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Bayer CropScience/Studie Steuer auf Pflanzenschutzmittel

Hohe Kosten bleiben für die Landwirte hängen

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung präsentierte Bayer CropScience die Studie „Analyse der Wirkungen einer Steuer beziehungsweise Abgabe auf Pflanzenschutzmittel in Deutschland“. Durchgeführt hatte die Studie die HFFA Research GmbH, deren Geschäftsführer Dr. Steffen Noleppa die umfangreiche Studie erläuterte. Fazit: "Hohe Kosten bleiben an den Landwirtinnen und Landwirten hängen".

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Technischer Fortschritt fördert auch ökologische Ziele
Technischer Fortschritt fördert auch ökologische ZieleBayer CropScience
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Dr. Steffen Noleppa, Geschäftsführer der HFFA Research GmbH, gab einen Ausblick auf die Ergebnisse der Studie. Die jetzt veröffentlichte HFFA-Studie ist sehr breit angelegt. Sie analysiert für verschiedene Szenarien anhand von Modellkalkulationen die Folgen einer Steuer beziehungsweise Abgabe auf landwirtschaftliche Betriebe, die Märkte und entlang der Wertschöpfungskette.

In die Studie fließen Erfahrungen ein, die mit einer solchen Steuer beziehungsweise Abgabe in anderen Ländern, wie zum Beispiel Dänemark, bereits gemacht wurden. Sie stellt die Frage nach der Ökonomie in der Wertschöpfungskette und beantwortet die Frage nach dem hohen Preis für gegebenenfalls bescheidene ökologische Effekte.

Welche konkreten Folgen hätte eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel?

In einer dieser Modellierungen hat die Studie zum Beispiel herausgearbeitet, in welchem Umfang die bedeutenden Acker- und Sonderkulturen in Deutschland durch eine Steuer beziehungsweise Abgabe konkret betroffen wären. In der Gesamtschau wird deutlich, dass trotz zum Teil sehr hoher Steuersätze von mehr als 100 Prozent nur kleine und bisweilen sogar sehr kleine Reduktionspotenziale festzustellen sind. Gleichzeitig verändert eine Steuer die betriebswirtschaftlichen Parameter negativ, und zwar erheblich.

Noleppa führte hierzu aus: „Die Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass ein eindeutiger Lenkungseffekt einer Steuer in Bezug auf einen Nachfragerückgang bei Pflanzenschutzmitteln in nennenswerter Höhe nicht festgestellt werden kann. Landwirte sind in der Regel auf Pflanzenschutzmittel angewiesen. Sie können daher nur in begrenztem Umfang auf die Preissteigerungen infolge einer Steuer reagieren. Somit entfällt die gewünschte Reduktionswirkung – und die ökologische Wirkung einer Steuer kann allenfalls als begrenzt bezeichnet werden. Gleichzeitig ergeben sich jedoch massive negative ökonomische Folgen für jeden einzelnen Betrieb und für weitere Marktakteure. Einziger Gewinner ist der Staat.“

Wenig Wirkung und ungewünschte Folgen

Diese und andere Effekte einer Steuer und/oder Abgabe auf Pflanzenschutzmittel werden von den Befürwortern einer solchen politischen Intervention bislang meist völlig ausgeblendet. Produktionsanreize und die Wertigkeit für die Ernährungssicherung wichtiger Kulturen sinken. Das ist jedoch stark von der jeweiligen Kultur abhängig.

Mais ist zum Beispiel weniger stark betroffen als die Ackerbohne und wichtige andere Getreidearten. Teils unerwünschte Verschiebungen im Anbauspektrum und damit auch entlang der Wertschöpfungsketten wären eine mögliche Folge. „Ein rückläufiger Anbau dieser Kulturen erhöht zudem den Importbedarf beziehungsweise schränkt unsere Exportmöglichkeiten ein. Die Stellung Deutschlands auf den internationalen Agrarmärkten wird dadurch geschwächt“, so Noleppa.

Die Hauptlast der Steuer hätte eindeutig der Landwirtschaftssektor zu tragen. Aber auch Unternehmen, die Pflanzenschutzmittel anbieten und handeln, wären betroffen und müssten einen Teil der Steuerlast tragen. Demgegenüber merkt der Endkonsument von Lebensmitteln wenig. Internationale Marktverflechtungen und zusätzliche Wertschöpfung entlang der Ketten sorgen dafür, dass die Betroffenheit im eigentlichen Agrarsektor bleibt, besonders hoch ist und dieser Sektor den Staatshaushalt durch entsprechende Einnahmen mehrt.

