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Landessortenversuche sehr frühe Kartoffeln 2023

Da das Bundessortenamt für Kartoffeln keine Wertprüfungen mehr durchführt und somit keine umfassende Beschreibende Sortenliste mehr erstellt, werden die Landessortenversuche für die Landwirte noch wichtiger.

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Die Versuche im sehr frühen Kartoffelsortiment wurden in den Frühkartoffelgebieten Hartheim-Feldkirch (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Rheinebene) und Bönnigheim (Landkreis Ludwigsburg) auf dem zentralen Versuchsfeld des Heilbronner Unterlandes angelegt. Der Versuch in Hartheim–Feldkirch (Anbau unter Folie und im Freiland sowie mit Beregnung) wird vom LTZ Augustenberg, der Versuch in Bönnigheim (Anbau im Freiland ohne Beregnung) vom Landratsamt Heilbronn betreut.

Hoher Krankheitsdruck

Am Standort Hartheim-Feldkirch erfolgte die Pflanzung des Folienversuches am 2. März, die Pflanzung des Freilandversuches (ohne Folienauflage) am 7. März unter guten Witterungs- und Bodenbedingungen. Die Folie wurde am Tag der Pflanzung aufgelegt und am 23. April abgenommen. Der Folienversuch lief in der ersten Aprilwoche auf, der Freilandversuch 14 Tage später. Aufgrund der kühlen Witterung mussten die Versuche sechsmal zum Frostschutz beregnet werden.

Der Krankheitsdruck war aufgrund der folgenden, wochenlang anhaltenden, feuchten Witterung hoch. Der Schädlingsdruck war gering. Die Krautminderung des Folienversuches wurde am 12. Juni kombiniert mit einer mechanischen und einer chemischen Maßnahme durchgeführt. Die Krautminderung des Freilandversuchs erfolgte am 06. Juli. Der Folienversuch wurde am 29. Juni, der Freilandversuch am 21. Juli gerodet.

Hohe Erträge und Qualitätsmängel; Bönnigheim nicht gewertet

Es wurden im Folienversuch hohe Erträge mit relativ niedrigen Stärkewerten erreicht. Die Ertragswerte fielen etwas geringer aus als 2021 und 2020. Bei den Knollenbonituren zeigte sich, dass die größten Qualitätsmängel durch Dry Core (Befall mit Rhizoctonia) verursacht wurden, wobei die Qualitäten 2023 gegenüber 2022 insgesamt etwas schlechter waren. Im Freilandversuch wurde 2023 das hohe Ertragsniveau von 2022 übertroffen. Viele Sorten zeigten hohe bis sehr hohe Anteile an Übergrößen. Im Freilandversuch verursachte ebenfalls Dry Core (Befall mit Rhizoctonia) die größten Qualitätsmängel. Die Qualitäten waren insgesamt deutlich schlechter als 2022.

Am Standort Bönnigheim konnte der Versuch aufgrund der Witterungsverhältnisse (anhaltende Hitze und Trockenheit) in der Vegetationsperiode 2023 und deren Auswirkungen auf die Kartoffeln nicht gewertet werden.

Neue und bewährte Sorten im Vergleich

In den Landessortenversuchen werden neue Sorten mit bewährten Sorten verglichen. Über drei Jahre können neu zugelassene Sorten ihr Leistungsvermögen zeigen. Die Versuchsergebnisse werden im Internet auf der Webseite des LTZ veröffentlicht und für die Beratung der Kartoffelanbauern genutzt.

Ein- und zweijährige Ergebnisse sind mit Vorbehalt zu beurteilen, da der Witterungsverlauf für die Ausprägung der untersuchten Eigenschaften der Kartoffelknollen und für das Auftreten von Krankheiten eine große Rolle spielt. Die Aussagefähigkeit der Versuchsergebnisse steigt mit der Anzahl der Versuchsjahre.

Wichtige Kriterien bei der Beurteilung von Speisekartoffeln sind Ertrag, Sortierung, Knollenform, Schalenbeschaffenheit, Speisequalität, Stärkegehalt und Resistenz gegenüber wichtigen Krankheiten. Zur Zulassung kommen in Deutschland nur noch Sorten, die Nematodenresistenz aufweisen.

Adorata befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Adorata ist eine festkochende Sorte mit gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und langovaler Knollenform. Die Widerstandskraft gegen das Y-Virus ist hoch, die Krautfäuleanfälligkeit ist mittel. Adorata erbrachte unter Folie und im Versuch ohne Folienauflage überdurchschnittliche Erträge bei einem hohen Anteil an großfallenden Kalibern in der Sortierung.

Annabelle ist eine sehr frühe, festkochende Salatsorte mit gelber Fleischfarbe, langer Knollenform, flachen Augen und einem guten Speisewert. Annabelle ist sehr keimfreudig, ihre Ertragsleistungen sind leicht unterdurchschnittlich. Annabelle zeigt im Anbau ohne Folienauflage eine Sortierung mit einem höheren Anteil großausfallender Ware als im Anbau unter Folie. Annabelle ist gegenüber dem Y-Virus  und Krautfäule mittelstabil. Sie ist im Nachauflauf stark metribuzinempfindlich. Auf Schalenfestigkeit ist zu achten.

