Vor allem die Gräser kontrollieren
Gräser stehen im Mittelpunkt der Unkrautkontrolle im Frühjahr. Behandelt werden sollten vorrangig die ertragswirksamen Unkräuter.
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Bei der Unkrautbekämpfung ist die Behandlung auf ertragswirksame Arten zu beschränken. Im Fokus stehen hier Gräser, weil bei ihnen eine starke Ertragsdepression, hohe Folgeverunkrautung sowie Resistenzen zu erwarten sind. Weitere dominante Unkräuter können zum Beispiel Klettenlabkraut oder Kamille sein, für die Schadschwellen zur Entscheidung einer Herbizidmaßnahme gelten. Standorttypisch weniger ertragsrelevante Unkräuter können toleriert werden.
Die Gräserkontrolle steht im Mittelpunkt der Unkrautbekämpfung im Frühjahr. Selbst bei erfolgter Unkrautmaßnahme im Herbst kann eine Nachkontrolle behandelter Flächen besonders auf Schadgräser und Klettenlabkraut im Frühjahr nötig sein. Bei Ackerfuchsschwanz ist nimmt die Resistenzentwicklung gegenüber Blattherbiziden aus bestimmten Wirkstoffgruppen (HRAC 1 und 2) zu (Tabelle 1). In einigen Regionen gibt es auch bei Windhalm und Weidelgräsern Minderwirkungen der genannten Blattherbizide. Um dieser Entwicklung von höherem Ungräserbesatz und damit verbundenen Resistenzentwicklung entgegenzuwirken, sind nur pflanzenbauliche Maßnahmen und mechanische Verfahren erfolgreich: Sommerungen in der Fruchtfolge, effektive Stoppelbearbeitung, falsches Saatbett, späterer Saattermin, striegeln.
Diese Maßnahmen helfen auch, den Trespenbesatz zu regulieren. Für den Anwendungszeitpunkt der Herbizide zur Gräserbekämpfung gilt: Möglichst früh bei Vegetationsbeginn behandeln, damit die Ungräser noch im frühen Stadium bekämpft werden! Neben dem Einsatztermin ist auch auf die passende Witterung zu achten: Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit (über 60 Prozent) erhöht die Wirksamkeit.
Ackerfuchsschwanzkontrolle
Gegen Ackerfuchsschwanz im Winterweizen sind im Frühjahr vor allem Sulfonylharnstoffe verfügbar. Bei „normalem“ Besatz mit Ackerfuchsschwanz wird Atlantis Flex (200 g/ha + 0,6 l/ha Biopower) oder Broadway (220 g/ha) empfohlen. Auf schweren Böden mit sehr hohem Ackerfuchsschwanzbesatz wird Atlantis Flex (330 g/ha + 1,0 l/ha Biopower) oder Niantic (500 g/ha + 1,0 l/ha Probe) in hoher Menge empfohlen. Beide Mittel dürfen auf gedrainten Flächen erst ab dem 16. März angewendet werden. Sulfonylharnstoffhaltige Mittel sollten zur Resistenzvermeidung möglichst nur einmal in drei Jahren eingesetzt werden. Falls im Herbst bereits ein Sulfonylharnstoff ausgebracht wurde, kann mit Traxos (1,2 l/ha) nachbehandelt werden.
Für die Ackerfuchsschwanzbekämpfung in Wintergerste bleibt unter Berücksichtigung des Wirkstoffwechsels in der Fruchtfolge die Auswahl an Herbiziden im Frühjahr begrenzt. Nach einer Herbstbehandlung mit Bodenherbiziden ist im Frühjahr die Anwendung von Axial 50 möglich, das solo einzusetzen ist. Die Mischbarkeit mit anderen Herbiziden kann die Wirkung mindern. Für Roggen und Triticale sind dieselben Mittel zugelassen wie für Winterweizen. Die Aufwandmengen können aufgrund der unterschiedlichen Kulturverträglichkeit verschieden sein (Tabelle 1).
Sommergetreide durchläuft eine schnelle Jugendentwicklung und ist gegen Ungräser konkurrenzfähiger als Wintergetreide. Gegen Ackerfuchsschwanz ist in Sommergetreide Axial 50 zugelassen. In Hafer fehlt die Möglichkeit einer gezielten Gräserbehandlung.
