Ökokartoffeln 2023 im Test
Gerade bei Ökokartoffeln sollte bei der Sortenwahl nicht nur auf die Ertragsfähigkeit geachtet werden, sondern auch auf qualitätsbestimmende Eigenschaften. Hier die Landessortenversuche für Ökokartoffeln 2023.
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Der Anbau von Kartoffeln hat im ökologischen Landbau einen hohen Stellenwert, nicht nur um die Angebotspalette bei der Direktvermarktung zu erweitern, sondern auch um die Nachfrage aus dem Großhandel zu bedienen. Da die Vegetationszeit in der Regel durch Befall mit Krautfäule gegenüber konventionell angebauten Kartoffeln verkürzt ist, kommt im ökologischen Landbau einer zügigen Jugendentwicklung und einem frühen Knollenansatz eine besondere Bedeutung zu. Grundsätzlich sind nur solche Sorten für den ökologischen Anbau geeignet, die in erster Linie eine gute Widerstandsfähigkeit gegen die Kraut-und Knollenfäule aufweisen. Auch bei Öko-Kartoffeln ist die äußere Qualität entscheidendes Kriterium für die Vermarktungsfähigkeit von Partien. Bei der Sortenwahl sollte daher nicht nur auf die Ertragsfähigkeit geachtet werden, sondern auch auf qualitätsbestimmende Eigenschaften, wie zum Beispiel Speisewert, Formschönheit der Knollen, Anfälligkeit für Schorf und Eisenfleckigkeit, Neigung zu Wachstumsrissen und Hohlherzigkeit sowie die Keimruhe im Lager.
Das LTZ Augustenberg führt die Sortenversuche im Spätkartoffelgebiet durch. Neben den Versuchsfeldbesichtigungen werden Versuchsberichte und Beratungsunterlagen erstellt und veröffentlicht. Die amtliche Sortenempfehlung für Baden-Württemberg ist im Internet zu finden unter www.ltz-augustenberg.de. Diese wird am Ende eines jeden Jahres aktualisiert.
Über ein gemeinsam abgestimmtes Landesprüfsortiment zusammen mit Bayern und Rheinland-Pfalz werden in den Landessortenversuchen neue Sorten mit bewährten Sorten verglichen. Über drei Jahre können neu zugelassene Sorten ihr Leistungsvermögen zeigen. Ein- und zweijährige Ergebnisse sind mit Vorbehalt zu beurteilen, da der Witterungsverlauf für die Ausprägung der untersuchten Eigenschaften der Kartoffelknollen und für das Auftreten von Krankheiten eine große Rolle spielt. Die Aussagefähigkeit der Versuchsergebnisse steigt mit der Anzahl der Versuchsjahre.
Die Versuche im sehr frühen, frühen und mittelfrühen Sortiment wurden in Donaueschingen – Aufen (Schwarzwald-Baar-Kreis) angelegt. Um die Widerstandskraft der Sorten gegenüber der Kraut- und Knollenfäule überprüfen zu können, wurde an diesem Versuchsstandort keine Fungizidapplikation durchgeführt. Der Krautfäuleinfektionsdruck war 2023 trotz der feuchten und warmen Witterung im August gering. Gegen Kartoffelkäfer wurde zweimal mit Neem Azal behandelt.
Geprüfte Sorten der frühen Reifegruppe
Adorata befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Adorata ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und langovaler Knollenform. Adorata ist keimfreudig, zeigte einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag und den höchsten Anteil an Übergrößen und ergrünten Knollen im Versuch 2023. Adorata ist hoch bis sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus und mittel anfällig für Krautfäuleinfektionen
Annegret befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Annegret ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit runder Knollenform, hellgelber Fleischfarbe und sehr flachen Augen. Annegret erbrachte unterdurchschnittliche Erträge bei einem hohen bis sehr hohen Anteil an Übergrößen in der Sortierung. Annegret ist hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus und mittel anfällig für Krautfäuleinfektionen. Annegret zeichnet sich aus durch eine geringe Anfälligkeit gegen mehrere Kartoffelkrebserreger.
