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Mathias Galm im Interview mit BWagrar

Was folgt dem Frost bei Christbäumen?

Der Spätfrost in der Nacht auf den 12. Mai 2020 hat in Weihnachtsbaumkulturen schwere Schäden hinterlassen. Folgen und Konsequenzen erklärt Mathias Galm im Interview mit BWagrar. Er ist Geschäftsführer bei der Tannen Galm GbR in Mudau-Langenelz (Neckar-Odenwald-Kreis). Siehe auch BWagrar 25/2020, Seite 8, und hier auf www.bwagar.de, Webcode 6619561.

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Matthias Galm, Geschäftsführer bei der Tannen-Galm GbR in Mudau-Langenelz (Neckar-Odenwald-Kreis)
Matthias Galm, Geschäftsführer bei der Tannen-Galm GbR in Mudau-Langenelz (Neckar-Odenwald-Kreis)Tannen-Galm GbR
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Mathias Galm im Interview mit BWagrar

Was folgt dem Frost bei Christbäumen?

Mathias Galm ist Geschäftsführer bei der Tannen Galm GbR in Mudau-Langenelz (Neckar-Odenwald-Kreis). Der Diplom-Kaufmann verantwortet den Vertrieb, während Konrad Galm als Land-, Forstwirt und Maschinentechniker die Produktion und Diplom-Finanzwirt Philipp Galm die Buchhaltung leitet. Der Familienbetrieb beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit der Aufzucht und dem Verkauf von „Odenwälder Christbäumen“. Der Spätfrost in der Nacht auf den 12. Mai 2020 hat in den Kulturen schwere Schäden hinterlassen. Folgen und Konsequenzen erklärt Mathias Galm im Interview mit BWagrar.

 

BWagrar: Herr Galm, die schweren Frostschäden in vielen Weihnachtsbaumkulturen im Odenwald und in der Region Stuttgart wirken lange nach (BWagrar 25/2020, Seite 8 und hier auf www.bwagar.de, Webcode 6619561). Wie stellt sich die Situation dar?

Galm: Alleine im Odenwald gehen wir aktuell von mehr als zwei Millionen geschädigter Bäume und einer Schadenshöhe von über zehn Millionen Euro aus. In unserem Betrieb über eine halbe Mio. Euro.

Mehrere Hunderttausend Bäume in erntereifen Beständen sind so stark erfroren, dass sie nicht mehr verkauf bar sind. Der Selbstversorgungsgrad in Baden-Württemberg von 50 Prozent wird nur dann zu halten sein, wenn es uns gelingt die „teilgeschädigten“ Bäume in speziellen Aktionen mit entsprechenden Preisabschlägen zu vermarkten.

„Die Auswirkungen des Spätfrostes 2020 werden die Betriebe noch drei bis vier Jahre beschäftigen, da vor allem die jüngeren Kulturen massive Schäden erlitten haben.“
Mathias Galm, Geschäftsführer bei der Tannen Galm GbR, Mudau-Langenelz

Deutlich wird, dass die Auswirkungen des Spätfrostes 2020 die Betriebe noch drei bis vier Jahre beschäftigen wird, da vor allem die jüngeren Kulturen massive Schäden erlitten haben. Wir mussten die kleinen Bäume ganz neu aufbauen, das heißt, erfrorene Spitzen abschneiden und mit der Heckenschere einen seitlichen Formschnitt ins alte Holz machen. Dabei investieren wir zusätzlich über 100 Stunden pro Hektar und verlieren zwei bis drei Jahre, vermeiden aber einen Totalverlust.

BWagrar: Wie kann das Risiko durch Spätfröste verringert werden?

Galm: Das Hauptproblem ist der sich durch den Klimawandel immer weiter nach vorne schiebende Vegetationsbeginn, der speziell die Sonderkulturbetriebe vor enorme Herausforderungen stellen wird. In normalen Jahren treiben die Bäume erst Ende Mai aus, wo in der Regel kein Spätfrost mehr zu erwarten ist.

In Versuchen auf unserem Betrieb haben wir festgestellt, dass bestimmte russische Herkünfte der Nordmanntanne deutlich später austreiben, was uns in Zukunft eine gewisse Betriebssicherheit verschaffen könnte. Das heißt, eine Sortendiversifikation wird ein zentraler Baustein der künftigen Betriebsplanung werden.

„Der effektivste Schutz wäre die Investition in eine Frostschutzberegnung. Allerdings gilt es viele Hürden zu überwinden, weshalb wir bei Genehmigungsverfahren politische Unterstützung fordern.“
Mathias Galm, Geschäftsführer bei der Tannen Galm GbR, Mudau-Langenelz

Ebenso erhoffen wir uns eine Aufnahme in die Mehrgefahrenversicherung, um in Schadensjahren die Liquidität aufrecht zu halten.

Der effektivste Schutz wäre die Investition in eine Frostschutzberegnung. Allerdings gilt es, viele Hürden zu überwinden, weshalb wir bei Genehmigungsverfahren politische Unterstützung fordern. Gerade Investitionsförderungen in diesem Bereich zum Beispiel für Windmaschinen wären hilfreich, zumal wir bisher ohne jegliche Subventionen produzieren.

Wichtig wäre des Weiteren die Abschaffung der Genehmigungspflicht nach § 25 a Abs. 1 und 2 LLG, denn dadurch sind wir in der Standortwahl enorm eingeschränkt. Wir müssen oft in Senken und Südhanglagen produzieren, um den Selbstversorgungsgrad aufrechtzuhalten, was das Spätfrostrisiko aber drastisch verschärft.

BWagrar: Mit welchen Maßnahmen kann die Regionalmarke „Odenwälder Weihnachtsbaum“ stärker bekanntgemacht werden?

Galm: In Zusammenarbeit mit den Verbänden arbeiten wir an einer stärkeren ganzjährigen Medienpräsenz, um den signifikanten Beitrag des Weihnachtsbaumes zur Biodiversität deutlich zu machen und die Wichtigkeit einer regionalen Erzeugung hervorzuheben.

„Die Vermarktung unter dem Label ‚Odenwälder Weihnachtsbäume‘ zubündeln, ist eine Kernaufgabe.“
Mathias Galm, Geschäftsführer bei der Tannen Galm GbR, Mudau-Langenelz

Eine Bündelung der Vermarktungsbemühungen unter dem Label „Odenwälder Weihnachtsbäume“ ist eine Kernaufgabe. Zusammen mit dem Ministerium gibt es konkrete Überlegungen, bei der Kampagne „von daheim“ den heimischen Weihnachtsbaum noch stärker in den Fokus zu rücken. Davon erhoffen wir uns eine bessere Wahrnehmung und wertschätzende Beurteilung unserer Arbeit durch die Bevölkerung.

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