Erfahrungen mit dem Steuersystem in Dänemark – was hat´s gebracht

Jens Erik Jensen ist Senior Specialist bei SEGES Innovation in Dänemark. SEGES Innovation ist eine Organisation, die sich aus der Landwirtschaft heraus gegründet hat, sich hieraus finanziert und den Landwirtinnen und Landwirten mit Leistungen, wie unabhängiger Beratung, zur Seite steht.

In Dänemark wird bereits seit Jahren eine Pflanzenschutzmittelsteuer erhoben. Jensen erläuterte die Erfahrungen mit dem Instrumentarium. Betrachtet man die Entwicklung der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Dänemark seit Anfang der 80er Jahre stellt man fest, dass ein Einsatzrückgang bereits lange vor der Einführung einer Steuer auf Pflanzenschutzmittel erfolgte.

Zwischen 1972 und 1996 betrug die Steuer für alle Produkte (Herbizide, Fungizide, Insektizide, Wachstumsregler und mikrobiologische Produkte) 3 Prozent auf den Einkaufspreis (blieb für mikrobiologische Produkte in der Folge unverändert).

Danach stieg der Steuersatz für Herbizide und Fungizide auf 15 Prozent, für Insektizide auf 37 Prozent, für Wachstumsregler auf 15 Prozent. Eine erneute Erhöhung erfolgte 1998 in der gleichen Abfolge auf 33 Prozent (Herbizide), 33 Prozent (Fungizide), 54 Prozent (Insektizide), 33 Prozent (Wachstumsregler).

Differenzierte Steuern

2013 erfolgte eine Umstellung des Steuersystems. Seitdem wird eine differenzierte Pflanzenschutzmittel-Steuer erhoben, deren Höhe sich aus den Umwelt- und Gesundheitswirkungen der einzelnen Pflanzenschutzmittel ergibt. Ausgehend von einem geltenden Basissteuersatz erfolgen steuerwirksame Zuschläge in Abhängigkeit von einem sogenannten Pestizidbelastungsindex.

Konkret heißt das, dass jeder zugelassene Wirkstoff, der Bestandteil eines Pflanzenschutzmittels ist, seine eigene Steuer hat. Mithin hat jedes frei verkaufbare Pflanzenschutzmittel in Dänemark einen spezifischen Steuersatz. Eine Steuer für mikrobiologische Produkte fällt seit 2013 nicht mehr an.

Deutlich werden unterschiedliche Steuerhöhen je Pflanzenschutzmittel-Gruppe. Während in Dänemark die Fungizide im gewichteten Durchschnitt „nur“ mit 47 Prozent besteuert werden und Wachstumsregulatoren mit einer gewichteten Durchschnittssteuer von 75 Prozent belastet werden, sind die Steuerhöhen für Herbizide mit 102 Prozent und Insektizide mit 136 Prozent im gewichteten Mittel geeignet, den Preis von PSM im Land mehr als zu verdoppeln. Über alle PSM betrachtet, beträgt die Steuerhöhe im Vergleich zum Nettopreis 87 Prozent.

Laut Jensen verursachte die Pflanzenschutzmittel-Steuer einen vorzeitigen Ausstieg aus einigen Wirkstoffen (Mancozeb, Loxynil/Bromoxynil). Durch die Steuer reduzierte sich auch der Einsatz bestimmter Wirkstoffe stark (Cypermethrin, Alpha-Cypermethrin, Pendimethalin, MCPA).

Jensen sagte hierzu: „Die dänische Landwirtschaft hat stets versucht, die Konsequenzen einer Steuer pflanzenbaulich zu managen. Dennoch gab und gibt es spürbar negative wirtschaftliche Folgen für die dänischen Landwirte, deren Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ihren ausländischen Nachbarn gelitten hat und noch immer leidet. Das Geld fehlt den Betrieben für andere Investitionen. Die begrenzte Anzahl von Wirkstoffen, die zur Verfügung steht, birgt zudem die Gefahr der zunehmenden Resistenzbildung.“

Nicht das wirksamste Mittel - technischer Fortschritt am effektivsten

Aus Sicht Jensens gibt es wirksamere Werkzeuge, die Umweltwirkungen von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren:

Dazu gehören

agronomische Maßnahmen, wie

  • Bodenbearbeitung,
  • mechanische Unkrautkontrolle,
  • Monitoring/Prognosemodelle,
  • stressresistente beziehungsweise gesunde Sorten,
  • höhere Präzision durch digitale Anwendungen,
  • Entwicklungen wie rückstandsfreie Befüllsysteme wie EasyFlow oder Düsentechnik.

„Technischer Fortschritt ist der eigentliche, zentrale Schlüssel für unsere Landwirtinnen und Landwirte in Dänemark, nachhaltig ihre Felder zu bestellen“, betonte Jensen abschließend.

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