Anuschka ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und hellgelber bis gelber Fleischfarbe die frühzeitig in Keimstimmung gebracht werden muss, da sie keimruhig ist. Anuschka weist einen geringen Knollenansatz auf und bildet schnell große Knollen, sie ist gering anfällig gegen Blattroll- und Y-Virus. Anuschka zeigt sehr gute Speisewerte bei unterdurchschnittlichen Erträgen und einem sehr hohen Anteil übergroßer Kaliber. Anuschka weist eine mittlere bis hohe Anfälligkeit für Krautfäule auf.
Corinna ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, glatter Schale, gutem Geschmack und einer hellgelben Fleischfarbe. Corinna ist keimfreudigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Y-Virus ist sehr hoch. Die Krautfäuleanfälligkeit von Corinna ist mittel. Corinna zeigt in der Sortierung einen sehr hohen Anteil übergroßer Kaliber, überdurchschnittliche Erträge und für den Kochtyp sehr niedrige Stärkewerte.
Lea ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, einer hellgelben bis gelben Fleischfarbe und sehr gutem Geschmack. Der Knollenansatz von Lea liegt im mittleren bis hohen Bereich, die Sortierung ist homogen mit einem mittleren bis hohen Anteil mittlerer Größen. Lea erbringt leicht unterdurchschnittliche Erträge. Die Widerstandsfähigkeit gegen Krautfäule- und Y-Virusbefall von Lea ist mittel bis hoch. Lea ist anfällig gegenüber Alternaria und Streßflecken.
Mikado ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelbweißer Fleischfarbe und glatter Schale. Mikado ist keimfreudig und erbrachte überdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Anteil übergroßer Kaliber in der Sortierung. Mikado ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virusbefall und mittel bis hoch krautfäuleanfällig.
Sunny befindet sich im ersten Versuchsjahr. Sunny ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler bis langovaler Knollenform und gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe. Sunny erbrachte unterdurchschnittliche Erträge. Die Sortierung beinhaltet einen hohen Anteil mittlerer Kaliber. Sunny zeigte 2023 den höchsten Anteil an Fraßschäden im Versuch. Die Krautfäuleanfälligkeit von Sunny liegt im mittleren bis hohen Bereich, ihre Anfälligkeit gegenüber Y-Virusbefall ist hoch.
Reifegruppe früh:
Marion befindet sich im ersten Versuchsjahr. Marion ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und hellgelber bis gelber Fleischfarbe. Marion war die ertragsstärkste Sorte im Versuch. Die Sortierung beinhaltet 2023 den höchsten Anteil mittlerer Kaliber im Versuch. Marion ist hoch anfällig für Y-Virus- und Krautfäulebefall.
Vindika befindet sich im ersten Versuchsjahr. Vindika ist eine frühe, festkochende Sorte mit langovaler Knollenform, gutem Geschmack und hellgelber bis gelber Fleischfarbe. Vindika erbrachte durchschnittliche Erträge. Die Sortierung beinhaltet einen hohen Anteil mittlerer Kaliber. Vindika zeichnet sich aus durch eine hohe bis sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen mehrere Nematodenarten. Vindika ist hoch anfällig gegenüber Y-Virusbefall. Die Krautfäuleanfälligkeit von Vindika ist mittel bis hoch.
Geprüfte Sorten der mittelfrühen Reifegruppe
Almonda ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, glatter Schalenbeschaffenheit, flacher Augentiefe, sehr guten Speisewerten und hellgelber bis gelber Fleischfarbe. Almonda hat einen hohen Knollenansatz, ein 2023 leicht überdurchschnittliches Ertragsniveau und zeigte einen sehr hohen Anteil an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Almonda ist sehr hoch Widerstandsfähig gegen Silberschorfbefall und weist eine geringe Krautfäuleanfälligkeit auf. Almonda sollte nur bei geeigneten Temperaturen gerodet werden.
