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Bundeswaldinventur 2014

Deutscher Wald stabil und artenreich

Die dritte Bundeswaldinventur liefert erfreuliche Nachrichten: Die Waldfläche in Deutschland ist mit rund 11,4 Millionen Hektar konstant geblieben. Die Holzvorräte liegen europaweit an der Spitze und der Laubholzanteil nimmt zu. Baden-Württemberg hat bundesweit den höchsten Anteil naturnaher Wälder.
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Bei der Vorstellung der Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur in der Bundespressekonferenz betonte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der Wald sei für unseren Alltag unverzichtbar: „Wald ist Erholungsraum, Rückzugsort und er liefert Rohstoffe für viele Dinge, die aus unserem Leben nicht wegzudenken sind.“ Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung müsse sowohl Rücksicht auf die Natur nehmen als auch ökonomische Erfordernisse erfüllen, sagte Schmidt: „Ertragreiche Wälder sind keineswegs monotone Baumplantagen. Auch in Deutschland bilden die Wälder artenreiche Ökosysteme mit vielen verschiedenen – auch seltenen – Tier- und Pflanzenarten.“

Der Bundesminister hob aber auch die Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz hervor: „Die Bundeswaldinventur zeigt: Unsere Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um 52 Millionen Tonnen CO2 – das ist mehr, als die Metropolen Hamburg und Berlin pro Jahr ausstoßen. Nachhaltige Waldbewirtschaftung unterstützt und verstärkt diesen Effekt: Sie ist der Schlüssel, um die vielfältigen Anforderungen an den Wald in Einklang zu bringen.“ Viele Fragen zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den deutschen Wald seien noch offen. „Die Bundesregierung hat deshalb im vergangen Jahr den Waldklimafonds eingerichtet. Damit sollen die Anpassung der deutschen Wälder an den Klimawandel unterstützt und Klimaschutzwirkungen verbessert werden.“

Mehr Mischwald
Die Zusammensetzung des Waldes hat sich positiv entwickelt. Der Mischwaldanteil ist auf drei Viertel der Gesamtwaldfläche gestiegen. Strukturreiche Mischwälder sind gut gerüstet für die Herausforderungen des Klimawandels und Schadereignisse wie Stürme oder den Befall durch Borkenkäfer. „Der deutsche Wald ist in den vergangenen Jahren strukturreicher und älter geworden. Der gute Zustand des Waldes ist das Ergebnis vorausschauenden waldbaulichen Handelns von Politik, Waldeigentümern und Förstern“, so Bundesminister Schmidt.

Die im zehnjährigen Turnus durchgeführte Bundeswaldinventur hat jetzt ergeben: In unseren Wäldern steht so viel Holz wie seit Jahrhunderten nicht mehr – und das bei einer hohen Nutzung. Der Holzvorrat im deutschen Wald ist in den vergangenen zehn Jahren um sieben Prozent gestiegen. Deutschland verfügt aktuell über einen Holzvorrat von 3,7 Milliarden Kubikmetern. Mit diesem Vorrat steht Deutschland an der Spitze der europäischen Länder, sogar vor den klassischen Waldländern Skandinaviens. „Nicht nur die Holzvorräte sind auf Rekordniveau – auch die Nachfrage ist rege. Der Bedarf nach umweltverträglich erzeugten Rohstoffen nimmt weltweit zu. Da liegt Holz voll im Trend. Umso mehr freut es mich, dass unsere Wälder heute vielfältiger sind denn je und mehr Holz nachwächst, als wir nutzen. Die Holznutzung in Deutschland ist nachhaltig“, erklärte Schmidt. In den Jahren 2002 bis 2012 wurden jährlich rund 76 Millionen Kubikmeter Holz geerntet.

Alles andere als Raubbau
Für die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände(AGDW) beweisen die Ergebnisse der neuesten Bundeswaldinventur, dass nachhaltige Forstwirtschaft den Wald bewahrt und schützt. Die Daten zeigten, dass die Vorwürfe der Naturschutzverbände, die einen „schrumpfenden“, „übernutzten“ und „ökologisch kranken“ Wald propagieren, falsch sind. So habe der Laubholzanteil seit 2002 um sieben Prozent auf jetzt 315.000 Hektar zugenommen. Die Fläche der Altbestände über 100 Jahre sei seit 2002 sogar um 393.000 Hektar gestiegen. Vor allem aber: Wirtschaftliche Nutzung und natürliches Absterben erreichten nur 87 Prozent des Holz-Zuwachses. Wer bis jetzt gedacht habe, der Wald werde von der Forstwirtschaft nur ausgeplündert, der solle bei dieser Faktenlage noch einmal in sich gehen, so der AGDW.
Ähnlich äußerte sich der Deutsche Forstwirstchaftsrat (DFWR). Die aktuellen Zahlen belegten, dass die Forstwirtschaft in Deutschland sorgsam mit dem ihr anvertrauten Gut umgehe, so DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Generationen von Waldbesitzern und Forstleuten sei es gelungen, durch eine nachhaltige und multifunktionale Bewirtschaftung gleichermaßen produktive wie auch zunehmend struktur- und artenreiche Wälder aufzubauen.

