Was will „Land schafft Verbindung“?
- Veröffentlicht am

LsV-Sprecher Alexander Kern im Interview mit BWagrar
Was will „Land schafft Verbindung“?
Alexander Kern, seit Oktober 2019 Sprecher der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) in Baden-Württemberg, bewirtschaftet in einer GbR mit seinem Vater in Bretten (Landkreis Karlsruhe) einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau, Rinder- und mobiler Hühnerhaltung sowie Direktvermarktung (www.spitalhof-kern.de). Im Interview mit BWagrar erläutert der Landwirt die Gründe seines Engagements in der LsV, deren Ziele und Wege zur Zielerreichung.
BWagrar: Herr Kern, seit Oktober vergangenen Jahres sind Sie Sprecher der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) in Baden-Württemberg. Warum wurde die LsV gegründet und welche Ziele verfolgt sie?
Kern: Die LsV hat sich gegründet, weil in dieser Zeit sehr viel auf die Landwirtschaft einprasselt: Agrarpaket, Volksbegehren, Green Deal, also auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene. Unsere Ziele sind sachliche, ergebnisoffene Diskussionen. Wir wollen alle Verbraucher über unsere Anliegen und Leistungen aufklären.
Viele Landwirte fühlen sich vom Bauernverband nicht mehr richtig vertreten. Das soll keine Kritik sein. Das ist vielmehr meine Wahrnehmung über das Gefühl mancher Berufskollegen hinsichtlich der Interessenvertretung unseres Berufsstandes. Der Bauernverband kämpft meiner Ansicht nach immer noch für alle Bauern. Jedoch strömen derzeit so viele Anforderungen und Wünsche auf die Landwirte, sodass bei vielen Berufskollegen dieses Gefühl aufkommt.
BWagrar: Sie nennen die Verbraucher als Zielgruppe. Verfolgen Sie auch Ziele hinsichtlich der Politik?
Kern: Ja, genau! Wir haben bereits viele Demonstrationen durchgeführt. Zuletzt unsere bisher erfolgreichste am 17. Januar 2020 auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart (BWagrar 4/2020, Seite 12). Wir haben mit anderen Verbänden gesprochen und mit vielen Politikern. Wir sind in der Politik angekommen. Wir versuchen, unsere Vorschläge, unsere Sichtweisen einzubringen. Aber das ist ein langer Weg, bis wir da etwas erreichen.
BWagrar: Sie nahmen im Dezember 2019 am Vorstandstreffen des Landesbauernverbandes (LBV) in Baden-Württemberg teil (BWagrar 51-52/2019, Seite 14). Neuerdings wird die Kritik am Bauernverband lauter. Machen Sie sich Konkurrenz und schwächen die Interessenvertretung des Berufsstandes? Oder wie wollen Sie gemeinsam die Anliegen der Bauern in der Politik und Gesellschaft vertreten?
„Wir sind überhaupt gar keine Konkurrenz zum Bauernverband und wollen dies auch nicht werden!“
Kern: Also das möchte ich ganz klar sagen: Wir sind überhaupt gar keine Konkurrenz zum Bauernverband und wollen dies auch nicht werden! Natürlich gibt es auf jeder Demonstration ein paar Leute, die massiv gegen den Bauernverband sind. Aber wir vom LsV-Landesbeirat sind ganz klar verbandsneutral, aber wir reden mit allen. So waren wir beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), bei den Naturschutzverbänden, und zum Bauernverband haben wir einen sehr guten Draht.
Jetzt ist es das allerwichtigste, Einigkeit zu zeigen, gerade in einer so prekären Situation, wie wir sie in der Landwirtschaft haben. Wenn wir uns jetzt gegeneinander ausspielen lassen, würde das die Politik sofort aufnehmen und sagen: „Ihr wisst ja gar nicht, was ihr wollt“. Deshalb ist es notwendig, gegenüber der Politik Einigkeit zu zeigen. Wir sind vielleicht nicht immer 100 Prozent derselben Meinung wie der Bauernverband, aber unsere Ziele sind ähnlich.
BWagrar: Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Ihre Ziele erreichen? Reichen Bauerndemonstrationen?
Kern: Die Bauerndemonstrationen sind ein Mittel, damit man hört und sieht, wer wir sind. Das ist gelungen. Denn so einen Zusammenhalt gab es noch nie in der Landwirtschaft. Wir sind zwar alle im Bauernverband und anderen Verbänden gebündelt. Doch dass wir alle so gemeinsam auftreten, das gab es bisher noch nicht.
Wir streben viele Aktionen an, bei denen wir die Verbraucher mit einbinden. Wir haben bereits einmal die Aktion „Bauer sucht Kunde“ durchgeführt. Diese und andere Aktionen wollen wir jetzt öfters machen, um Verbraucher dafür zu sensibilisieren, wer wir Landwirte sind, woher die Lebensmittel kommen und warum wir auf der Straße sind. Damit die Verbraucher unsere Anliegen verstehen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.