Ergebnisse Kartoffeln - sehr frühe Speiseware
Welche Kartoffelsorte darf es sein? Wie die 13 geprüften Sorten des sehr frühen Sortiments im Freiland und unter Folie abgeschnitten haben, hat Felix Klausmann für Sie zusammengestellt.
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Da das Bundessortenamt bei der Kultur Kartoffeln keine Wertprüfungen mehr durchführt und deswegen keine umfassende Beschreibende Sortenliste mehr erstellt, werden die Ergebnisse der Landessortenversuche für die Landwirte nocht wichtiger.
Die Versuchsstandorte
Die Versuche im sehr frühen Sortiment wurden in den Frühkartoffelgebieten Hartheim-Feldkirch (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Rheinebene) und Bönnigheim (Landkreis Ludwigsburg) auf dem zentralen Versuchsfeld des Heilbronner Unterlandes angelegt.
Versuchsstandort | Anbau unter Folie | Freilandanbau | Beregnung |
Feldkirch-Hartheim | X | X | X |
Bönnigheim | --- | X | --- |
Der Versuch in Hartheim–Feldkirch wird vom LTZ Augustenberg, der Versuch in Bönnigheim vom Landratsamt Heilbronn betreut.
Standort Hartheim-Feldkirch
Die Pflanzung des Folienversuches erfolgte am 09. März, die Pflanzung des Freilandversuches (ohne Folienauflage) am 30. März unter guten Witterungs- und Bodenbedingungen. Die Folie wurde am Tag der Pflanzung aufgelegt und am 23. April abgenommen. Der Folienversuch lief in der ersten Aprilwoche auf, der Freilandversuch in der letzten Aprilwoche. Aufgrund der kühlen Witterung mussten die Versuche zwölfmal Frostschutzberegnet werden. Der Schädlingsdruck war gering. Der Krankheitsdruck durch Krautfäule war aufgrund der wochenlang anhaltendenden Niederschläge sehr hoch. Die Niederschläge verzögerten die Abreife der Kartoffeln und erschwerten die Krautminderung, da die eingesetzten Mittel verdünnt wurden und der Acker nur bedingt befahrbar war. Die Krautminderung des Folienversuches wurde am 28. Juni kombiniert mit einer mechanischen und einer chemischen Maßnahme durchgeführt. Die Krautminderung des Freilandversuchs erfolgte am 16. Juli. Der Folienversuch wurde am 12. Juli, der Freilandversuch am 02. August gerodet.
Im Folienversuch wurden hohe bis sehr hohe Erträge mit vereinzelt sehr hohen Anteilen großfallender Sortierung und relativ niedrigen Stärkewerten erreicht. Die Erträge fielen höher aus als 2020 und 2019. Bei den Knollenbonituren zeigte sich, dass die größten Qualitätsmängel mechanisch beschädigte Knollen und Knollen mit Eisenfleckigkeit waren, wobei die Qualitäten 2021 gegenüber 2020 etwas schlechter waren.
Im Freilandversuch wurden ebenfalls überdurchschnittliche Erträge, mit zum Teil sehr hohen Anteilen an Übergrößen erreicht. Im Freilandversuch waren mechanisch beschädigte Knollen und Knollen mit Schadfraß die größten Qualitätsmängel. Die Qualitäten waren insgesamt besser als 2020.
Standort Bönnigheim
Der Versuch wurde bei guten Bedingungen am 30. März ausgepflanzt. Die Bestände liefen einheitlich in der ersten Maiwoche auf. Frostschäden traten nicht auf. Hohe Niederschläge im Frühsommer führten zu einem starken Krautwachstum und einem hohen Knollenansatz. Der Reihenschluß wurde Anfang Juni erreicht. Der Schädlingsdruck durch Kartoffelkäfer war hoch. Der Versuch wurde am 28. Juli geerntet.
