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Erntebericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums

Licht und Schatten bei der Ernte 2022

Die Folgen der Klimakrise stellen die deutsche Landwirtschaft zunehmend vor ungeahnte Schwierigkeiten. Das zeige sich aktuell am amtlichen Erntebericht 2022, den der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, am 26. August in der Tonmühle in Ditzingen vorgestellt hat.

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Bundesminister Özdemir erklärte dazu: „Die Folgen der Klimakrise lassen sich inzwischen auf unseren Äckern und Weiden ablesen. Unser Erntebericht wird immer mehr zum Zeugnis der Klimakrise: Fast überall wurde dieses Jahr früher gedroschen, gerodet oder gepflückt. Was die Erträge angeht, sehen wir Licht und Schatten. Während für einige Regionen oder für bestimmte Kulturen gute Erträge gemeldet wurden, mussten Betriebe anderswo teils herbe Einbußen in Kauf nehmen. Der Bericht zeigt aber auch, dass sich einige Bäuerinnen und Bauern schon jetzt auf die Klimaveränderungen einstellen und zunehmend Sorten und Kulturen anbauen, die mit Hitze und Trockenheit besser umgehen können.“

Körnermais mit Minderertrag

Die Ernte falle mit Blick in die verschiedenen Regionen und Kulturen sehr unterschiedlich aus: Bei Winterkulturen wie Weizen oder Raps, die früh geerntet werden konnten, sieht es unerwartet gut aus. So ernteten die Betriebe insgesamt mehr als im Vorjahr – die Pflanzen profitierten vielfach noch von den Niederschlägen im Herbst und Winter. Eine sehr schlechte Ernte zeichnet sich beim Körnermais ab, der aufgrund der späten Aussaat besonders unter der starken Trockenheit leidet. Ähnliches gilt für die Zuckerrüben. Auch das Grünland ist vielerorts von der Dürre gezeichnet, was weniger Futter bedeutet. Gute Erträge gibt es beim Obst, beispielsweise bei den Kirschen, auch die Apfelernte verspricht ein gutes Ergebnis. Und ich hoffe, dass wir nach Abschluss der diesjährigen Gemüsesaison auch bei Bio-Gemüse – wie im Vorjahr – wieder gute Wachstumsraten vermelden können.

Özdemir weiter: „Wir können dankbar und teilweise zufrieden sein mit der Ernte. Denn die Landwirtinnen und Landwirte haben dafür gesorgt, dass wir auch in Zeiten multipler Krisen gesundes und hochwertiges Essen auf dem Tisch haben. Perspektivisch wird es darum gehen, den Anteil regional erzeugter Produkte auch in anderen Sparten zu erhöhen. So wird inzwischen mehr Gemüse in Deutschland angebaut, das auch hier auf die Teller kommt. Die Landwirte setzen zudem zunehmend auf Eiweißpflanzen wie Erbsen oder Soja, um mehr heimisches Futter für unsere Tiere zu haben. Mit unserer Eiweißpflanzenstrategie wollen wir hier weitere Anreize setzen und klimaschädliche Soja-Importe aus Südamerika, für das dort Regenwälder abgeholzt werden, verzichtbar machen. Gut ist auch, dass schon viele Bäuerinnen und Bauern mit ihrer Anbauplanung auf das veränderte Klima reagieren. Melonen aus Franken oder Kichererbsen aus Bayern sind zwar noch eher Exoten. In Zukunft werden andere Kulturpflanzen oder Sorten, die Hitze oder Trockenheit besser vertragen, auf immer mehr Feldern eine wichtige Rolle spielen. Vergessen sollten wir aber auch nicht die Rückbesinnung als Altbewährtes wie beispielsweise Linsen von Alb.“

Steigende Betriebsmittelkosten

Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine beeinflusst auch die globalen Ernährungssysteme: Die Märkte reagierten auf drohende Knappheiten mit hohen Preisen. Auch Betriebsmittel wie Diesel, Dünger und Pflanzenschutzmittel wurden teurer. Das wiederum verteuerte die Produktion. Diese Effekte bedingen zusammen mit dem Ernteergebnis das dementsprechende Angebot an Getreide, Gemüse und Co. und sorgen für gestiegene Lebensmittelpreise.

Bundesminister Özdemir betonte: „Die Preise steigen besonders dort, wo die Produktionskosten steigen. Hier liegt für uns ein wichtiger Hebel. Wir müssen die Landwirtschaft dabei unterstützen, unabhängiger zu werden – etwa von synthetischem Dünger, der energieintensiv hergestellt wird und vor allem von russischem Gas abhängig ist.“

Auch Schäden, die durch Klimafolgen entstehen, schlagen mächtig zu Buche. Einer Studie zufolge entstanden allein 2018 und 2019 durch Hitze und Trockenheit Schäden in Höhe von mehr als 25 Milliarden Euro; darunter entfielen 4,4 Milliarden Euro allein auf Ertragseinbußen in der Landwirtschaft. „Für mich bedeutet das: Vorbeugen ist besser als heilen. Investieren ist sinnvoller als Schäden ausgleichen,“ so Bundesminister Özdemir. „Wir setzen deshalb darauf, Bauern besser zu honorieren, die klima- und umweltfreundlich wirtschaften. Und auch dort zu steuern, wo viel Potential liegt, nämlich beim Verbrauch. 60 Prozent des Getreides landen aktuell im Trog statt auf dem Teller, weitere Pflanzen im Tank. Es wäre doch Harakiri, auf weitere Produktionssteigerungen zu setzen, die unsere natürlichen Grundlagen aufbrauchen und damit unsere Ernährungssicherung gefährden.“

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