Wolf fordert mehr Respekt vor dem Eigentum
Wenn der Kreisbauernverband Reutlingen zur Lichtmesstagung nach St. Johann Würtingen einlädt, wird stets heftig debattiert. In diesem Jahr ging es um fallende Preise an den Märkten und um jede Menge politische Themen - von der GAP-Reform über die Düngeverordnung, die Freihandelsgespräche bis zu den FFH-Flächen im Kreis.
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Guido Wolf sagte den heimischen Betrieben seine volle Unterstützung zu. Der CDU-Faktionsvorsitzende im Landtag und CDU-Spitzenkandidat für die nächste Landtagswahl forderte in seiner Rede vor rund 250 Landwirten und Gästen mehr Respekt vor dem Eigentum der Landwirte und sprach sich für einen Abbau der Bürokratie aus. "Wir sind gut beraten, unsere Landwirte nicht immer mehr in ein Dickicht von Bürokratie und Ökodirigismus hineinzudrängen, sondern ihnen auch mal wieder die Chance zu geben, das zu tun, was sie gelernt haben und wofür sie berufen sind“, meinte Guido Wolf. Viele Menschen wüssten heute nicht mehr, wie hochwertige Lebensmittel produziert werden. „Bei 99 Cent für zehn Eier oder bei 49 Cent für ein Liter Milch geht Heimatliebe nicht mehr durch den Magen“, so Wolf. Deshalb ist für ihn klar: Wer regionale, gesunde Ernährung möchte, müsse auch bereit sein, einen fairen Preis dafür zu bezahlen.
Ziel sind bäuerliche Betriebe
Produkte der heimischen Landwirtschaft müssten zu einer Marke ausgebaut werden. „Ihre Betriebe sind wertvoller und authentischer als Agrarfabriken“, meinte Wolf und warnte vor einer weiteren Selbstausbeutung. „Sie sind hochentwickelte verantwortungsbewusste Unternehmer.“ Und: „Was Sie leisten, ist etwas ganz besonders“, lobte Wolf. Er bedankte sich bei den Landfrauen für ihre Arbeit und sprach dem Berufsnachwuchs Mut zu. Betriebshelfer und Hofnachfolger werden auch im Kreis Reutlingen händeringend gesucht. Wichtig für Wolf ist, dass die Landwirtschaft bäuerlich bleibt. „Bäuerlich betrachte ich als Prädikat“, so Wolf, weil „bäuerlich“ ein anderes Wort für Nachhaltigkeit sei. Damit das so bleibt, müssten die Betriebe modernisiert werden. Das koste Geld. Hier brauche es differenzierte Lösungen und viele kleine Schritte.
Landschafterhalt muss bezahlt werden
Direktzahlungen seien im Übrigen keine Geschenke sondern ganz normale Vergütungen. „Wir müssen den Erhalt unserer Landschaft einkaufen“, meinte Wolf. Dabei zählt für ihn jeder einzelne Betrieb: „Ich freue mich über alle Hofnachfolger“. Und: „Wir brauchen die Landwirtschaftsschulen vor Ort.“ Beim allgemeinen Flächenverbrauch könne es nicht sein, dass die Landwirtschaft doppelt leidet. Durch die Ausgleichsflächen würden ihr weiterer Boden entzogen. „Keiner anderen Branche wird so leichtfertig der Boden unter den Füßen weggezogen wie der Landwirtschaft“, so Wolf. Zielkonflikte mit der Ökologie müssten intelligent und innovativ gelöst werden. Statt Stillegung sei eine ökologische Nutzung gefragt. In der Politik brauche es wieder mehr Respekt vor dem Eigentum der Landwirtschaft. „Man darf sich nicht ständig neue Rechtsverordnungen einfallen lassen, die der Landwirtschaft schaden“, wetterte Wolf. Zum Greening meinte er: „Ich begrüße das Greening, aber ich plädiere für Flexibilität vor Ort.“ Bauern benötigten produktive Flächen.
Landwirte haben Düngung im Griff
Für bedrohlich für die Landwirtschaft hält Wolf nach eigenen Angaben die Düngeverordnung. Denn bei längeren Sperrfristen und verschärften Obergrenzen könne man die Flächen nicht mehr bäuerlich nutzen, so dass auch dies eine Form der Enteignung sei. „Warum vertraut man bei der Düngung nicht auf Ihre Kompetenz und Ihre Erfahrung?“, fragte Wolf. Eine Länderöffnungsklausel müsse es auf jeden Fall geben. „Gerade wir im Süden haben es seit Jahren geschafft, die N-Belastung in den Quellfassungen zu reduzieren“, berichtete der Kreisvorsitzende Gebhard Aierstock.
Verbandsarbeit kommt an
Mit Blick auf die Agrarreform sei man bei Ausgestaltung der Flächenprämien insgesamt zufrieden, meinte Gebhard Aierstock. Die höhere Förderung der ersten Hektare komme der kleinstrukturierten Landwirtschaft im Süden entgegen. Gleichwohl sei deshalb aber noch kein Betrieb gerettet worden. Der Druck auf die Betriebe ist weiterhin sehr hoch. So ist Baden-Württemberg bei den Unternehmensergebnissen je Arbeitskraft bundesweit nach wie vor Schlusslicht, berichtete Thomas Pfeifle in seinem Geschäftsbericht. Erschwerend kommt dieses Jahr hinzu, dass es die Marktpreise für die meisten Agrarprodukte nach unten zieht.Umso wertvoller seien gemeinsame Anstrengungen in der Öffentlichkeitsarbeit sowie bei den Serviceleistungen für die Mitglieder. Im Rahmen der Gläsernen Produktion haben im vergangenen Jahr fünf Betriebe ihre Türen für die Besucher geöffnet. Beim KBV hat man es geschafft, die Mitgliederzahl seit über vier Jahren konstant zu halten. Besonders hoch ist der Informationsbedarf bei der Steuerberatung und vor allem beim Gemeinsamen Antrag. Wer beim Antrag Unterstützung braucht, sollte sich möglichst noch bis 6. Februar beim KBV anmelden.
Wertschöpfung weiter ausbauen
Wertschöpfungsketten stärken und die regionalen Produkte noch besser verkaufen, werde auch 2015 eine wichtige Aufgabe bleiben, meinte Aierstock. Stolz ist man, dass die Region Mittlere Alb ins europäische Förderprogramm LEADER mit aufgenommen wurde. Hier gibt es bis 2012 vier Millionen Euro an Zuschüssen für Projekte, auch für den Bereich Landwirtschaft. In einem eigenen Positionspapier fordert der KBV, die FFH-Flächen als ökologische Vorrangflächen anzuerkennen.
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