Am Standort Bönnigheim wurden 2021 hoch überdurchschnittliche Erträge erzielt. Die Sortierungen zeigten bei einigen Sorten hohe Anteile an Übergrößen. Die Stärkewerte lagen eng beieinander im mittleren Bereich. Bei den Qualitätsbonituren zeigten sich mechanisch beschädigte und deformierte Knollen. Die Qualitäten und der Anteil an verkaufsfähiger Ware waren 2021 am Standort Bönnigheim gut bis sehr gut und insgesamt besser als 2020.
Ergebnisse Landessortenversuche Kartoffeln, sehr frühes Sortiment
In den Landessortenversuchen werden neue Sorten mit bewährten Sorten verglichen. Über drei Jahre können neu zugelassene Sorten ihr Leistungsvermögen zeigen. Die Versuchsergebnisse werden für die Beratung der Kartoffelanbauer genutzt. Ein- und zweijährige Ergebnisse sind mit Vorbehalt zu beurteilen, da der Witterungsverlauf für die Ausprägung der untersuchten Eigenschaften der Kartoffelknollen und für das Auftreten von Krankheiten eine große Rolle spielt. Die Aussagefähigkeit der Versuchsergebnisse steigt mit der Anzahl der Versuchsjahre.
Ergebnisse der LSV Kartoffeln 2021, sehr früh; unter Folie und im Freiland
Wichtige Kriterien bei der Beurteilung von Speisekartoffeln sind Ertrag, Sortierung, Knollenform, Schalenbeschaffenheit, Speisequalität, Stärkegehalt und Resistenz gegenüber wichtigen Krankheiten. Zur Zulassung kommen in Deutschland nur noch Sorten, die Nematodenresistenz aufweisen.
Geprüfte Sorten
- Annabelle ist eine sehr frühe, festkochende Salatsorte mit gelber Fleischfarbe, langer Knollenform und flachen Augen. Annabelle ist sehr keimfreudig, ihre Erträge sind leicht unterdurchschnittlich. Annabelle zeigt eine mittlere Sortierung bei mittlerer Y-Virus- und Krautfäulestabilität. Sie ist im Nachauflauf stark metribuzinempfindlich. Auf Schalenfestigkeit ist zu achten.
- Annegret ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit runder Knollenform, gelber Fleischfarbe und sehr flachen Augen. Annegret zeigt durchschnittliche Erträge bei einem hohen Anteil mittlerer Kaliber. Sie ist hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus, ihre Krautfäuleanfälligkeit liegt im mittleren Bereich. Annegret zeichnet sich aus durch eine geringe Anfälligkeit gegen mehrere Kartoffelkrebserreger.
- Anuschka ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit runder Knollenform, gelber Fleischfarbe, flachen Augen, glatter Schale und gutem Geschmack. Anuschka ist geeignet für den Anbau unter Folie und sollte in Keimstimmung gebracht werden. In der Regel weist sie einen geringen Knollenansatz auf und bildet schnell große Knollen. Anuschka erbringt leicht unterdurchschnittliche Erträge und neigt zu Übergröße (Folienbereich). Anuschka ist nur gering bis sehr gering anfällig für Y-Virusbefall. Die Krautfäuleanfälligkeit von Anuschka ist mittel bis hoch. Je nach Standort und Witterung kann Anuschka zu Eisenflecken neigen.
- Colomba ist eine sehr frühe, sehr keimfreudige, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, hellgelber bis gelber Fleischfarbe und mittlerem Knollenansatz. Es empfiehlt sich, Colomba hoch anzuhäufeln, um grüne Knollen zu vermeiden. Die Sorte ist krautfäuleanfällig. Sie ist wasch- bzw. packfähig. Colomba neigt zu Übergröße (Folienbereich) und erbringt überdurchschnittliche Erträge. Die Stärkegehalte von Colomba liegen im unteren Bereich, die Anfälligkeit gegenüber Y-Virusbefall im mittleren Bereich.
