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Fachtagung in Laichingen

Milchbauern in der Krise

Die globale Nachfrage nach Milch ist ins Stocken geraten. Das liegt an der geringeren Kaufkraft in China und dem Russland-Embargo. Zudem melken die Milchviehhalter seit dem Quotenende bundesweit mehr Milch. Alles in allem keine guten Aussichten für wieder steigende Milchpreise, meint Richard Riester von der Landesanstalt für die Entwicklung der Landwirtschaft in Schwäbisch Gmünd. Am Mittwoch vergangener Woche erläuterte der Marktexperte den gut 80 Besuchern einer Fachtagung im „Rössle“ in Laichingen die komplexen Zusammenhänge des aktuellen Marktes für die weißen Erzeugnisse.

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Wie geht es für die Milcherzeuger hierzulande weiter? Darüber diskutierten Frank Schied (l.) vom Fachdienst Landwirtschaft im Alb-Donau-Kreis und Richard Riester (r.) von der LEL Schwäbisch Gmünd mit den Milchviehhaltern, die zu der alljährlichen Fachtagung nach Laichingen gekommen waren.
Wie geht es für die Milcherzeuger hierzulande weiter? Darüber diskutierten Frank Schied (l.) vom Fachdienst Landwirtschaft im Alb-Donau-Kreis und Richard Riester (r.) von der LEL Schwäbisch Gmünd mit den Milchviehhaltern, die zu der alljährlichen Fachtagung nach Laichingen gekommen waren.Ast
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Das chinesische Neujahrsfest und die Sorgen der hiesigen Milchviehhalter – wie hängt das zusammen? Mehr als man vielleicht auf den ersten Blick meinen könnte. Der Grund: Der traditionsbeladene Start ins neue Jahr dokumentierte in den vergangen Jahren deutlich, wie es um die Nachfrage der chinesischen Verbraucher nach Milcherzeugnissen aus Europa bestellt war. Die Regale in deutschen Supermärkten seien zu dieser Zeit immer leer geräumt gewesen, erläuterte Riester den Besuchern der Fachtagung, unter ihnen viele Milcherzeuger aus den Landkreisen Alb-Donau und Reutlingen. In Deutschland lebende Chinesen schickten ihren Verwandten in dem riesigen Land dann deutsche Milchprodukte. Gefragt waren H-Milch und seit dem Melamin-Skandal in großem Stil Milchpulver aus Deutschland und anderen europäischen Erzeugerländern.

Doch die wachsende Nachfrage sorgte dafür, dass in Deutschland als Folge der großen Nachfrage mehr Milchpulver produziert wurde. Findige Chinesen kamen auf die Idee, dass Milchpulver in Deutschland preiswert in großem Stil einzukaufen, um es in der Heimat für den doppelten Preis an besorgte Eltern von Babys zu verkaufen. Nicht zuletzt produzierten die Chinesen mehr von dem gefragten Produkt.

Zwar geht Riester davon aus, dass das riesige asiatische Land auch weiterhin Milchprodukte einführen wird, schon weil aufgrund der Klimabedingungen Milch nur im Norden des Landes erzeugt werden kann. „Im subtropischen Süden Chinas ist Milchviehhaltung schwierig“, erläuterte der Marktfachmann. Doch für Euphorie bei den hiesigen Landwirten besteht nach Ansicht des LEL-Mitarbeiters kein Grund. Derzeit fährt die chinesische Regierung eine Stillkampagne. Zudem steckt die Wirtschaft in einer großen Krise und die Milcherzeugnisse aus Europa kosten viel Geld, das nicht jeder Chinese ausgeben kann.

Mehr oder weniger komplett zum Erliegen gekommen ist derweil der Absatz von Milcherzeugnissen nach Russland. Die Europäische Union hat wegen der Handlungen Russlands in der Ukraine ein Handelsembargo mit Europa verhängt. Das Embargo ist bis Juli verlängert worden. Ein wichtiger Absatzmarkt ist damit zusammen gebrochen.

Aber, das machte Riester vor den zahlreichen Landwirten ebenso deutlich, die Milchviehhalter hätten sich die derzeitige Preiskrise auch selbst zuzuschreiben. Als es vor drei Jahren 40 Cent für das Kilogramm erzeugte Milch gab, „wurde gemolken, als gäbe es kein Morgen“, wie der Marktfachmann deutlich machte. Und das, obwohl es die Milchquote zu diesem Zeitpunkt noch gab. Im April 2015 war die Milchmengenregelung Geschichte, im Januar diesen Jahres lag die Menge ermolkener Milch knapp fünf Prozent über dem Vorjahreswert.

Wie sich der Milchpreis entwickeln wird, der derzeit im Schnitt bei 28 Cent liegt, darüber konnte Riester nur bedingt Zuversicht verbreiten. Inzwischen sorgt der niedrige Ölpreis neben der schwächelnden Nachfrage aus China und Russland dafür, dass die Menschen in den Erzeugerländern des ansonsten teuren Rohstoffes weniger Geld zur Verfügung hätten. Geld, das den Absatz von Milcherzeugnissen in Länder wie Südamerika, Nigeria und Nordafrika nicht gerade fördert.

Doch einen Lichtblick machte der Referent an diesem kalten Februartag dann doch aus: Die Futter- und Dieselkosten sind gesunken, die Schlachtpreise gestiegen und der Absatz in die USA und Südkorea biete Potenzial, das wo anders fehlt.

Die traditionsreiche Fachtagung für Milchviehhalter wird veranstalt vom Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Alb-Donau/Ulm und Münsingen, vom Milchviehberatungsdienst Reutlingen/Ulm, vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis und vom Fachdienst Landwirtschaft des Kreislandwirtschaftsamtes Münsingen. Weitere Thema, die auf der Tagungsordnung standen, waren die Verwendung von Gärsubstraten als Boxeneinstreu in Laufställen und die ausgewogene Fütterung von Milchkühen.

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