Fruchtwelt Bodensee im Januar
Massive Kostensteigerungen und veränderte Warenströme auf dem europäischen Obstmarkt haben Folgen für die Obstbranche. Ein Austausch über die aktuelle Situation wird dringend benötigt. Pandemibedingt konnte die Messe Fruchtwelt Bodensee im vergangenen Jahr nur online stattfinden. Vom 13. bis 15. Januar folgt daher nun außerplanmäßig eine weitere Auflage der Fachmesse in Friedrichshafen mit 280 Ausstellerung und einem umfassenden Vortragsprogramm bei den Bodensee-Obstbautagen. Stichworte sind Kernobstmarkt, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Am Messe-Sonntag wird das Thema Agri-Fotovoltaik (Agri-PV) beleuchtet, außerdem findet der Brennertag statt.
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„Die Energie-Krise ist derzeit in der Bevölkerung das beherrschende Thema. Auch die Obsterzeuger und landwirtschaftlichen Unternehmen stehen vor sehr großen Herausforderungen und benötigen dringend Lösungsansätze für existenzielle Fragen. Die Fruchtwelt Bodensee bietet eine hervorragende Plattform für den gegenseitigen Austausch und zur Information über aktuelle Trends, Produkte und Dienstleistungen sowie Berichte aus der angewandten Forschung zum richtigen Zeitpunkt“, ist Petra Rathgeber, Projektleiterin bei der Messe Friedrichshahfen, überzeugt. Gleich die Eröffnungsveranstaltung am Freitag, 13. Januar 2022, greift das aktuell brennendste Thema auf: Die aus mehreren Gründen stark steigenden Kosten für die Obstbaubetriebe, die in Verbindung mit der aktuellen Marktsituation große Herausforderungen mit sich bringen. Neben Staatssekretärin Sabine Kurtz kommen weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis, Verbänden, Politik und Vermarktung in einem Talk zusammen, um die Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Passend dazu referiert Helwig Schwartau von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) am Messe-Samstag über die Chancen am Apfelmarkt in der weiteren Vermarktungssaison 2023. Unter dem Titel „Höhere Kosten, Kaufzurückhaltung und veränderte Warenströme. Zeitenwende beim Kernobst in Europa?“, beschreibt er detailliert die aktuelle Situation, die die explodierenden Energiekosten, der Mindestlohn und das Russlandembargo mit sich bringen. „Bei Äpfeln und Birnen ziehen die Kosten für Produktion, Verpackung und Transport bis zu 20 Prozent an, gleichzeitig schränkt das engere Budget der Haushalte die Einkäufe ein. Ein reichliches Angebot sowie der schwächere Konsum drücken die Preise auf ein nicht kostendeckendes Niveau und zahlreiche Betriebe sind in ihrer Existenz gefährdet“, erklärt der renommierte Obstmarktexperte die aktuelle Problematik.
Die 41. Bodensee-Obstbautage
Fachliches Highlight der Fruchtwelt Bodensee sind die 41. Bodensee-Obstbautage, deren Vorträge und Diskussionen sich durch die hohe Fachkompetenz ihrer Referenten aus Praxis und Wissenschaft auszeichnen. „Die Bodensee-Obstbautage spiegeln die aktuellen und dringlichsten Themen wider. Neben der momentanen Situation des Obstbaus stehen Agri-PV, das Landwirtschaft und Energiewende vereinen soll, der Pflanzenschutz sowie Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus", fassen Dr. Manfred Büchele vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB), Dr. Egon Treyer von der Marktgemeinschaft Bodenseeobst sowie Dr. Hermann Gabele, Leiter des Landwirtschaftsamts Bodenseekreis, zusammen, die das Programm organisiert haben.
