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Interpoma Connects

Nachhaltigkeitsstrategie und Biodiversität

Von kreativer Kommunikation bis zur Ernteprognose-App - die Interpoma Connects 2020 spannte einen weiten Bogen. Die ersten rein digitalen Fachtage fanden Anklang. Insgesamt fast 1000 Personen aus über 50 Ländern nahmen daran teil, um sich über neueste Forschungsergebnisse auszutauschen, wobei Nachhaltigkeit und Biodiversität im Obstbau einen Schwerpunkt bildeten. Ferner wurde der Startup Award verliehen. Als Sieger ging ein junges Unternehmen aus Österreich aus dem Wettbewerb hervor.
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Der erstmals virtuell abgehaltende Apfelkongress zur Interpoma, die Interpoma Connects, wurde gut angenommen. Wichtige Themen waren Biodiversität und Nachhaltigkeit.
Der erstmals virtuell abgehaltende Apfelkongress zur Interpoma, die Interpoma Connects, wurde gut angenommen. Wichtige Themen waren Biodiversität und Nachhaltigkeit. @Marco-Parisi-Fotografo
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Zum Einstieg erklärte Wilhelm Kremer-Schillings, der als Bauer Willi durch seinen Blog öffentlichkeitswirksam im Internet auftritt, wieso Bauern allgemein beliebt sind, nicht aber die von ihnen betriebene Landwirtschaft. Die Gründe dafür seien vielfältig: die Verstädterung, neue Medien, in denen Landwirte unterrepräsentiert seien, die Individualisierung der Gesellschaft und vor allem fehlendes beziehungsweise nicht korrektes Wissen über den Beruf des Bauern. Kreative Kommunikation kann die Lösung sein: eine persönliche und ehrliche Ansprache, aber auch ein geschulter und routinierter Dialog auf Augenhöhe mit dem jeweiligen Ansprechpartner.

Reden über das, was man tut

Nach diesem praktischen Einblick folgte die fachliche Untermauerung durch Christoph Josephi von der Stuttgarter Agentur panama PR. Statt auf positive Berichterstattung zu hoffen, erklärte Josephi, sollte auf schlechte Nachrichten oder falsche Fakten am besten mit positiver Kommunikation reagiert werden. Denn wer nachprüfbar mehr tut als andere, muss unbedingt darüber reden.

Sustainapple – Nachhaltigkeitsstrategie der Südtiroler Apfelwirtschaft

Das gilt auch für das überstrapazierte Thema Nachhaltigkeit, dem sich die folgenden Redner widmeten. So präsentierte Alfred Strigl vom plenum Österreich die gemeinsam mit allen wichtigen Akteuren im Lande erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie der Südtiroler Apfelwirtschaft namens sustainapple. Die langfristig angelegte Agenda dient einerseits als Standortbestimmung und gleichzeitig als Ausblick in die Zukunft. Anhand der drei Aktionsbereiche „Südtiroler Apfel als weltweites Erfolgsmodell”, „Wir ernähren die Menschen gesund“ und „Die Natur als Partnerin“ wurden zehn konkrete Maßnahmenpakete und ein Zeitplan aufgestellt, um die Südtiroler Apfelwirtschaft nachhaltiger und damit natur- und umweltbewusster, sozial gerechter und wirtschaftlich fairer zu gestalten.

Biodiversität steigern

In dieselbe Richtung geht das Biodiversitätsprojekt des Südtiroler Landwirtschaftsassessorats, das anschließend Landesrat Arnold Schuler persönlich vorstellte und das Südtirol zum Obstgarten Europas mit der größten Artenvielfalt machen soll. Erreicht werden soll dies über eine Vielfalt der Lebensräume und deren Artenvielfalt sowie die Lebendigkeit der Böden. Dazu läuft gegenwärtig ein langfristig angelegtes und flächendeckendes Biodiversitätsmonotoring unter der Leitung von Eurac Research.