Windhalmkontrolle
Gegen Windhalm gibt es ebenfalls Wirkminderungen einiger sulfonylharnstoffhaltiger Herbizide. Daher wird auch hier auf einen Wirkstoffwechsel in der Fruchtfolge und Behandlung mit Bodenherbiziden im Herbst gesetzt. Für eine nötige Behandlung im Frühjahr in Wintergerste wird Axial 50 empfohlen. Im Weizen muss wie beim Ackerfuchsschwanz auf Sulfonylharnstoff-Präparate (HRAC 2) gesetzt werden.
Maßnahmen gegen Trespen
Bei nichtwendender Bodenbearbeitung sind neben Ackerfuchsschwanz Trespenarten bedeutsam. Zur Begrenzung des Samenpotenzials und des Besatzdrucks stehen Ackerbaumaßnahmen (Bodenbearbeitung, Stoppelmanagement, Fruchtfolge) im Vordergrund. Durch mehrmalige flache Bodenbearbeitung mit zum Beispiel einer Scheibenegge werden die ausgefallenen Samen der Trespe zum Auflaufen gebracht und mit anschließender Bodenbearbeitung beseitigt. Für die chemische Trespenkontrolle gibt es nur begrenzt wirksame Mittel, die nicht in allen Getreidearten eingesetzt werden können (Tabelle 1). In Wintergerste ist eine Trespenbekämpfung unmöglich. Hier sind Trespen über die Fruchtfolge vor allem in den Blattfrüchten zu bekämpen. In Zuckerrüben ist die Trespenbekämpfung mit den verschiedenen FOP-Mitteln möglich. In Winterraps ist im Spätherbst bevorzugt ein propyzamidhaltiges Mittel (wie Kerb flo, Groove oder Cohort) als Resistenzbrecher zu wählen, weil der Wirkstoff gut gegen Trespen wirkt und Resistenzen vorbeugt.
Dikotyle Unkräuter
Nicht alle Unkräuter konkurrieren mit Kulturpflanzen und sind dann nicht ertragsrelevant. Oft reicht zur Ertragssicherung neben der Gräserbekämpfung eine Maßnahme gegen Klette und Kamille. Unkräuter wirken auch positiv auf die Bodenbedeckung, den Erosionsschutz, die Bodenstruktur, das Ressourcenangebot für Nützlinge, sie schützen gefährdete Arten und reduzieren Schädlinge.
Für ein standortspezifisches Unkrautmanagement sind Herbizide so zu wählen und anzuwenden, dass nicht alle Unkräuter, sondern die ertragsrelevanten Leitunkräuter reguliert werden. Bei der Entscheidung zur Behandlung Wahl der Herbizide ist gründlich zu überlegen, ob in jedem Fall und auf jedem Schlag Herbizide eingesetzt werden müssen. Die Bekämpfungsrichtwerte helfen bei der Entscheidung: Für zweikeimblättrige Unkräuter gilt eine Schwelle von 40 Pflanzen/Quadratmeter, für Klette ein wesentlich geringerer Wert von 0,1 Pflanzen/Quadratmeter. Um selektiv arbeiten zu können, sind Pflanzenschutzmittel mit nur einem Wirkstoff zu bevorzugen, wie Fluroxypyr gegen Klette oder MCPA teilspezifisch gegen Unkrautnester. Der Einsatz selektiver Herbizide erfüllt die IPSplus-Wahlmaßnahme 5.2w. Bei Sommergetreide kann auch gezieltes Striegeln im Einzelfall ausreichen. In trockenen Jahren spielt hier die Verunkrautung keine Rolle, sodass Herbizide oft unnötig sind.
Tabelle 2 (siehe oben) zeigt eine Mittelauswahl gegen breitblättrige Unkräuter. Abhängig vom Unkrautaufkommen sowie der Anwendungsbedingungen und Auflagen sind die Herbizide standortangepasst auszuwählen. Die Mengen sind maßgeblich von der Größe und dem Entwicklungsstadium der Unkräuter abhängig.
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