Richtig Striegeln – darauf kommt es an
Am 9. April 2024 konnten sich auf dem Gelände der Domäne Hochburg Emmendingen Berufs- und Fachschulklassen, Landwirtinnen und Landwirte sowie Vertreter aus der Verwaltung zu Grundlagen und Details zum Einsatz von Striegel und Hacke zur mechanischen Unkrautbekämpfung sowie zur Herbizidreduktion in der integrierten Produktion informieren. Eingeladen hatte das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) mit dem Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Baden-Württemberg sowie den Demonetzwerken Pflanzenschutzmittelreduktion und NEUKA.BW sowie das Landwirtschaftsamt Emmendingen.
- Veröffentlicht am

Zunächst erläuterte Philip Köhler, Ackerbauberater vom Erzeugerverband Naturland, vor gut 70 interessierten Teilnehmenden die Grundlagen des Striegelns. Generell sei das integrierte beziehungsweise ökologische Beikrautmanagement nichts anderes als Konkurrenzmanagement. Konkurrenzschwache Beikräuter wie Ehrenpreis oder Taubnessel stellen in der Regel kein Problem dar und punkten als wichtige Nahrungspflanzen für Insekten. Die Basis für eine erfolgreiche mechanische Unkrautbekämpfung liegt in einer ausgewogenen Fruchtfolge mit maximal 60 Prozent Winterungen. Anbaufehler wie Sonnenblumen in Winterweizen oder Soja sollten vermieden werden. Kulturen, die den Striegel gut vertragen sind Getreide, Mais, Soja, Körnerleguminosen und Sonnenblume, wobei Roggen und Gerste etwas empfindlicher darauf reagieren. Schwierig wird es bei Raps und Zuckerrüben. Weiterhin spielt die Sortenwahl eine wichtige Rolle. Es sollten vor allem die Eigenschaften Gesundheit, Konkurrenzfähigkeit (zum Beispiel durch schnelle Jugendentwicklung, planophile Blätter) und Nährstoffaneignung berücksichtigt werden.
Bei der Bodenbearbeitung ist das Nachernte- beziehungsweise Stoppelmanagement und der strategische Pflugeinsatz hervorzuheben. Das Anlegen eines falschen Saatbetts stellt laut Köhler die effektivste Maßnahme dar, um den Unkrautdruck bereits vor der Aussaat und vor dem Striegeleinsatz deutlich zu reduzieren. Den dabei auflaufenden Beikräutern kann dann etwa zwei Wochen später zum Beispiel mit der Feinegge der Garaus gemacht werden. Um mit Striegel und Hacke gute Wirkungen zu erzielen, ist es wichtig, bei der Aussaat ein optimales Saatbett zu schaffen. Mehr als 10°C Bodentemperatur, Ebenheit, gute Krümelstruktur, leicht erhöhte Saatstärke und gute Tiefenführung sind wichtige Voraussetzungen. Optimalerweise sollte es etwa acht Tage später möglich sein ein zweites Mal zu striegeln, um die durch das vorherige Striegeln zum Keimen angeregten Unkräuter zu erfassen.
Samenvorrat reduzieren
Des Weiteren sollten weder das Saatgut noch der verwendete Wirtschaftsdünger einen Fremdbesatz an Unkrautsamen enthalten. Der Striegeleinsatz ist oft nur in einem kurzen Zeitraum möglich. Wichtige Bedingungen für den Striegelerfolg sind: der Boden darf nicht zu feucht sein, die Beikräuter sollten sich im Keimfaden-, maximal im Keimblattstadium befinden. Die Kulturpflanze hingegen muss über das Keimblattstadium hinaus sein sowie einen Wachstumsvorsprung gegenüber den Unkräutern besitzen. Ein verkrusteter Boden kann mit der Rotorhacke aufgebrochen und im Anschluss mit dem Zinkenstriegel nachbearbeitet werden. Die optimale Einstellung dieser Geräte (Anstellwinkel und Zinkendruck) und die Fahrgeschwindigkeit erfordern standortangepasste Erfahrungswerte des Landwirts oder der Landwirtin. Das Fazit von Herrn Köhler: Besser früh als nie, jedoch besser nie als falsch zu striegeln. Es sind stets Standortbedingungen, Kulturpflanzenstadium und Wetterlage zu beachten. Und sich beim Zeitpunkt des Striegelns am Unkraut orientieren, bei der Intensität an der Kulturpflanze.
