
Öko-Roggen ausgewertet
Die ökologischen Landessortenversuche zu Winterroggen 2025 in Baden-Württemberg liefern stabile Erträge, nachdem die Vorjahre schwächer ausfielen. Besonderes Augenmerk gilt der Einhaltung der verschärften Grenzwerte für Mutterkorn, die seit Juli 2025 gelten und die Sortenwahl künftig noch stärker beeinflussen.
von Verena Preußner, Barbara Orth/LTZ Augustenberg erschienen am 16.09.2025In Baden-Württemberg werden die Sortenprüfungen zu Winterroggen im ökologischen Landbau an vier Standorten durchgeführt: In Stuttgart-Hohenheim (Betreuung Universität Hohenheim), Crailsheim (Betreuung Demeter-Beratung), Maßhalderbuch (Betreuung Landratsamt Reutlingen) und Ochsenhausen (Betreuung Landratsamt Biberach). Das orthogonale Sortiment 2025 umfasst 7 Populations-Sorten. In Ochsenhausen wurden zusätzlich 4 Hybrid-Sorten geprüft.
Qualitätsanforderungen und Mutterkorn
Die Verwertung von Roggen am Ökomarkt erfolgt fast ausschließlich als Backroggen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Qualitätsansprüche erfüllt werden (Fallzahl: >120; Verkleisterungstemperatur >63 Grad; Schrot-Amylogramm >270; Hektolitergewicht >70 Kilogramm pro Hektoliter) und die Grenzwerte für Mutterkorn eingehalten werden.
Durch die EU-Verordnung 2024/1808 ist die Absenkung des Gehalts an Mutterkorn-Sklerotien in unverarbeiteten Roggenkörnern von 0,5 Gramm pro Kilogramm auf 0,2 Gramm pro Kilogramm am 1. Juli 2025 in Kraft getreten.
In den Ernteproben für den Standort Hohenheim wurden Werte zwischen 0,057 (Dankowskie Alvaro) und 1,096 Gramm pro Kilogramm (Artemis) an Mutterkorn-Sklerotien festgestellt. Für den Standort Crailsheim, der für seine Mutterkornanfälligkeit bekannt ist, wurden Werte zwischen 0,034 (Rolipa) und 1,318 Gramm pro Kilogramm (SU Bebop) ermittelt. Für die beiden anderen Standorte liegen noch keine Daten vor.
Um beim Anbau das Auftreten von Mutterkorn zu verringern, zeigt die Handlungsempfehlung des Max-Rubner-Instituts vom Juli 2024 unter anderem folgende ackerbauliche Maßnahmen auf: eine breite Fruchtfolge, die Sortenauswahl bezüglich geringer Mutterkornanfälligkeit und das Pflügen von betroffenen Flächen nach der Ernte. Über die Anfälligkeit der einzelnen Sorten in Bezug auf Mutterkorn informiert die Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamts.
Ergebnisse der Roggenernte 2025
Die Aussaat erfolgte zwischen dem 21. und 29. Oktober 2024 unter guten Bedingungen. Braunrost wurde nur an den Standorten Hohenheim und Crailsheim in sehr geringem bis mittlerem Umfang festgestellt. In Maßhalderbuch wurde ein sehr geringer bis mittlerer Schwarzrostbefall (durchschnittliche Boniturnote 3,1) und Septoriabefall (durchschnittliche Boniturnote 3,1) bonitiert. Die Sorten Dukato, Inspector und Artemis wiesen den stärksten (durchschnittliche Boniturnote 4), die Sorten Baldachin und Dankowskie Opal den geringsten (durchschnittliche Boniturnote 2) Schwarzrostbefall auf.
Die Verunkrautung der Bestände nahm dieses Jahr ein sehr geringes Ausmaß an (durchschnittliche Boniturnoten von 1,2 in Maßhalderbuch bis 2,7 in Hohenheim). Lager trat, trotz teilweiser starker Niederschläge, nur in geringem Umfang (Durchschnitt über alle Standorte Boniturnote 2,4) auf.
In Hohenheim und Crailsheim wurde die Ernte Ende Juli, in Maßhalderbuch und Ochsenhausen Mitte August durchgeführt. Der Durchschnittsertrag über alle Sorten und Standorte in Baden-Württemberg beträgt 50,9 Dezitonnen pro Hektar und liegt damit über dem schlechten Vorjahr und dem langjährigen Mittel der Vorjahre. Eine Ausnahme bildet der Standort Hohenheim, dessen Ertrag im Vergleich zum langjährigen Mittel des Standorts unterdurchschnittlich war.
Prüfroggen im Detail
Die Prüfstandorte in Baden-Württemberg waren Crailsheim, Hohenheim, Maßhalderbuch und Ochsenhausen.