Anuschka ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit runder Knollenform, gelber Fleischfarbe, flachen Augen, glatter Schale und gutem Geschmack. Anuschka ist geeignet für den Anbau unter Folie und sollte in Keimstimmung gebracht werden. In der Regel weist Sie einen geringen Knollenansatz auf und bildet schnell große Knollen. Anuschka erbringt unterdurchschnittliche Erträge und neigt zu Übergröße (Anbau ohne Folienauflage). Die Sorte ist nur gering bis sehr gering anfällig für Y-Virusbefall. Die Krautfäuleanfälligkeit ist mittel bis hoch. Je nach Standort und Witterung kann Anuschka zu Eisenflecken neigen.

Colomba ist eine sehr frühe, sehr keimfreudige, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und mittlerem Knollenansatz. Es empfiehlt sich, Colomba hoch anzuhäufeln, um grüne Knollen zu vermeiden. Die Sorte ist anfällig gegenüber Krautfäule. Die Sorte Colomba erbringt im Folienbereich überdurchschnittliche Erträge und zeigt im Anbau ohne Folienauflage hohe bis sehr hohe Anteile an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Die Stärkegehalte der Sorte Colomba liegen im unteren Bereich, die Anfälligkeit gegenüber Y-Virusbefall im mittleren Bereich.

Corinna ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, glatter Schale und einer im Folienbereich deutlich hellgelberen Fleischfarbe als im Anbau ohne Folienauflage. Corinna weist eine mittlere Keimfreudigkeit, überdurchschnittliche Erträge und eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen Y-Virus- und Eisenfleckigkeit auf. Die Krautfäuleanfälligkeit liegt im mittleren Bereich. Corinna zeigt im Anbau ohne Folienauflage hohe bis sehr hohe Anteile an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Die Stärkegehalte liegen über die Jahre eher im unteren Bereich.

Filipa befindet sich im ersten Versuchsjahr. Filipa ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform und einer im Folienbereich deutlich hellgelberen Fleischfarbe als im Anbau ohne Folienauflage. Die Ertragswerte sind leicht unterdurchschnittlich, bei einem im Anbau mit Folienauflage sehr hohen Anteil mittlerer Kaliber in der Sortierung. Filipa ist sehr hoch widerstandsfähig gegen das Y-Virus, ihre Krautfäuleanfälligkeit liegt im mittleren Bereich. Filipa zeichnet sich durch eine hohe bis sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen mehrere Nematodenarten aus.

Glorietta ist eine sehr frühe, festkochende, langovale Salatsorte mit gelber bis tiefgelber Fleischfarbe. Glorietta sollte in Keimstimmung gebracht werden. Bei schwachen bis mittleren Erträgen und einem mittleren Knollenansatz hat die Sorte eine sehr gute Speisequalität. Im Anbau mit Folienauflage zeigte Glorietta einen sehr hohen Anteil mittlerer Kaliber in der Sortierung. Glorietta ist mittel bis hoch anfällig für Krautfäule und hoch anfällig gegenüber Y-Virusbefall. Glorietta eignet sich zur Direktvermarktung und ist für eine sehr frühe Sorte relativ lang lagerfähig.

Melissa befindet sich im ersten Versuchsjahr. Melissa ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit rundovaler Knollenform und hellgelber bis gelber Fleischfarbe. Die Sorte erbrachte überdurchschnittliche Erträge bei einem hohen bis sehr hohen Anteil an mittleren Kalibern in der Sortierung. Melissa ist sehr hoch widerstandsfähig gegen das Y-Virus, ihre Krautfäuleanfälligkeit liegt im mittleren Bereich.

Mikado ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und glatter Schale. Mikado ist sehr hoch widerstandsfähig gegen den Y-Virusbefall und mittel- bis hochanfällig gegenüber Krautfäule. Die Sorte zeigt deutlich überdurchschnittliche Erträge, bei einem hohen Anteil Übergrößen im Anbau ohne Folienauflage.

Natalia befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Natalia ist eine vorwiegend festkochende Sorte mit gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und ovaler Knollenform. Die Widerstandskraft gegen das Y-Virus ist sehr hoch, die Krautfäuleanfälligkeit ist hoch bis sehr hoch. Natalia erbrachte leicht überdurchschnittliche Erträge bei einem hohen Anteil an übergroßen Kalibern im Anbau ohne Folienauflage.

Prada ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, hellgelber Fleischfarbe und glatter Schale. Prada ist hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus- und Krautfäulebefall. Prada erzielte leicht überdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Anteil an großausfallenden Kalibern im Anbau ohne Folienauflage.

Sunny befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Sunny ist eine festkochende Sorte mit hellgelber Fleischfarbe und ovaler bis langovaler Knollenform. Die Sorte erbrachte unterdurchschnittliche Erträge, bei einem im Anbau mit Folienauflage sehr hohen Anteil mittlerer Kaliber in der Sortierung. Die Krautfäuleanfälligkeit von Sunny liegt im mittleren Bereich, ihre Anfälligkeit gegenüber Y-Virusbefall ist hoch.

Die Angaben zur Widerstandsfähigkeit der Sorten gegenüber Virus- und Krautfäuleinfektionen und der Anfälligkeit für Nematodenbefall wurden der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aus dem Jahr 2023 übernommen. Bei Sorten, von denen in der beschreibenden Sortenliste keine Daten vorlagen, wurden Angaben des Züchters übernommen.  

Amtliche Sortenempfehlung für Baden-Württemberg: www.ltz-augustenberg.de. Diese wird am Ende eines jeden Jahres aktualisiert. Detaillierte Versuchsergebnisse werden hier ebenfalls Ende 2023 veröffentlicht.

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