Im Verlauf der letzten 50 Jahre haben Meteorologen in Baden-Württemberg eine Temperaturerhöhung von bis zu 1,5° C gemessen. Experten gehen davon aus, dass sich bis Mitte des Jahrhunderts der Temperaturanstieg nochmals um denselben Betrag erhöht und die sommerlichen Niederschläge zurückgehen. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen für die Landwirtschaft. Worauf sich die Bauern einstellen müssen und wie sie von den sich ändernden klimatischen Bedingungen sogar profitieren können, zeigt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in seiner Ausstellung in Halle 1 auf dem Hauptfest.
Höhere Temperaturen und längere Wärmephasen laden immer mehr, bis vor Kurzem in unseren Breitengraden noch unbekannte, wärmeliebende Schädlinge ein, sich im deutschen Südwesten dauerhaft niederzulassen. Sie sind von Südeuropa kommend Richtung Norden gewandert oder verstecken sich in ausländischer Importware. Einmal angekommen, verbreiten sie unter Landwirten und Hobbygärtnern Schrecken und Ärger. Nur ein Beispiel hierfür ist der Westliche Maiswurzelbohrer, der auf den Maisfeldern seines Heimatlandes USA seit vielen Jahren sein Unwesen treibt. Er zählt zu den zehn schädlichsten Insekten der Welt. Noch haben die Einwanderer bei uns keine natürlichen Gegenspieler. Deshalb erforscht das LTZ Möglichkeiten, wie die Verbreitung der Schädlinge mit biologischen oder, falls nicht anders möglich, mit chemischen Verfahren eingedämmt werden kann.
Die durch den Klimawandel zu erwartende Zunahme von Starkniederschlägen setzt dem Ackerboden mancherorts schwer zu, denn die kräftigen Wassermassen reißen ihn mit. In der Folge sinken die Erträge des Landwirts, benachbarte Wohnsiedlungen werden mit Schlamm bedeckt und schädigen Häuser und Infrastruktur. Um dieses Risiko bereits im Vorfeld zu vermeiden, wendet das LTZ ein spezielles Computerprogramm an. Es simuliert die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten des Landwirts.
Zugleich muss sich der Landwirt im Zuge des Klimawandels auf längere und häufigere Trockenphasen einstellen. Kann er seine Pflanzen nicht zusätzlich bewässern, droht ein erheblicher Ertrags- und Qualitätsverlust. Doch das zusätzliche Nass ist kostspielig. Deshalb untersucht das LTZ gezielt Verfahren, mit denen das für das Wachstum der Pflanze notwendige Wasser optimal bemessen werden kann. Auf Äckern mit ausreichender Wasserversorgung halten Experten aufgrund der ausgedehnteren Wärmephasen künftig sogar eine zweite Aussaat mit einer zweiten Ernte für möglich.
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