Trotz der laufenden Inanspruchnahme auch von Waldflächen für Verkehrs- und andere Infrastrukturprojekte sei die bundesweite Waldfläche im Vergleich zur vorherigen Inventur mit Stichjahr 2002 konstant geblieben. Die Begründung neuer Wälder auf vormals waldfrei gewordenen Standorten habe dazu geführt, dass entsprechende Flächenabgänge wirkungsvoll ausgeglichen werden konnten.

Nicht zuletzt aufgrund der nach wie vor umfangreichen Aktivitäten von Waldbesitzern und Forstleuten zum Umbau ihrer Wälder habe sich der Anteil des Laubholzes an der Waldfläche weiter erhöht. Im Vergleich zu den Inventurergebnissen des Jahres 2002 sei dieser um sieben Prozent auf 43 Prozent gestiegen. „Wie in allen Lebenslagen müssen wir darauf achten, dass wir diesen Bogen aufgrund einseitiger Ausrichtung nicht überspannen“, mahnt Schirmbeck. In vielfältigen und stabilen Mischbeständen dürfe ein angemessener Anteil standortgerechten Nadelholzes nicht aus den Augen verloren werden, um auch kommenden Generationen ein ausreichend hohes Nutzungspotenzial zu übertragen. Parallel hierzu müsse die gesamte Branche mit Hochdruck daran arbeiten, auch im Bereich des Laubholzes vielfältige Produkte zu entwickeln und am Markt zu etablieren.

Baden-Württemberg: höchsten Anteil naturnaher Wälder
 „Der Wald in unserem Land ist vielfältig und erfüllt verschiedenste Aufgaben. Der Wald ist eine wichtige Rohstoffquelle. Gleichzeitig ist er der wichtigste Lebensraum für Tiere und Pflanzen und beliebter Erholungsraum für Waldbesucherinnen und Waldbesucher. Die Bundeswaldinventur zeigt, dass der Wald in ganz Baden-Württemberg in den letzten 25 Jahren ökologischer, vielfältiger und klimastabiler geworden ist. Das ist Bestätigung und Ansporn zugleich, den Weg der Nachhaltigkeit im Forst konsequent weiter zu gehen. Dazu leistet der Nachhaltigkeitsbericht für den Staatswald einen bedeutenden Beitrag – er zeigt erstmals mit nachvollziehbaren Fakten, dass das Land im Staatswald die Nachhaltigkeitsziele Ökologie, Ökonomie und Soziales voran bringt“, sagte Forstminister Alexander Bonde am 9. Oktober in Stuttgart bei der Vorstellung der Ergebnisse der Bundeswaldinventur 3 für Baden-Württemberg und des ersten Nachhaltigkeitsberichtes des Landesbetriebs ForstBW für den Staatswald.
 
Im Bundesvergleich weist der Wald in Baden-Württemberg mit 50,4 Prozent aktuell die höchsten Anteile sehr naturnaher und naturnaher Wälder auf“, sagte der Minister. Beim Totholz und den Biotopbäumen würden ebenfalls sehr gute Werte erreicht. Der Vorrat im Gesamtwald zeige einen gesicherten positiven Trend, so sei der Derbholzvorrat des Gesamtwalds 2012 auf einen neuen Höchstwert von 499 Millionen Kubikmeter gestiegen. Das entspreche fast einer Schlange voll beladener Holz-LKWs von der Erde bis zum Mond und zurück. „Die Bundeswaldinventur belegt, dass unsere Forstwirtschaft im Land auf einem sehr guten Weg ist und den Waldumbau erfolgreich vorantreibt. Diesen Weg werden wir fortsetzen. Wir brauchen naturnahe und stabile Mischwälder, um den Wald gerade auch vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung dauerhaft und nachhaltig pflegen und nutzen zu können“, so Bonde.

Erster Nachhaltigkeitsbericht für den Staatswald
„Die Gesellschaft stellt an den Staatswald besonders hohe Ansprüche. Das Landeswaldgesetz verpflichtet deswegen den Staatswald zu einer besonders vorbildlichen Waldbewirtschaftung. Es ist unsere Aufgabe, die Bedürfnisse und Anforderungen an den Wald verantwortungsvoll auszubalancieren, um die vielfältigen Funktionen des Waldes zu sichern und für nachfolgende Generationen zu erhalten. Die Landesregierung stärkt deshalb das Prinzip der Nachhaltigkeit im Forst und belegt dies durch nachvollziehbare und messbare Parameter.

Ökologische, soziale und ökonomische Ziele werden im Staatswald gleichrangig umgesetzt. Der Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert erstmals detailliert und transparent die zentralen Nachhaltigkeitsziele von ForstBW und zeigt auf, wo wir auf dem Weg dorthin derzeit stehen“, so Minister Bonde. Der Nachhaltigkeitsbericht zeige erste Tendenzen zwischen den Ausgangswerten im Jahr 2009 und den Zielwerten für das Jahr 2020. „Positiv herauszustellen sind die vielfältigen Verbesserungen im ökologischen Bereich durch die FSC-Zertifizierung, neue Waldbaukonzepte sowie das Alt- und Totholzkonzept. Dass diese ökologischen Erfolge im Einklang mit der Wirtschaftlichkeit erreicht wurden, zeigt die positive Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Dabei wurde der Nachhaltshiebsatz, der wichtigste forstlicher Gradmesser einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, im Betrachtungszeitraum strikt eingehalten“, sagte der Forstminister abschließend.

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