Ruhe bewahren
Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen in den vergangenen Wochen sind die Böden über den gesamten Krumenbereich wassergesättigt. Vielerorts kam es bereits zur Auswaschung von Nitrat, sowie zu Stickstoffverlusten durch Denitrifikation. Konsequenzen der hohen Wassersättigung sind ein reduzierter Sauerstoffgehalt sowie eine verzögerte Erwärmung des Bodens.
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Dies hat zur Folge, dass die Mineralisation von Stickstoff ins Stocken gerät, sowie das Wurzelwachstum der Winterungen (insbesondere von Winterraps und Wintergerste) gehemmt ist, was in den nächsten Wochen zu einem ausgeprägten Stickstoffmangel führen kann. Deshalb sollte, sobald die Böden wieder tragfähig sind, die Andüngung mit schnell verfügbaren nitrathaltigen Düngern (zum Beispiel Kalkammonsalpeter) erfolgen.
Zwischenfrüchte spielen ihre Vorteile aus
Betrachtet man die Bodenstruktur, so ist diese unter noch stehenden Zwischenfruchtbeständen in gutem Zustand, während auf vielen gepflügten Flächen teils massive Probleme vorhanden sind. Zwar ist die verschlämmte Bodenoberfläche ungünstig für eine schnelle Erwärmung und Abtrocknung im Frühjahr, das weitaus größere Problem ist jedoch die oftmals stark verschmierte und verdichtete Pflugsohle am Übergang zum Unterboden. Auf solchen Flächen muss sorgsam kontrolliert werden, ob eine Befahrbarkeit für nachfolgende Bearbeitungs- und Düngemaßnahmen sowie die Aussaat gegeben ist, da das Wasser sich hier über der Pflugsohle anstaut, was die Verdichtungsgefahr der unteren Krume über einen langen Zeitraum stark erhöht. Stehende Zwischenfruchtbestände sollte man nun in Ruhe lassen (auch wenn dies einiges an Nerven kosten kann) und nicht versuchen, diese zum jetzigen Zeitpunkt einzuarbeiten, da hierdurch die Bodenstruktur unwiederbringlich zerstört wird. Aufgrund der schlechten Struktur des Oberbodens sollte man besonders beim Anbau von Rüben und Sommergerste eine gezielte Vorsaatkalkung mit Branntkalk durchführen, um reduzierten Feldaufgängen infolge einer Verschlämmung des Saatbettes im Frühjahr vorzubeugen.
Mit dem Spaten den Boden beproben
Ruhe bewahren, dazu rät Mark Mitschke vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Kartoffel Heilbronn. Prinzipiell seien Niederschläge in Baden-Württemberg willkommen. Das Problem ist aber der fehlende Winter. Deshalb entstünden vielerorts verschlämmte Bodenstrukturen an der Oberfläche und der Gründünger steht noch auf den Feldern. "Den muss man jetzt mit einer Scheibenegge oder Fräse kleinkriegen, auch wenn aktuell die Feuchtigkeit zur Überfahrt noch zu hoch ist", sagt der Fachmann.
Man muss auf jeden Fall mit der Bodenbearbeitung warten und Geduld haben. Wer jetzt schon rausfährt, riskiert irreversible Schäden am Boden. Auch fürs Bereinigen des Gründüngers mit Glyphosat als letzten Ausweg müsse es vertretbar trocken sein. Zudem muss auch der zeitliche Puffer zwischen dem Spritzen und der Folgekultur muss passen: Spuren von Glyphosat können am Gründünger verbleiben und eine Wachstumsdepression bei der Folgekultur verursachen, wenn die Zeitspanne zwischen den Glyphosatanwendung und der Saat zu gering ausfällt.
"In den Jahren vor 2016/2016 haben wir gut mit dem fehlenden Winter umgehen können und Erfahrungen sammeln können", betont Mitschke. Wenn der Boden trockener ist, dürften Scheibenegge oder Fräsen das richtige Gerät sein - Grundvoraussetzung ist allerdings, dass es trocken ist. "Prüfen Sie vorher mit dem Spaten die Bodenfeuchte in der gewünschten Bearbeitungstiefe", sagt er, "denn der Eindruck von der Oberfläche kann täuschen."
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