Hoffnungsträger Agri-PV
Derzeit in aller Munde ist das Thema Agri-PV. Die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die PV-Stromerzeugung bietet die Chance, Zusatzeinkommen durch eine höhere Flächeneffizienz zu generieren und zudem einen Beitrag zur Energiesicherheit sowie zum Klimaschutz zu leisten. Eine ganze Reihe an Vorträgen widmet sich am Messe-Sonntag diesem Thema. Erste Ergebnisse aus den Modellanlagen des KOB sowie dem Obsthof Bernhard in Kressbronn liefern wichtige Informationen. Weitere Vorträge befassen sich beispielsweise mit rechtlichen Anforderungen und Fallstricken, unterschiedlichen Betreibermodellen und der Finanzierung.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Um Nachhaltigkeit im Obstbau drehen sich die Vorträge und Diskussionen am Freitagnachmittag. Durch die intensive Beschäftigung mit der Artenvielfalt seit vielen Jahren wurden die Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität gerade im Obstbau am Bodensee stark vorangetrieben. Passend dazu plant die Obstregion Bodensee einen Pfad der Nachhaltigkeit: „Wir wollen auf der Messe die Nachhaltigkeit des Obstanbaus in der Bodenseeregion hervorheben, in dem wir auf dessen bedeutende Nachhaltigkeitsleistungen hinweisen: Beispielsweise wie viel CO2 durch den Obstanbau gebunden wird, wie Hagelschutznetze recycelt werden und welche weiteren Leistungen der Obstbau für die Gesellschaft bringt“, berichtet Andreas Ganal, Geschäftsführer der Obstregion Bodensee. Außerdem sollen die Nachhaltigkeitsinitiative „Echt Bodenseeapfel“ sowie weitere Projekte in der Region dargestellt werden.
Eine Verbindung aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird mit dem Projekt „Apfel4.Null“ gezeigt. Dieses zielt darauf ab, die Nachhaltigkeit der Apfelproduktion durch Automatisierung und digitale Technologien zu verbessern. Details zum Projekt erfahren interessierte Besucher am Messe-Samstag, an dem in unterschiedlichen Vorträgen die Digitalisierung im Obstbau sowie Nachhaltigkeitsthemen im Fokus stehen. Neben einem Bericht aus dem Forschungsprojekt des KOB wird das Thema Pflanzenschutz im Zusammenhang mit neuen, invasiven Schädlingen aufgegriffen.
Start-Ups starten durch
Unternehmen, die nicht länger als fünf Jahre auf dem Markt agieren, stellen ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen gesammelt im Foyer West vor. „Die Möglichkeit, sich hier zu präsentieren, wird verstärkt angenommen. Vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Robotik gibt es interessante Ansätze – von der Software über autonome Transport-Roboter bis hin zum großflächigen Monitoring von landwirtschaftlichen Flächen“, berichtet Petra Rathgeber.
Austausch über Hochprozentiges
Die Brennerei-Technik und der Brennerei-Bedarf ist ein bedeutender Bestandteil der Fachmesse. Die Aussteller in Halle B2 zeigen Produkte aus den Bereichen Brennerei und Destillate. Am Stand des Verbandes der Klein- und Obstbrenner Südwürttemberg/Hohenzollern können mit Gold- und Silbermedaillen prämierte Produkte verkostet werden. Am Messe-Samstag geht es beim Seminar von Phillip Schwarz um die Whisky-Produktion, anschließend können drei verschiedene Whisky-Stile verkostet werden. Die gesammelte Kleinbrenner-Szene versammelt sich am Messe-Sonntag: Vertreter der Landesverbände treffen sich hier, um sich mit Gerald Erdrich und Alois Gerig vom Bundesverband der Klein- und Obstrenner über die politische Lage auszutauschen.
Preise und Öffnungszeiten
Die Fruchtwelt Bodensee ist vom 13. bis 15. Januar 2023 geöffnet; Freitag und Samstag von 9 bis 18 Uhr, Sonntag von 9 bis 17 Uhr. Die Tageskarte kostet 19 Euro, online 15 Euro. Einen Überblick zum Vortragsprogramm stehen ab Mitte November online bereit. Weitere Informationen unter: www.fruchtwelt-bodensee.de.
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