Deutsche Milchwirtschaft diskutiert internationalen Wettbewerb
Der Vizepräsident und Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, hat das 10. Berliner Milchforum in Berlin eröffnet. Am 21. und 22. März 2019 werden beim größten Branchentreff des deutschen Milchsektors die Chancen und Risiken der Milchwirtschaft im internationalen Handelsumfeld diskutiert. „Zehn Jahre Berliner Milchforum sowie ein Rekord an Teilnehmern und Ausstellern zeigen, dass das Milchforum die Institution ist, um sich über künftige Entwicklungen zu informieren und mit anderen Experten auszutauschen“, so Schmal in seiner Eröffnung.
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EU-Agrarkommissar Phil Hogan wird zu den über 500 Teilnehmern in einer Video-Grußbotschaft auch über europäische Handelspolitik sprechen. Mit der fortschreitenden Liberalisierung des europäischen Marktes und der zunehmenden Verflechtung globaler Handelsströme kommen neben den Chancen zusätzlicher Absatzmärkte auch neue Herausforderungen auf die deutsche Milchwirtschaft zu. Während mit steigender Tendenz etwa die Hälfte der deutschen Milch als verarbeitete Ware und einer hohen Wertschöpfung exportiert wird, gefährden gleichzeitig Abgrenzungstendenzen wie der weiterhin undefinierte Brexit, nationale Herkunftskennzeichnungen in einzelnen EU-Mitgliedstaaten oder aufziehende Handelskonflikte den Austausch von Waren. Besondere Relevanz besitzt in diesem Zusammenhang das Setzen höherer Produktionsstandards durch Politik und Lebensmittelhandel im heimischen Markt, während gleichzeitig die politischen Rahmenbedingungen von den Unternehmern aus Land- und Molkereiwirtschaft verlangen, im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben.
Umdenken und Handeln
Die Milchwirtschaft muss sich für diese neuen Herausforderungen aufstellen. Das Berliner Milchforum bietet für Milcherzeuger, Molkereien, Politik, Verbände und Wissenschaft eine ideale Plattform zum gemeinsamen Austausch sowie zur Entwicklung von Lösungsansätzen. „Um auch in Zukunft nachhaltig und wettbewerbsfähig zu sein, muss sich die gesamte Branche weiterentwickeln. Nur gemeinsam sind wir auf dem richtigen Weg!“, betonte der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes, Peter Stahl, zur Eröffnung des Milchforums.
„Strategie 2030 darf kein Papiertiger bleiben!“
Karsten Schmal, Vize-Präsident und Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes, fordert im Rahmen des 10. Berliner Milchforums agrarpolitische Maßnahmen für die kommenden Monate, vor allem um den deutschen Milchsektor strukturell im international geprägten Wettbewerb besser aufzustellen.
Obwohl sich die Marktlage in den vergangenen Monaten vergleichsweise stabil gezeigt habe (durchschnittlicher Auszahlungspreis im Februar bei 33,7 Ct/kg; Anlieferungsmengen in Deutschland seit Jahresbeginn 1,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau), macht Schmal deutlich, dass es weiterhin einige strukturelle Herausforderungen innerhalb des Milchsektors gebe, für die es strategischer Lösungen bedürfe.
Dazu gehöre vorrangig auch, sich auf die Herausforderungen des Brexits einzustellen. „Großbritannien ist ein wichtiger Absatzmarkt u. a. für Käse und Butter, dessen Zugang durch Zölle, Zollabwicklungen und weitere Handelshemmnisse gefährdet würde“, so Schmal.
Weitere Anforderungen bei der Düngeverordnung und das Drehen an der Kostenschraube durch den Lebensmitteleinzelhandel würden die Milcherzeuger weiter unter Druck setzen. „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist es wichtiger denn je, eine gemeinsame Herangehensweise des gesamten deutschen Milchsektors zu definieren und umzusetzen. Wir haben als DBV den Vorschlag zur Erarbeitung einer Sektorstrategie deshalb ausdrücklich begrüßt. Die Strategie 2030 darf jedoch kein Papiertiger bleiben!“, sagt DBV-Vize Karsten Schmal.
Mehr Tempo bei Branchenstrategie und Lieferbedingungen
Der parlamentarischer Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel ist zu Gast beim Milchforum 2019 und wendet sich an die Gäste: "Die Milchwirtschaft ist ein wichtiges Standbein unseres Agrarstandortes. Deshalb ist eine erfolgreiche und zukunftsfähige Milchwirtschaft für Deutschland so wichtig, mit auskömmlichen Preisen für Erzeuger und Verarbeiter."
„Damit dies so bleibt, braucht es einen breiten Maßnahmenmix. In einem Umfeld der Marktorientierung ist es Aufgabe von Molkereien und Milcherzeugern, den mit den hohen Preisschwankungen auf dem Milchmarkt verbundenen Preisrisiken wirksam zu begegnen“, betonte der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Hans-Joachim Fuchtel, in seiner Rede auf dem 10. Berliner Milchforum.
„Das Gutachten des ife-Institutes zeigt das Alternativenspektrum und den weiteren Bedarf auf“, so Fuchtel weiter. „Überlegungen, wie Preisschwankungen in ihrem Ausmaß begrenzt und in ihren Auswirkungen abgemildert werden können, gehören in die Branchenstrategie. Deshalb hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, die Adressierung dieses Themas zu Recht mit der Entwicklung über die Nutzung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) über die Vertragsbeziehungen im Milchsektor verknüpft. Die staatliche Unterstützung in Krisenzeiten ist keine Selbstverständlichkeit. Die Branche ist gefordert. Das hat die Bundesministerin in einem Schreiben an die Verbände auch klar zum Ausdruck gebracht.“
Hintergrund
Das Berliner Milchforum wird gemeinsam vom Deutschen Bauernverband und dem Milchindustrie-Verband in Kooperation mit dem Deutschen Raiffeisenverband und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft organisiert.
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