"Wir müssen das Wissen wieder in die Betriebe bringen"
Leguminosen waren auf den DLG-Feldtagen in Haßfurt in aller Munde. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert über die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für drei Jahre ein Demonstrationsnetzwerk zu Erbse/ Bohne. Dessen Projektkoordinator, Ulrich Quendt vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, stand auf den Feldtagen Rede und Antwort zum aktuellen Stand im Netzwerk.
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BLE: Warum braucht die Branche Demonstrationsbetriebe, die sich verstärkt mit Erbsen und Ackerbohnen beschäftigen?
Quendt: Die Erfahrungen zur Kultivierung sowie Aufbereitung, Fütterung und Vermarktung von Erbsen und Bohnen ist in der landwirtschaftlichen Praxis überwiegend verloren gegangen. In den vergangenen Jahren haben viele Landwirte eher fertige Futtermischungen zugekauft – was deutlich einfacher ist.
Wir wollen das Wissen über die Vorteile dieser Leguminosen wieder in die Breite der Betriebe bringen. Die Demonstrationsbetriebe sind beispielgebend für den Anbau und die Verwertung von Erbsen und Bohnen. Sie geben ihr Wissen im Netzwerk und darüber hinaus weiter.
BLE: Das Demonetzwerk Erbse/ Bohne hat seine Tätigkeit erst vor Kurzem aufgenommen. Wer macht mit und was sind die Schwerpunkte?
Quendt: Rund 75 Demonstrationsbetriebe sind Netzwerkmitglieder, davon wirtschaften 60 Prozent konventionell und 40 Prozent ökologisch. Die Demobetriebe sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Sie haben bereits Erfahrungen im Anbau und der Verwertung von Erbsen und Bohnen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Netzwerks ist die Abbildung der gesamten Wertschöpfungskette, also nicht nur die innerbetriebliche Verwertung, sondern auch die Verwertung im nachgelagerten Bereich, sei es durch die Einbindung des Landhandels, der Futtermischer oder der Verarbeitung. Nur ein gesicherter Absatz und ein angemessener Erlös für den Landwirt geben Anreiz, Erbsen und Bohnen anzubauen.
BLE: Was ist die Motivation der Betriebe, im Netzwerk mitzumachen?
Quendt: Die Betriebsleiter sind Vorreiter. Sie probieren gerne aus und möchten ihre Betriebe optimieren. Sie sehen den Vorteil, den der Leguminosenanbau bringt; beispielsweise in der Fruchtfolgeleistung, der Steigerung der Bodenfruchtbarkeit oder in der günstigen innerbetrieblichen Verwertung.
Zudem sind die Netzwerk-Landwirte die Ersten, die vom Wissenstransfer profitieren. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, sich und ihre Betriebe der Öffentlichkeit vorzustellen. Sie können die Synergien im Netzwerk nutzen, wodurch sich auch neue Vermarktungswege erschließen können.
BLE: Was passiert nun auf den Betrieben? Wie funktioniert der Wissenstransfer konkret?
Quendt: Einige Landwirte haben bereits Demonstrationsanlagen, zum Beispiel zu verschiedenen Anbaumethoden, angelegt oder zeigen eine besondere Aufbereitung oder Verwertungsrichtung. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden auf Feldtagen oder bei Betriebsbesichtigungen vorgestellt.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachhochschule Südwestfalen betrachten zudem den Anbau und die Verwertung aus ökonomischen Gesichtspunkten. Dabei werden natürlich auch Ökosystemleistungen wie Fruchtfolgeeffekte mit einbezogen.
An der Universität Hamburg werden die Qualitäten der Ernteprodukte untersucht, um den Einsatz als Futter oder in der verarbeitenden Industrie zu bewerten. Es muss sich noch herausstellen, welche Qualitäten über den Rohproteingehalt hinaus benötigt werden und ob sich daraus neue Vermarktungsfelder ergeben könnten.
Mithilfe des Forschungsinstituts für biologischen Landbau und weiterer Projektpartner sollen die Erfahrungen der einzelnen Landwirte in die Branche gelangen. Alle, die sich für Kulturen Erbse und Bohne interessieren, finden auf der Projektwebseite www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de eine Fülle von Anregungen und Tipps.
Im zweiten Jahr des Projekts sollen außerdem Betriebe hinzukommen, die mit dem Anbau von Erbsen und Bohnen Neuland betreten. Sie können dann vom Wissen der erfahrenen Kollegen profitieren und vorhandene Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen nutzen.
BLE: Nicht alles klappt auf Anhieb. Wohin können sich die Betriebe mit ihren Fragen wenden? Und welche Fragen sind das?
Quendt: Die dringendsten Fragen haben die Landwirte zum Anbau, zur Saattechnik, Sortenwahl, dem Umgang mit Krankheits- und Schädlingsdruck sowie zur Verfütterung. Im Netzwerk gibt es viele Experten zu den einzelnen Themen, an die sie sich wenden können.
Im Netzwerk machen Betriebe aus zehn Bundesländern mit. In jedem dieser Bundesländer gibt es einen sogenannten Netzwerkpartner. Das sind Landesämter, Kammern oder Dienstleistungszentren. Dort gibt es spezielle Berater, die den Demobetrieben mit Rat und Tat zur Seite stehen, den Wissenstransfer und Feldtage sowie Betriebsbesichtigungen organisieren.
Zusätzlich zu den Ländereinrichtungen gibt es weitere Netzwerkpartner, die beispielweise wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten oder koordinierende Funktionen haben.
BLE: Was wünschen Sie dem Netzwerk für die noch anstehenden zweieinhalb Jahre?
Quendt: Wir hoffen auf einen guten Wissenstransfer, der die Erkenntnisse in die Breite trägt und dadurch den Anbau und die Verwertung von Erbsen und Bohnen fördert. Ich bin überrascht, wie viele kreative Ideen die Betriebe jetzt schon umsetzen und hoffe, dass Vieles davon für die Praxis relevant wird.







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