Neue Studie zum CO2-Fußabdruck

Spannende Themen gab es auch am zweiten Kongresstag: Dass beim Anbau, der Lagerung und dem Transport des wichtigsten Exportprodukts Südtirols um die halbe Welt Energie verbraucht und Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird, ist nichts Neues. Wohl aber die Ergebnisse der lang angelegten Studie zum „carbon footprint“ des Apfels in Südtirol und Trentino. Damit ist es erstmals möglich, jene Eingriffe im Anbau wie in den Phasen nach der Ernte zu benennen, um die Apfelproduktion in Sachen Umweltverträglichkeit zu verbessern und damit den Bedürfnissen der Obstbauern und dem Wunsch des Konsumenten nach einer nachhaltigen Produktion gleichermaßen entgegen zu kommen. Die Studie wurde beim Interpoma Congress exklusiv von Professor Massimo Tagliavini und Damiano Zanotelli von der Freien Universität Bozen vorgestellt.

Projekt zum Nullrückstand

Alain Vialaret, Ex-Direktor der französischen Firma Blue Whale, stellte ein vielversprechendes Genossenschaftsprojekt zum Nullrückstand in der Landwirtschaft vor. Die Marke “Zéro résidu de pesticides” ist nicht nur allgemein und leicht verständlich, sondern auch wissenschaftlich untermauert, da bei so gekennzeichnetem Obst und Gemüse keine Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen werden können. Zwar erst seit zwei Jahren, aber bereits mit 36 verschiedenen Produkten ganzjährig auf dem Markt präsent, ist die Marke in Frankreich sehr bekannt und hat mit fünf Prozent Marktanteil in sieben Jahren ein ambitioniertes Ziel.

Invasive Arten und neue Unterlagen

Luciana Tavella, Professorin an der Universität Turin, beschäftigte sich mit invasiven Arten wie der marmorierten Baumwanze oder der sogenannten Samuraiwespe, die bei Vorfinden passender Wirtspflanzen exponentiell wachsen und dadurch massive Umwelt-, wirtschaftliche und auch soziale Folgen haben können, und erklärte, welche Gegenmaßnahmen erfolgversprechend sind.
Abschließend beschäftigte sich der Interpoma Congress zum ersten Mal in seiner über 20-jährigen Geschichte mit dem versteckten Teil des Apfelbaumes, nämlich seiner Unterlage. Seit über hundert Jahren gibt es die heute in Europa und darüber hinaus konkurrenzlos dominierende Unterlage M9. Aber nichts währt für immer, oder doch? Walter Guerra, Chef-Pomologe des Versuchszentrums Laimburg, konnte zur Beantwortung dieser Frage Vertreter von drei äußerst vielversprechenden Züchtungsprogrammen weltweit begrüßen, nämlich aus Großbritannien, Neuseeland und den USA. Dabei wurde klar, dass die Unterlagen Einfluss auf Ertrag und Fruchtqualität haben und einen Beitrag zu einem nachhaltigeren und klimaangepassten Apfelanbau leisten können. In Zukunft stehen den Landwirten nicht nur viele neue Apfelsorten, sondern eine Reihe an innovativen Unterlagen zur Verfügung.

Startup Award geht nach Österreich

Als stimmiger Abschluss der zweitägigen Plattform für die internationale Apfelwirtschaft diente der Interpoma Startup Award am Freitagnachmittag. Elf Teilnehmer aus sieben Ländern kämpften um den Preis für das beste Jungunternehmen. Dabei überzeugte Pixofarm aus Österreich die achtköpfige Fachjury am meisten. Die App ermöglicht es, anhand von Apfelfotos in Echtzeit Informationen über den Zustand des Obstes zu erhalten und Prognosen zur Ernte zu erstellen. Damit sicherte sich das Startup als Hauptpreis einen eigenen Stand auf der nächsten Auflage der Weltleitmesse der Apfelwirtschaft Interpoma vom 4. bis 6. November 2021, um sich dort einem internationalen Fachpublikum präsentieren zu können. Bei dieser Messe wird zum ersten Mal auch der Interpoma Award vergeben für herausragende Leistungen in der Sorteninnovation. Bewerbungen sind bis Ende August 2021 möglich.

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