Ayla ist eine mittelspäte, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler bis langovaler Knollenform, glatter Schale, und hellgelber Fleischfarbe. Ayla erzielte unterdurchschnittliche Erträge bei einem sehr hohen Anteil an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Die Widerstandsfähigkeit von Ayla gegen Y-Virus und Krautfäulebefall liegt im mittleren Bereich. Ayla ist hoch widerstandsfähig gegen mehrere Nematodenarten.
Emanuelle ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit hellgelber Fleischfarbe, glatter Schale gutem Geschmack und ovaler bis langovaler Knollenform. Emanuelle ist keimfreudig, erbrachte leicht überdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Anteil an übergroßen Kalibern und 2023 den höchsten Anteil an ergrünten Knollen im Versuch. Emanuelle ist hoch Y-Virusanfällig und ihre Widerstandskraft gegen Krautfäule liegt im mittleren Bereich.
Gaya befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Gaya ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit rundovaler bis ovaler Knollenform und gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe. Gaya erbrachte durchschnittliche Erträge und zusammen mit der Sorte Simonetta den 2023 höchsten Anteil an Übergrößen im Versuch. Gaya ist laut Angaben des Züchters hoch bis sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virusbefall und mittel bis hoch widerstandsfähig gegen Krautfäule.
Herbstgold befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Herbstgold ist eine mittelfrühe vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler bis ovaler Knollenform und hellgelber Fleischfarbe. Herbstgold erbrachte durchschnittliche Erträge mit einem sehr hohen Anteil an Übergrößen in der Sortierung. Herbstgold ist laut Angaben des Züchters hoch bis sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virusbefall und mittel bis hoch widerstandsfähig gegen Krautfäule.
Jule ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit hellgelber Fleischfarbe, glatter Schale und ovaler Knollenform. Jule erzielte leicht überdurchschnittliche Erträge mit dem 2023 höchsten Anteil an mittleren Kalibern in der Sortierung. Die Widerstandskraft von Jule gegenüber einem Y-Virusbefall ist hoch bis sehr hoch, ihre Krautfäuleanfälligkeit ist mittel.
Lady Jane befindet sich im ersten Versuchsjahr. Lady Jane ist eine mittelfrühe, mehligkochende Sorte mit gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und langovaler bis langer Knollenform. Lady Jane erzielte leicht unterdurchschnittliche Erträge, den höchsten Stärkegehalt im Versuch und einen sehr hohen Anteil an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Lady Jane ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Krautfäulebefall, ihre Anfälligkeit für Y-Virusinfektionen liegt im mittleren Bereich.
Nena befindet sich im ersten Versuchsjahr. Nena ist eine mittelfrühe, mehligkochende Sorte mit gelbweißer bis hellgelber Fleischfarbe und ovaler Knollenform. Nena erzielte unterdurchschnittliche Erträge mit einem sehr hohen Anteil an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Nena zeigte 2023 am Standort Donaueschingen den stärksten Befall mit Krautfäule und ist gering bis mittel anfällig für Y-Virusinfektionen.
Nola befindet sich im ersten Versuchsjahr. Nola ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit ovaler bis langovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Nola erbrachte unterdurchschnittliche Erträge mit einem mittleren bis hohen Anteil an übergroßen Kalibern. Die Widerstandsfähigkeit von Nola gegenüber einem Befall mit Y-Virus ist mittel, ihre Krautfäuleanfälligkeit ist mittel bis hoch.
Olivia befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Olivia ist eine mittelfrühe vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und einer gelben Fleischfarbe. Olivia erzielte unterdurchschnittliche Erträge bei einem mittleren bis hohen Anteil an Übergrößen in der Sortierung. Olivia ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus und gering bis mittel anfällig für Krautfäuleinfektionen. Olivia zeichnet sich aus durch eine hohe bis sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen mehrere Nematodenarten.
Otolia ist eine mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelbweißer Fleischfarbe, leicht rauer Schale und flachen Augen. Otolia ist gering keimfreudig, hat eine sehr breite Krebsresistenz und zeigte sich am Standort Donaueschingen in den vergangenen Versuchsjahren hoch widerstandsfähig gegen Krautfäule. Otolia erbrachte leicht überdurchschnittliche Erträge mit einem sehr hohen Anteil Übergrößen. Otolia ist alternariaanfällig, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Y-Virusbefall ist sehr hoch.
