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ALB-Fachtagung in Hohenheim

Bevor der Stromzähler in die Knie geht

Strom und Wärme kosten Geld. Besonders die Preise für elektrische Energie steigen unaufhaltsam. Im Geldbeutel von Milchvieh- und Schweinehaltern macht sich das doppelt bemerkbar – vor allem, wenn sie in neue Technik investiert haben. Wie sich die teure Energie einsparen lässt, darüber diskutierten vorvergangene Woche Experten an der Uni Hohenheim.
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Wie lässt sich Energie auf den Betrieben einsparen? Das diskutierten (v. l. n. r.): Prof.Dr. Thomas Jungbluth vom Institut für Agrartechnik an der Uni  Hohenheim, Thomas Weil von der LSZ Boxberg und Mathias Harsch vom LAZBW Aulendorf.
Wie lässt sich Energie auf den Betrieben einsparen? Das diskutierten (v. l. n. r.): Prof.Dr. Thomas Jungbluth vom Institut für Agrartechnik an der Uni Hohenheim, Thomas Weil von der LSZ Boxberg und Mathias Harsch vom LAZBW Aulendorf.Ast
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Über 39.000 Euro Kilowattstunden (kWh) Strom in einem Jahr? Kann das sein?, fragt sich ein Milchviehhalter aus dem Land, als er auf seinen Stromzähler blickt. 610 kWh pro Kuh und Jahr. Zu viel, denkt sich der schwäbische Milchviehhalter und wendet sich an den Landeskontrollverband (LKV) Baden-Württemberg, der für solche Fälle eine Energieeffizienzberatung anbietet. Der vor drei Jahren teilausgesiedelte Betrieb hatte zuvor in einen Melkroboter und zwei Photovoltaikanlagen investiert, wollte alles richtig machen und lag ein Jahr nach dem Einzug rund 8000 kWh über dem zuvor kalkulierten Stroverbrauch.

Kein Einzelfall, wie Dr. Michael Buchholz vorvergangenen Donnerstag auf der Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Ländliches Bauwesen (ALB) in Stuttgart-Hohenheim erläutert. Im Gegenteil: Die meisten Milchviehbetriebe liegen mit ihrem Stromverbrauch deutlich über den durchschnittlich kalkulierten 400 kWh pro Kuh und Jahr.

Lüften, heizen und kühlen

Auf dem Roboterbetrieb, den Energieberater Buchholz schließlich auf Herz und Nieren prüft, waren es am Ende ein zu viel Strom ziehender Kompressor (800 Watt pro Stunde) und ein Boiler für das automatische Melksystem, der mit 20 kWh pro Tag die Stromrechnung in die Höhe trieb.

Wirkungsvoll Energie einsparen lässt sich für Mathias Harsch vom Landwirtschaftlichen Zentrum (LAZBW) Aulendorf denn auch zuvorderst bei Milchkühlung, Vakuumpumpe und Melkanlagenreinigung. Allein bei der Kühlung der frisch gemolkenen Milch könnten über einen Vorkühler, einem Wärmerück-gewinnungssystem (bei hohem Warmwasserverbrauch), wahlweise der Kombination beider Systeme sowie abgestimmten Tankgrößen und passenden Kälteaggregaten zehn kWh Strom pro 1000 Liter Milch eingespart werden. Eine Summe, die die ansonsten für die Milchkühlung kalkulierten 3000 bis 4000 Euro Kosten pro Jahr nach unten drückt.

Überhaupt, rät Harsch den Zuhörern, sollten Melkstandgröße und Durchmesser der Melkleitung richtig dimensioniert, eine frequenzgesteuerte Vakuumpumpe verwendet und die Melkanlage regelmäßig gewartet werden. Wurde eine Vakuumpumpe ohne Frequenzsteuerung eingebaut, sollte deren Leistungsvermögen nur auf die nötigen Melk- und Reinigungsarbeiten ausgelegt werden. Torsteuerungen und die Abnahme der Melkzeuge lassen sich nach Ansicht von Harsch energiesparender über einen separaten Überdruck-Kreislauf steuern.

Wurde ein Melkroboter eingebaut, führt für den Eperten dagegen kein Weg an einer frequenzgesteuerten Vakuumpumpe vorbei. Genauso wenig wie an den regelmäßigen Checks von Kompressor und Hydraulikanlage. Und: „Auch wenn es sich nach wenig anhört. Die EDV-Anlage braucht auch Strom. Muss sie den ganzen Tag laufen?“ Zudem könnte man die Spülgänge des Roboters reduzieren. Aufspüren lassen sich die Stromfresser durch den nachträglichen Einbau sogenannter digitaler Hutschienen-Stromzähler. Hierfür ist ein Betriebs-elektriker nötig. Oder man kann einen Energiemonitor auf der Drehscheibe des Stromzählers anbringen. Das könne man selbst machen, sagt Harsch.

Ohnehin, da ist sich der Fachmann fürs Melken mit seinen Kollegen einig, ließe sich mit einem überschaubaren Aufwand viel Energie einsparen, „aber man setzt es halt zu wenig um“. Für Thomas Weil vom Bildungs- und Wissenszentrum (LSZ) Boxberg sind auf Schweinebetrieben drei bis fünf Prozent Energieeinsparung realistisch, wenn man ein Auge auf Lüftungssystem und Heizung im Ferkelaufzuchtstall halt. Bevor man neu investiert, sollte man, so Weil, allerdings die vorhandene Technik optimieren.

Dabei können Energiechecks wertvolle Hilfe bieten. So richtig herum gesprochen scheint sich das allerdings noch nicht zu haben. Das beobachten Carla Schied von Anika Schlameuß von der LEL Schwäbisch Gmünd, und das, obwohl es staatliche Fördertöpfe (siehe Infokasten) gibt. Josef Neiber von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) brachte die Nutzung von selbst erzeugtem Strom und Energiespeichern (Eiswasserkühlung für den Milchtank) als zusätzliche und umweltfreundliche Energieeffizienzmaßnahme in den Vortragsreigen ein. Auch eine Option, den Strom- und Wärmeverbrauch nachhaltig zu drosseln.

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