Hohenloher Biolandwirte setzen sich für heimische Milchviehkälber ein
Kälber milchbetonter Rinderrassen setzen vergleichsweise wenig Fleisch an. Auf den Märkten sind sie entsprechend wenig bis gar nicht gefragt. Als Folge liegt der Preis für ein zwei Wochen altes Kalb der Milchviehrasse Holstein Friesian bei derzeit nur noch acht Euro pro Tier.Viele Landwirte fühlten sich diesem System inzwischen machtlos ausgesetzt, meinen die Initiatoren der Bruderkalb-Initiative in Hohenlohe, und arbeiten deshalb an einer Alternative für heimische Biomilch-viehkälber.
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Die Initiative verfolgt dabei zwei Ziele:
- Die Kälber sollen artgerecht aufwachsen und würdevoll behandelt werden. Hierzu wird eine kuhgebundene Aufzucht favorisiert. Das bedeutet, dass die Kälber in ihren ersten drei Lebensmonaten Milch direkt aus dem Euter bekommen. Entweder an der eigenen Mutterkuh – oder an einer Ammenkuh, die mehrere Kälber gleichzeitig aufzieht und dafür nicht zusätzlich gemolken wird. Die Kälber sind von Anfang an Teil der Herde und werden nicht einzeln gehalten. Nach den drei Monaten werden die Tiere dann entweder für die Nachzucht behalten, an Mastbetriebe in der Region verkauft oder sie werden als Kalbfleisch vermarktet.
- Die Initiative möchte eine regionale Wertschöpfungskette für Kalbfleischprodukte aufbauen. Die Bruderkälber werden vom Landwirt zum nahegelegenen Schlachthof gefahren. Biokalbfleisch und Kalbfleischprodukte werden von dort an den Handel und die Gastronomie verkauft. Im Sinne der Ganztiervermarktung können die Handelspartner Pakete von halben Tieren kaufen.
Die Bruderkalb-Initiative wurde von der Demeter Landwirtin Anja Frey vom Völkleswaldhof bei Oberrot ins Leben gerufen und besteht inzwischen aus drei weiteren Demeter- und Biolandbetrieben, einem Biolandberater, einem Demeterberater und der Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Hohenlohe.
Fachliche Beratung für Umstellungsbetriebe
Darüberhinaus gebe es laut den Initiatoren mittlerweile einige Betriebe, die sich für das Projekt interessierten und sich vorstellen können künftig auf eine kuhgebundene Kälberaufzucht umzustellen. Die Initiative bietet hierfür eigenen Angaben fachliche Beratung für den Umstellungsprozess. Eine weitere Besonderheit liege, so kann man es in der Pressemitteilung nachlesen, im kontinuierlichen Austausch zwischen Erzeugern, Verarbeitern und dem Handel.
Hintergrund: Die Aufzucht eines Bruderkalbes ist deutlich teurer als das übliche Aufzuchtverfahren. Bruderkälber trinken etwa dreimal so viel Milch wie Kälber die aus Eimern getränkt werden. Für diesen Mehraufwand müsse der Landwirt deshalb einen fairen Erzeugerpreis erwarten können.
„Dieser ehrliche Austausch auf Augenhöhe ist für das Gelingen des Projektes essentiell“ so Anja Frey. Das Projekt habe bereits erste Erfolge vorzuweisen. In Zusammenarbeit mit dem Slow Food-Koch Maximilian Korschinsky wurden erste Kälber in einem Gastronomiebetrieb in Wolpertshausen angeboten. „Die Verbraucher zeigten sich sehr interessiert. Es gab viele Nachfragen zu den Bruderkälbern“ sagte Maximilian Korschinsky.
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