Lohnender Bieneneinsatz
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BWagrar: Bioimkerei – geht das überhaupt? Wie können Bienen ökologisch bewirtschaftete Felder erkennen?
Reese: In der Landwirtschaft ist relativ leicht einsichtig, was der Unterschied zwischen ökologischer und konventioneller Erzeugung ist – bei der Imkerei ist das schwieriger. Hier müssen Ökoimkereien grundsätzlich sicherstellen können, dass die Bienen überwiegend ökologisch bewirtschaftete Flächen anfliegen. Eine Ökoimkerei wirtschaftet für eine bessere Welt, aber nicht in einer besseren Welt. Insofern gibt es Richtlinien der Öko-Verbände sowie eine Definition in der EU-Öko-Verordnung, die auch die Standortwahl betrifft.
BWagrar: Wie muss ein Standort aussehen, damit Bioimkerei funktionieren kann?
Reese: Es kommt auf die Beschaffenheit und die Bewirtschaftung des Geländes im Flugradius der Bienen an. Der Standort von Bienenstöcken muss sich in ausreichender Entfernung von Verschmutzungsquellen befinden, die die Imkereierzeugnisse kontaminieren oder die Gesundheit der Bienen beeinträchtigen können. Wie stellt man das sicher? Gemäß den Naturland Richtlinien müssen die Trachten im Umkreis von drei Kilometern um den Bienenstock herum möglichst ökologisch bewirtschaftet oder naturbelassene Wiesen und Wälder sein. „Möglichst“ heißt deutlich mehr als die Hälfte der Flächen in diesem Radius. Fachberater stehen Imkern unterstützend zur Verfügung, um die Vorgaben zu klären. Ökoimker werden von akkreditierten Kontrollstellen genauso nach der EU-Öko-Verordnung und gegebenenfalls weiterführenden Verbands-Richtlinien überprüft wie ökologisch wirtschaftende Landwirte.
Die Standortfrage ist eine sehr zentrale. Es wird natürlich noch mehr gebraucht, damit Ökoimkerei funktioniert. Zum Beispiel muss man Krankheiten vorbeugen, wie den Befall mit Varroamilben. Diese müssen mit mechanischen oder thermischen Verfahren sowie mit organischen Säuren, die als natürliche Bestandteile im Honig vorkommen, bekämpft werden. Es ist sehr wichtig, dass die Völker regelmäßig kontrolliert und Hygienemaßnahmen regelmäßig durchgeführt werden. Das Ziel ist, die Selbstheilungskräfte der Bienen zu fördern.
BWagrar: Welche Vorteile ergeben sich für die Landwirtschaft aus einer Zusammenarbeit? Worauf sollten Landwirte Rücksicht nehmen?
Reese: Im Grundsatz wünscht sich der Ökoimker grundsätzlich eine große Vielfalt an Blüten im Flugradius der Bienen. Für den Landwirt ist spannend, dass er über eine bessere Bestäubung auch bessere Erträge erzielt. Uns liegen Erhebungen vor, die zeigen, dass bei sehr gutem Bieneneinsatz bei Ölfrüchten wie Raps 13 bis 25 Prozent Mehrertrag mit einer erhöhten Bienentätigkeit verbunden ist. Das ist gut für den Landwirt, das ist gut für die Bienen und die Natur – und billiger als der Einsatz von Pestiziden. Was muss jetzt geschehen?
Der Ökoimker muss mit Landwirten im Radius von drei Kilometern um den Bienenstock in Kommunikation sein, mit ökologischen und konventionellen Betrieben. Vor allem hinsichtlich der Ausbringung von Pestiziden, von Insektiziden. Die Applikation sollte hierbei möglichst am Abend erfolgen, damit der Bienenflug nicht gestört und die Bienengefährdung minimiert wird. Auch Spritzentechnik kann ein interessantes Thema sein: Dropleg-Düsen zur tieferen Applikation von Pflanzenschutzmitteln bieten erhebliche Vorteile für den ungestörten Flug der Bienen. Solche Bienen- und Insekten-freundlichen Ausbringtechniken müssen politisch stärker gefördert werden.
BWagrar: Was sagen Sie zum Referendum „Rettet die Bienen“ aus Bayern?
Reese: Die Aktivität der Menschen, die für das Referendum „Rettet die Bienen“ aus Bayern gestimmt haben, ist beeindruckend. Sie zeigt, dass sich die Gesellschaft für das Thema interessiert. Jetzt ist die Politik gezwungen, in Gang zu kommen und Lösungen zu finden. Allerdings sollten wir in einer gemeinsamen Kommunikation und Zusammenarbeit von ökologisch und konventionell arbeitenden Erzeugern bewirken, dass der drastische Rückgang der Artenvielfalt gestoppt wird. Aber der Artenschutz kostet, und die Gesellschaft muss auch bereit sein, den Landwirt für diese zusätzlichen Kosten zu entlohnen.
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