Striegeln im großen Maßstab
Markus Maier vom Demonetzwerk Pflanzenschutzmittelreduktion (LTZ) ging anschließend in seinem Vortrag auf Striegeltechnik und Bekämpfungsstrategien in beispielhaften Kulturen ein. Außerdem stellte er Ergebnisse aus dem Netzwerk vor. So gibt es mittlerweile Geräte mit Arbeitsbreiten von bis zu 34 Metern, außerdem können verstärkte Zinkenspitzen den Verschleiß reduzieren. Unterschiedliche Systeme ermöglichen eine Anpassung der Zinkendrücke beziehungsweise der Striegelfeldeinstellungen von der Kabine aus, wodurch die Effizienz im Feld deutlich erhöht werden kann. Für die Beispielkultur Winterweizen sei das folgende Vorgehen erfolgversprechend: zwei bis fünf Tage nach der Aussaat Blindstriegeln, zum Dreiblattstadium im Herbst sowie ein weiterer Einsatz im Frühjahr. Bei Bedarf kann bis zu Kulturpflanzenhöhen von 30 bis 40 cm gestriegelt werden, wenn drei Tage danach kein Frost angekündigt ist. Zusätzlich kann der Striegel bis zum Ährenschieben für das Auskämmen von Klettenlabkraut genutzt werden. Im Mais bietet sich ab dem Zweiblattstadium bis kurz vor Reihenschluss die Nutzung der Hacke an. Technische Innovationen wie Kamerasteuerung und automatische Zinkendruckanpassung beim Striegel können die Umsetzung verbessern. Besonders wertvoll ist aber die Erfahrung mit den Geräten. Auf den Demobetrieben des Reduktionsnetzwerkes kam es in der Variante mechanische Unkrautbekämpfung im Vergleich zur betriebsüblichen Herbizidvariante zu deutlich geringeren Erträgen.
Erträge der reduzierten Variante auf vergleichbarem Niveau
Tobias Eichhorn, ebenfalls LTZ, verwies in seiner Vorstellung des Projekts NEUKA.BW auf ähnliche hohe Erträge in gestriegeltem Winterweizen, Körnererbse und Soja im Vergleich zur Herbizidvariante. Dies konnte bisher in einem Dauerversuch festgestellt werden, welcher in Forchheim über eine viergliedrige Fruchtfolge von 2020 bis 2032 läuft. Des Weiteren würden sich durch die mechanische Bekämpfung keine Resistenzen bei den Unkräutern entwickeln, sie sei rückstandsfrei und schutzgebietstauglich. Als Nachteil erweist sich die möglicherweise zusätzliche Anzahl der Überfahrten, Abhängigkeit von einem durch Wetter und Boden bedingten kurzen Zeitfenster und der geringere Wirkungsgrad. Herr Eichhorn betonte, dass der Einsatz von Hacke und Striegel bei zu starkem Unkrautdruck an seine Grenzen kommt. Jedoch lässt sich durch die Kombination verschiedener Verfahren, zum Beispiel Hacken in Mais mit der Bandapplikation chemisch-synthetischer selektiver Mittel, der Wirkungsgrad deutlich erhöhen.
Um die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Varianten zu prüfen, werden noch Berechnungen durchgeführt. Die Inanspruchnahme von Fördergeldern kann den Mehraufwand standort- und betriebsabhängig bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Die FAKT-II-Maßnahme „E3: Herbizidverzicht im Ackerbau“ wird mit 80 €/ha gefördert. Um das im Biodiversitätsstärkungsgesetz festgehaltene Ziel einer Mengenreduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis ins Jahr 2030 zu erreichen, würde eine Anpassung der Fördersätze und des Verpflichtungszeitraums möglicherweise die Hemmschwelle vor der Teilnahme an der Maßnahme herabsetzen.
Aufgrund des dauerhaften Regens und der damit verbundenen feuchten Bodenverhältnisse konnte die geplante Maschinenvorführung nicht stattfinden. Trotzdem konnten die Teilnehmenden im zweiten Teil der Veranstaltung vier Geräte unterschiedlicher Bauart aus nächster Nähe begutachten. Dr. Andreas Butz, Leiter des Referats Ökologischer Landbau am LTZ Augustenberg, stellte die Besonderheiten der Maschinen, ihren Einsatzbereich sowie Einstellungsmöglichkeiten vor. Begleitet wurde die Vorstellung von Praktikern, die von ihren Erfahrungen aus dem Gebrauch der Geräte berichteten.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.