- Corinna ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, glatter Schale und einer gelben Fleischfarbe. Corinna weist eine mittlere Keimfreudigkeit, überdurchschnittliche Erträge und eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen Y-Virus- und Eisenfleckigkeit auf. Die Krautfäuleanfälligkeit von Corinna ist mittel. Corinna neigt zu großfallender Sortierung. Die Stärkegehalte von Corinna liegen über die Jahre eher im unteren Bereich.
- Glorietta ist eine sehr frühe, festkochende, langovale Salatsorte mit tiefgelber Fleischfarbe. Glorietta sollte in Keimstimmung gebracht werden. Bei schwachen bis mittleren Erträgen und einem mittleren Knollenansatz hat Glorietta eine sehr gute Speisequalität. Glorietta ist mittel bis hoch anfällig für Krautfäule und hoch anfällig gegenüber Y-Virusbefall. Glorietta eignet sich zur Direktvermarktung und ist für eine sehr frühe Sorte relativ lang lagerfähig.
- La Vie ist eine frühe, festkochende, oval bis langovale Sorte mit gelber Fleischfarbe und glatter Schale. La Vie ist keimfreudig, zeigt einen sehr hohen Knollenansatz und überdurchschnittliche Ertragsleistungen bei einem hohen Anteil mittlerer Größen in der Sortierung. La Vie ist mittel bis hoch anfällig gegenüber Krautfäule- und Y-Virusbefall. La Vie benötigt eine gute Versorgung mit Nährstoffen und Wasser. Es muß bei sehr früher Rodung auf die Schalenfestigkeit und den Stärkegehalt geachtet werden.
- Lea ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Lea erbringt unterdurchschnittliche bis mittlere Erträge bei einem hohen Anteil mittlerer Kaliber. Lea ist gering bis mittel anfällig gegenüber Krautfäule- und Y-Virusbefall. Beim Anbau unter Folie muß auf eine frühe Alternariabekämpfung geachtet werden.
- Marta ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Marta zeigte deutlich überdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Anteil mittlerer Kaliber. Marta ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virusbefall und mittel krautfäuleanfällig.
- Maya ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit rundovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Maya zeigt deutlich unterdurchschnittliche Erträge bei einem hohen Anteil an mittleren Kalibern in der Sortierung. Maya ist nur gering anfällig gegen Y-Virus und gering bis mittel krautfäuleanfällig.
- Mikado ist eine sehr frühe, festkochende Sorte rundovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Mikado befindet sich im ersten Versuchsjahr. Mikado ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virusbefall und mittel bis hoch krautfäuleanfällig. Mikado zeigte 2021 deutlich überdurchschnittliche Erträge, bei einem sehr hohen Anteil Übergrößen im Folienbereich.
- Prada ist eine sehr frühe, festkochende Sorte ovaler Knollenform, hellgelber Fleischfarbe und glatter Schale. Prada befindet sich im ersten Versuchsjahr. Prada ist hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus- und Krautfäulebefall. Prada erzielte überdurchschnittliche Erträge (Anbau ohne Folie) bei der Tendenz zu großfallenden Kalibern in der Sortierung.
- Solist ist eine sehr frühe Sorte mit rundovaler Knollenform, flacher bis mittlerer Augentiefe, hellgelber Fleischfarbe und genetzter Schale. Bei guter Vorkeimung und kontinuierlicher Bewässerung bringt sie bei unterdurchschnittlichen Erträgen gute Qualitäten. Auf Metribuzin - Anwendung reagiert sie sehr empfindlich. Die Alternariaanfälligkeit ist zu beachten. Die Krautfäule- und Y-Virusanfälligkeit von Solist liegt im mittleren Bereich.
Auf der Webseite des LTZ Augustenberg finden Sie die amtliche Sortenempfehlung für Baden-Württemberg. Diese wird am Ende eines jeden Jahres aktualisiert.
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