Artemis: Neu im Sortiment. 2025 als ökologisch heterogenes Material (ÖHM) notifiziert. Die EU-Öko-Verordnung erlaubt das Inverkehrbringen von heterogenem Material, das unter Öko-Bedingungen erzeugt wurde. Dazu muss es beim Bundessortenamt notifiziert werden. Die Notifizierung umfasst neben Angaben zur Kulturart und der Bezeichnung des ÖHM auch Angaben zum genutzten Ausgangsmaterial, zur verwendeten Erzeugungsmethode, zu Boden- und Klimaverhältnissen unter denen das ÖHM erzeugt wurde und zu wesentlichen agronomischen Aspekten wie Ertrag und Resistenzen. Ertragsstarke Population mit guter Blattgesundheit welche gute Backeigenschaften zeigt. Vom Züchterfür den ökologischen Landbau empfohlen. Züchtung/Vertrieb: Werner Vogt-Kaute/Natur-Saaten GmbH.
Baldachin: Seit 2023 im Sortiment. Ökologisches heterogenes Material. Notifizierung 2022. Sehr lang, gut standfest, gute Blattgesundheit, hohe Braunrostresistenz. Im Mittel aller ausgewerteten Standorte in BW 2025 über dem Durchschnitt des orthogonalen Sortiments (rel. 104,4 %). Züchtung/Vertrieb: Dottenfelderhof.
Dankowskie Alvarao: Seit 2023 im Sortiment. Lange, gut standfeste Sorte mit guter Gesundheit. Mit einem Relativertrag von 101,0 % 2025 knapp über dem orthogonalen Versuchsmittel für BW. Züchtung/Vertrieb: Danko (PL)/Dr. Winkelmann.
Dankowskie Opal: EU-Sorte. Lange Sorte, mittlere Standfestigkeit. Opal hat einen mittleren Wuchs und verfügt laut Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamts über eine gute Blattgesundheit. Entspricht 2025 mit einem Relativertrag von 100 % genau dem baden-württembergischen orthogonalem Durchschnitt. Züchtung/Vertrieb: Danko (PL)/Dr. Winkelmann.
Dukato, vom Bundessortenamt im Ökolandbau geprüft: Lange Sorte mit mittlerer Standfestigkeit, gute Resistenzeigenschaften gegen Mutterkorn. Der Ertrag lag 2025 leicht unter dem orthogonalen Durchschnitt mit einem Relativertrag von 98,9 % über alle Standorte in BW. Züchtung/Vertrieb: Hybro Saatzucht GmbH & Co. KG/Saaten-Union.
Inspector, vom Bundessortenamt im Ökolandbau geprüft: Langstrohige Populationssorte mit guten Resistenzen gegen Braunrost und Mutterkorn. Langjährig geprüft mit guten Erträgen und Qualitäten. Auch 2025 überdurchschnittliche Ertragsleistung mit einem orthogonalen Relativertrag von 100,5 % über alle Standorte in BW. Züchtung/Vertrieb: Petersen Saatzucht Lundsgaard GmbH/Saaten-Union.
Rolipa: Sehr lange Sorte, mittlere Braunrostanfälligkeit, Ähre parallel mit violetter Anthocyanfärbung in der Hüllspelze. Mit 48,4 dt/ha im Durchschnitt (48,8 dt/ha in Maßhalderbuch, 47,9 dt/ha in Crailsheim) unter den ertragsschwächsten Sorten in 2025, aber sehr gute Backqualität, nicht spätsaatverträglich. Züchtung/Vertrieb: Dr. Bertold Heyden/Keyserlingk-Institut.
KWS Creor: Seit 2024 im Versuch. Nur in Ochsenhausen geprüft. Lange Hybridsorte mit hoher Bestandsdichte. Geringe Anfälligkeit für Mutterkorn. Mit einem Relativertrag von 111,8 % am Prüfstandort Ochsenhausen ertragsstarke Sorte. Züchtung/Vertrieb: KWS Lochow GmbH.
KWS Emphor: Neu im Sortiment. Zulassung 2024. Nur in Ochsenhausen geprüfte Hybridsorte. Mittlere Länge und gute Standfestigkeit. Ertragsstarke Sorte mit 63,6 dt/ha am Prüfstandort Ochsenhausen. Züchtung/Vertrieb: KWS Lochow GmbH.
KWS Tayo, vom Bundessortenamt im Ökolandbau geprüft: Kurze Hybridsorte mit sehr guter Standfestigkeit. Nur in Ochsenhausen geprüft. In diesem Jahr zweitstärkste Sorte hinter SU Karlsson mit einem Relativertrag von 126,4 % am Prüfstandort. Züchtung/Vertrieb: KWS Lochow GmbH.
SU Bebop, vom Bundessortenamt im Ökolandbau geprüft: Mittellange Sorte mit eher geringer Standfestigkeit. Laut Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamts sehr gute Resistenzeigenschaften gegen Mutterkorn. 2025 zusammen mit der Sorte Baldachin wieder ertragsstärkste Populationssorte mit einem Relativertrag von 105,0 % über alle Standorte. Züchter/Vertrieb: Hybro Saatzucht GmbH & Co. KG/Saaten-Union.
SU Karlsson: Seit 2024 im Sortiment. Nur in Ochsenhausen geprüft. Mittellange Hybridsorte mit laut Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamts guter Blattgesundheit und hoher Kornzahl pro Ähre. Mit 66,7 dt/ha und einem Relativertrag von 130,1 % ertragsstärkste Sorte am Prüfstandort. Züchtung/Vertrieb: Hybro Saatzucht GmbH & Co. KG/Saaten-Union.
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