Asiatische Schlupfwespe gegen Kirschessigfliege
Die invasive Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist ein verheerender Schädling im Beeren-, Steinobst- und Weinbau. In der Schweiz wird nun versucht, mit der Freisetzung eines natürlichen Gegenspielers aus ihrem Herkunftsgebiet in Ostasien gegen den Schädling vorzugehen.
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Die Freisetzungsversuche der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope und des Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) im Jura und im Tessin sollen klären, ob sich diese Schlupfwespe in der Schweiz ansiedeln kann, um die Population der Kirschessigfliege zu regulieren und Produktionsverluste zu verringern. Vor dem nur rund drei Millimeter kleinen Schädling ist kaum ein Obst sicher. Die Maden von Drosophila suzukii haben Appetit auf Beeren, Steinobst und sogar Trauben.
Die Kirschessigfliege stammt ursprünglich aus Ostasien. In der Schweiz, wo sie noch keine effizienten natürlichen Feinde hat, wurde sie 2011 erstmals nachgewiesen. Hier legen ihre Weibchen als einzige Fruchtfliegen-Art die Eier in unbeschädigte, reifende Früchte, die danach nicht mehr verkauft werden können.
Natürliches Gleichgewicht anstreben
Forschende von Agroscope und CABI setzen in der laufenden Woche an ausgewählten Standorten in den Kantonen Jura und Tessin 800 bis 1000 ausgewachsene Schlupfwespen (Ganaspis brasiliensis) in unmittelbarer Nähe zu Früchten aus, die von der Kirschessigfliege befallen sind. Die Schlupfwespen sollen die Larven des Schädlings parasitieren, worauf diese im Anschluss absterben.
Nach der Freisetzung erfolgt ein Monitoring in dem Gebiet, wobei untersucht wird, ob sich die Schlupfwespe in der Schweiz ansiedeln kann. So könnte mittel- bis langfristig ein natürliches Gleichgewicht gegen die Kirschessigfliege erreicht werden, damit sie sich nicht weiterhin ungehindert vermehren kann. Das Ziel ist, ihre Population natürlich zu verkleinern und so die Schäden in der Landwirtschaft ohne zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verringern.
Erste kontrollierte Freisetzung
Das Besondere an der Aktion: Anders als bei früher freigesetzten exotischen Schlupfwespen beispielsweise gegen die Marmorierte Baumwanze oder gegen die Bananenschmierlaus im Wallis, kommt Ganaspis brasiliensis in der Schweiz noch nicht vor. Es ist somit der erste gebietsfremde Nützling, der seit dem Inkrafttreten der Freisetzungsverordnung von 2008 in der Schweiz für die biologische Schädlingsbekämpfung freigesetzt wird. Gleiches wurde in den letzten drei Jahren bereits in Italien und den USA und diese Woche in Frankreich gemacht. Erste Resultate aus diesen Ländern stimmen optimistisch.
Bekämpfung läuft seit Jahren
Da die Kirschessigfliege auch wildwachsende Früchte außerhalb der landwirtschaftlichen Produktion befällt, braucht es großflächige und langfristige Maßnahmen, die auch dort die ungehinderte Vermehrung des Eindringlings eindämmt. Die klassische biologische Kontrolle, bei der nach natürlichen Gegenspielern im Herkunftsgebiet des invasiven Schädlings gesucht wird, die dann als Nützlinge eingeführt werden, kann ein Teil dieser Lösung sein.
Erfolgreiche Suche in Ostasien
Die Suche nach einem solchem Nützling begann 2015, als verschiedene Forschungsgruppen, darunter auch Wissenschaftler vom CABI, erste Untersuchungen in Asien unternahmen. Dabe stießen die Forschenden auf Ganaspis brasiliensis als natürlichen Gegenspieler. Seither wird diese parasitische Schlupfwespe in der Schweiz unter kontrollierten Laborbedingungen erforscht, um die notwendige Biosicherheit zu gewährleisten und das Risiko von negativen Auswirkungen auf heimische Arten ausloten. Dabei zeigte sich, dass Ganaspis brasiliensis auf die Kirschessigfliege spezialisiert und es höchst unwahrscheinlich ist, dass Larven von heimischen Fruchtfliegen parasitiert werden.
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