Peter Pan befindet sich im ersten Versuchsjahr. Peter Pan ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit gelbweißer Fleischfarbe und ovaler Knollenform. Aufgrund der für den angegebenen Kochtyp sehr hohen Stärkewerte tendiert die Sorte in Richtung mehligkochend. Peter Pan erzielte durchschnittliche Erträge mit einem mittleren bis hohen Anteil an übergroßen Kalibern in der Sortierung. Peter Pan ist hoch widerstandsfähig gegen Krautfäulebefall gering bis mittelanfällig für Y-Virusinfektionen und zeigte zusammen mit der Sorte Simonetta 2023 den höchsten Anteil an durch Schadfraß beschädigter Knollen.
Polly befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Polly ist eine mittelfrühe, mehligkochende Sorte mit ovaler Knollenform und einer gelbweißen bis hellgelben Fleischfarbe. Polly zeigte eine unterdurchschnittliche Ertragsleistung und erbrachte 2023 die größte Menge an Übergrößen im Versuch. Die Stärkewerte von Polly waren für den Kochtyp niedrig. Polly ist sehr hoch widerstandsfähig gegen Y-Virus, mittel anfällig für Krautfäuleinfektionen und zeigte 2023 am Standort Donaueschingen den höchsten Anteil an braunfaulen Knollen.
Simonetta ist eine mittelfrühe, festkochende Sorte mit hellgelber bis gelber Fleischfarbe und oval bis langovaler Knollenform. Simonetta ist eine keimruhige Sorte. Simonetta erzielte leicht überdurchschnittliche Erträge und zusammen mit der Sorte Gaya den 2023 höchsten Anteil an Übergrößen im Versuch. Die Anfälligkeit von Simonetta gegenüber Y-Virusbefall ist sehr hoch. Simonetta zeigte sich am Versuchsstandort Donaueschingen über die Jahre als hoch bis sehr hoch widerstandsfähig gegen Krautfäule und zeigte 2023 zusammen mit der Sorte Peter Pan den höchsten Anteil an durch Schadfraß beschädigter Knollen.
Taormina befindet sich im ersten Versuchsjahr. Taormina ist eine mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform und hellgelber Fleischfarbe. Taormina war die ertragsstärkste Sorte im Versuch und zeigte einen sehr hohen Anteil an Übergrößen in der Sortierung. Die Widerstandsfähigkeit von Taormina gegen Y-Virusbefall ist sehr hoch, ihre Widerstandskraft gegenüber einem Krautfäulebefall ist hoch bis sehr hoch.
16397/09 befindet sich im zweiten Versuchsjahr. Die mittelfrühe mehligkochende Sorte mit gelbweißer Fleischfarbe erbrachte überdurchschnittliche Erträge mit einem mittleren bis hohen Anteil an mittleren Kalibern in der Sortierung. Da die Sorte noch nicht zugelassen ist, sind keine Daten zur Widerstandfähigkeit der Sorte gegen Virusinfektionen und Krankheiten bekannt
Die Angaben zur Widerstandsfähigkeit der Sorten aller Reifegruppen gegenüber Virus-, Krebs- und Krautfäuleinfektionen und der Anfälligkeit für Nematodenbefall wurden der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aus dem Jahr 2023 übernommen und ergänzt um eigene Versuchsergebnisse. Bei Sorten die nicht in der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aufgeführt sind wurden die Angaben des Züchters verwendet. Es wurden bei der Fleischfarbe die Angaben des gekochten Zustandes der Knollen wiedergegeben.
Die amtliche Sortenempfehlung für Baden-Württemberg finden Sie unter www.ltz-augustenberg.de. Diese wird am Ende eines jeden Jahres aktualisiert. Neben den Versuchsfeldbesichtigungen werden Versuchsberichte und Beratungsunterlagen erstellt und veröffentlicht.
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