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Versuchswesen

Gebietsheimisches Saatgut auf Ausgleichsflächen

Die Schafbeweidung auf Naturschutzflächen wird weiter zunehmen, davon ist Christian Mendel von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern überzeugt. Dort wurden von 2014 bis 2019 drei gebietsheimische Schafweidemischungen für Ausgleichsflächen erprobt.

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Salbei-Glatthafer-Mischung (ausgewogen, autochthon).
Salbei-Glatthafer-Mischung (ausgewogen, autochthon).Christian Mendel
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Laut dem Bundesnaturschutzgesetz müssen seit 2020 Ausgleichsflächen für zum Beispiel Autobahnprojekte verpflichtend mit autochthonem (gebietsheimischem) Saatgut angesät werden. An der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL) wurden von 2014 bis 2019 drei gebietsheimische Schafweidemischungen für Ausgleichsflächen erprobt. Das Saatgut muss alle fünf Jahre durch Wildpflanzen erneuert werden, damit keine Neuzüchtung erfolgt.

Die Versuche stellte Dr. Christian Mendel von der LfL auf einer Ackerbautagung der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LFG) in Iden vor. Der Versuch mit autochthonem Saatgut fand auf den Flächen der LfL am Standort Grub statt. Diese drei Saatgutmischungen wurden getestet:

  • Salbei-Glatthafer-Mischung (stark Futterwert-betont, autochthon)
  • Salbei-Glatthafer-Mischung (stark diätetisch/medizinal-betont, autochthon)
  • Salbei-Glatthafer-Mischung (ausgewogen, autochthon)

Als Vorfrucht wurde Winterweizen angesät, der am 4. August 2014 gedroschen wurde. Erst nach drei Tagen konnten wegen Dauerregens das Saatbeet vorbereitet, die Parzellen ausgemessen und markiert und das Saatgut mit einer pneumatischen Sämaschine ausgesät werden. Zur Verbesserung der Rieselfähigkeit des Saatguts wurde 50 Prozent Sojaschrot beigemischt. Die Flächen wurden, wie auch in der Praxis für entsprechende Beweidungsflächen üblich, nicht gedüngt und am 09. Oktober 2014 glattgewalzt. Bis zum Frühjahr 2015 wurden sie nicht weiter bearbeitet.

Zur Ertragsschätzung (Aufwuchsmenge und Futterwert) wurden jährlich mehrere Proben vor dem Heuen, vom Heu und zur Beweidung gezogen. Die Mahd fand jährlich je nach Witterung im Schnitt etwa Mitte Juni statt. Das Heu wurde, getrennt nach Parzellen, gepresst und gewogen. Es wurde zum Teil bei Futterknappheit zugefüttert. Bereits beim ersten Schnitt zeigte sich eine starke Variation. Der Ertrag war bei allen drei Mischungen im ersten Jahr (2015) am höchsten, nahm dann zwei Jahre lang ab und steigerte sich in 2018.

Extensivierung der Flächen machte sich mit den Jahren deutlich bemerkbar

Etwa drei bis fünf Wochen nach der Beweidung wurden die Flächen ab August/September durch im Januar geborene und gemeinsam aufgezogene Merinolandschaf-Lämmer beweidet. Weidebeginn und -dauer waren an die Vegetation angepasst und sehr verschieden. Zum Ende hin machte sich die Extensivierung der Flächen deutlich bemerkbar: 2015 betrug die Weidedauer 41 Tage, 2016 66, 2017 51, 2018 43 und 2019 nur noch 30 Tage. Erfasste Parameter waren neben dem Gewichtsverlauf der Lämmer durch regelmäßige Wiegungen deren Verwurmung über Kotproben, die Pflanzenzusammensetzungen auf den einzelnen Flächen, die Aufwuchsmenge zur Mahd und während der Weideperiode sowie die Inhaltsstoffe von Aufwuchs und Heu.

Heumahd und Weide ist die beste Kombi

Alle gesäten Pflanzen haben sich gut etabliert, die Mischungen haben sich in allen Systemen gut gehalten. „Für die Etablierung der Pflanzen gibt es keine bessere Kombination als Heumahd und Weide“, zeigte sich Mendel überzeugt. Die ausgewogene Mischung (Salbei-Glatthafer) schnitt am besten ab. Der Gräseranteil war fast immer niedriger als bei der Ursprungsmischung und der Kräuteranteil stieg zuerst an um dann zu sinken. Bei den Medizinalarten entwickelten sich Esparsette und Hornklee dominant. Spitzwegerich verschwand fast vollständig. Wegwarte kam nur vereinzelt vor, ist aber laut Mendel auch keine ausgesprochene Grünlandart. Der Thymian etablierte sich gut, war aber nur in geringer Deckung vorhanden.

Die Flächen wurden sehr gut beweidet, es gab keine Art, die verschmäht wurde. Die Lämmer, die bei Weidebeginn im Alter von acht Monaten noch deutlich im Wachstum begriffen waren, nahmen in den ersten vier Jahren allerdings um über 100 g täglich ab, erst im letzten Jahr mit der kürzeren Weideperiode lagen die Tageszunahmen leicht im Plus.

Es muss zugefüttert werden

„Die Flächen decken nicht den Erhaltungs- und Leistungsbedarf der Lämmer“, gab der Wissenschaftler der LfL einen Ausblick zum Versuch mit autochthonem Saatgut. Positive Gesundheitseffekte deuteten sich an. Die Pflanzenvielfalt konnte durch die Heu- und Weidenutzung erhalten werden. Bei der verpflichtenden Verwendung von autochthonem Saatgut bei Neuansaat von Ausgleichsflächen sollten unbedingt Fördermöglichkeiten durch den Staat geprüft werden, riet Mendel. Er ist überzeugt davon, dass die Schafbeweidung auf Naturschutzflächen weiter zunehmen wird.

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