitäten 2019 insgesamt besser waren als in den Vorjahren. Im Freilandversuch wurden durchschnittliche Erträge (geringer als 2018 und 2017) mit hohen Anteilen an Übergrößen erreicht. Im Freilandversuch verursachte Schadfraß die größten Qualitätsmängel an den Knollen.
Gute Qualitäten in Bönnigheim
Der Versuch wurde in Bönnigheim bei guten Bedingungen am 29. März mit vorgekeimten Pflanzgut ausgepflanzt. Die Bestände liefen in der dritten Aprilwoche auf, Frostschäden traten nicht auf. Die Jugendentwicklung war zügig, was dazu führte, dass sich die Reihen bereits Ende Mai schlossen. Ausreichende Niederschläge im Mai und Juni sorgten für einen hohen Knollenansatz und ein starkes Krautwachstum. Ein Starkregen in der letzten Juniwoche setzte der Dammstruktur sehr zu, die Folge waren vielfach ergrünte Knollen. Der Schädlingsdruck durch Kartoffelkäfer und Drahtwürmer war hoch.
Der Versuch wurde am 29. Juli geerntet. Es wurden in Bönnigheim durchschnittliche Erträge erreicht, die deutlich geringer als 2018 waren aber vergleichbar mit den Erträgen 2017. Die Sortierungen zeigten stark variierende Kaliber. Auffallend sind die standortuntypisch niedrigen Stärkewerte. Auch am Standort Bönnigheim waren die Qualitäten 2019 über alle Sorten besser als in den vergangenen Jahren.
Geprüfte Sorten
Albertine ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Sie ist keimruhig bei mittleren bis leicht überdurchschnittlichen Erträgen. Sie zeigte 2019 einen ungewöhnlich niedrigen Stärkewert.Anett ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit rund-ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale.
Anett ist keimruhig. Sie zeigt leicht unterdurchschnittliche Erträge bei eher großfallender Sortierung. Anett ist gut resistent gegen Y-Virus. 2019 war erstmalig bei Anett die Schalenfestigkeit nicht gegeben.Annabelle ist eine sehr frühe, festkochende Salatsorte mit gelber Fleischfarbe, langer Knollenform und flachen Augen.
Annabelle ist sehr keimfreudig, ihre Erträge sind leicht unterdurchschnittlich. Sie zeigt eine mittlere Sortierung und ist im Nachauflauf stark Metribuzin-empfindlich.Anuschka ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit runder Knollenform, gelber Fleischfarbe und sehr flachen Augen.
Anuschka ist keimfreudig, erbringt unterdurchschnittliche Erträge bei mittelgroßer Sortierung, sie ist nur gering anfällig für Virusbefall. Je nach Standort und Witterung kann Anuschka zu Eisenflecken neigen.
Colomba ist eine sehr frühe, sehr keimfreudige, vorwiegend festkochende Sorte mit rund-ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und mittlerem Knollenansatz. Sie sollte hoch angehäufelt werden, um grüne Knollen zu vermeiden. Die Sorte ist empfindlich gegen Krautfäule. Sie ist wasch- und packfähig. Colomba neigt zu Übergröße und bringt hohe Erträge.
Corinna ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und einer gelben Fleischfarbe. Corinna weist eine mittlere Keimfreudigkeit, mittlere Erträge und eine sehr hohe Y-Virus- und Eisenfleckigkeitsresistenz auf. Corinna neigt zu großfallender Sortierung.
Glorietta ist eine sehr frühe, festkochende, lang-ovale Salatsorte mit gelber Fleischfarbe. Glorietta sollte in Keimstimmung gebracht werden. Bei schwachen bis mittleren Erträgen und einem mittleren Knollenansatz hat sie eine sehr gute Speisequalität. Glorietta ist krautfäuleanfällig. Sie eignet sich zur Direktvermarktung und ist für eine sehr frühe Sorte relativ lang lagerfähig.
La Vie ist eine frühe, festkochende, oval bis lang-ovale Sorte mit gelber Fleischfarbe und glatter Schale. La Vie ist keimfreudig und zeigt überdurchschnittliche Ertragsleistungen bei einem hohen Anteil mittlerer Größen in der Sortierung. Aufgrund ihrer etwas späteren Reifezeit war die Schalenfestigkeit im Folienversuch noch nicht gegeben.
Lea ist eine sehr frühe, festkochende Kartoffelsorte mit ovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Ihre Erträge sind unterdurchschnittlich bei einem hohen Anteil mittlerer Sortierung.
Maya ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit rund-ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Die Erträge sind deutlich unterdurchschnittlich bei einem hohen Anteil mittlerer Sortierung und relativ niedrigen Stärkegehalten.
Solist ist eine sehr frühe Sorte mit rund-ovaler Knollenform, flacher bis mittlerer Augentiefe, hellgelber Fleischfarbe und genetzter Schale. Bei guter Vorkeimung und kontinuierlicher Bewässerung bringt sie bei mittleren Erträgen gute Qualitäten. Sie reagiert auf Metribuzin sehr empfindlich und ist alternariaanfällig.












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