Erstmals auffällige Bio-Milch
„Es gibt nichts Neues zu berichten: Wo Bio draufsteht, ist Bio drin“, eröffnete der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk die Vorstellung des Jahresberichts Ökomonitoring 2022 am 18. August in Stuttgart. 98 Prozent der geprüften Bio-Produkte trügen das Bio-Siegel zu Recht.
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Besonders erfreulich sei, dass keines der auffälligen Produkte aus Baden-Württemberg stamme, so Hauk. Seit Einführung des Monitorings im Jahr 2002 ist die Beanstandungsquote stetig gesunken. Das Ökomonitoring-Programm ist Teil des Bio-Aktionsplans Baden-Württemberg. Seit seinem Start wurden rund 18.500 Proben systematisch auf Rückstände und Kontaminanten, gentechnisch veränderte Organismen, Herkunft und Echtheit sowie weitere Faktoren untersucht.
Ziel des Monitorings ist es, das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in ökologisch erzeugte Lebensmittel zu stärken. Denn nur wenn Bio-Angebot und -Nachfrage zu gleichen Teilen wüchsen, könne das Ziel von 30 bis 40 % Ökolandbau im Land bis 2030 erreicht werden. Hauk sieht das Land hierbei bisher auf einem guten Weg: 13,6 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg seien bereits ökologisch zertifiziert, gegenwärtigen betrüge der Anteil der Öko-Fläche mehr als 200.000 Hektar und damit 14,5 Prozent.
Lebensmittel als stärkster Preistreiber
„2022 war erneut geprägt von globalen Krisen, deren Auswirkungen auf den Lebensmittelsektor deutlich spürbar waren“, stellte Hauk fest. Sonnenblumenöl und Weizenmehl seien zeitenweise zur Mangelware geworden, insgesamt seien die Preise für Lebensmittel in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. „Neben der Energie wurden Lebensmittel so zum stärksten Preistreiber in Deutschland“, erklärte der Minister. Auch deshalb sei ein Beitrag zur Förderung nachhaltiger und regional erzeugter Lebensmittel immer wichtiger.
Um aktuelle Entwicklungen am Markt abzudecken, werden regelmäßig neue Schwerpunkte bei den Untersuchungen gesetzt. Im Jahr 2022 waren dies:
- Gentechnisch veränderte Organismen in Mais- und Soja-Erzeugnissen sowie Honig
- Herkunft und Echtheit: Bei Milch, Milcherzeugnissen und Eiern wurde die Bio-Angabe, basierend auf der Futtergrundlage der Tiere überprüft
- Umweltkontaminanten: Nitrat in Spinat, Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber in Nahrungsergänzungsmitteln und Arsen in Basmatireis
- Rückstände von Pestiziden und bestimmten Kontaminanten in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs
Untersucht wurden 620 Bio-Produkte. Beim Ökomonitoring werden nicht nur erzeugende Betriebe in Baden-Württemberg unter die Lupe genommen, sondern auch Lebensmittel aus dem Handel. Das Prüfsortiment umfasst also auch Produkte, die in anderen Bundesländern oder dem Ausland produziert wurden.
Wenig Beanstandung bei gentechnischen Verunreinigungen
Zwar gibt es seit Beginn des Ökomonitorings regelmäßig Nachweise gentechnisch veränderter Bio-Soja, aber niemals Anteile über 0,1 Prozent. Lediglich 2,4 Prozent der Bio-Soja-Erzeugnisse zeigten GVO-Verunreinigungen im Spurenbereich, während in fast jedem fünften konventionellen Soja-Erzeugnis deutliche Verunreinigungen (19,6 Prozent) auftraten, einmal sogar über dem Grenzwert von 0,9 Prozent, der eine Kennzeichnungspflicht auslöst. In 21 Jahren Ökomonitoring konnte hier allerdings ein deutlicher Abwärtstrend beobachtet werden. Sowohl Bio-Soja-Erzeugnisse als auch konventionelle Soja-Erzeugnisse sind immer seltener mit GVO-Verunreinigungen belastet. Bereits im 16. Jahr in Folge fiel der Nachweis von gentechnisch verändertem Mais in Öko-Erzeugnissen negativ aus. Auch in Bio-Honig ist seit Beginn der Untersuchungen vor über zehn Jahren kein gentechnisch verändertes Material nachweisbar.
Auffälliger Bio-Milch wird nachgegangen
Die Authentizitätsprüfung von Bio-Eiern, bei der überprüft wird, ob bestimmte Futtermittelzusätze im Ei vorhanden sind, zeigte ebenfalls keine Auffälligkeiten. Alle 24 untersuchten Proben Bio-Hühnereier trugen das Bio-Siegel zu Recht. Dagegen ergab die Authentizitätsprüfung von Bio-Milch und Bio-Milchprodukten 2022 erstmals eine auffällige Bio-Milch, die nicht aus Baden-Württemberg stammte. „In diesem Fall haben wir Anhaltspunkte, dass die Fütterung der Kühe mit Maissilage erfolgte. Da dies untypisch ist für Bio-Betriebe, gehen wir dem nach“, erklärte Verbraucherminister Hauk. Die Überprüfungen der Öko-Kontrolle sind derzeit noch nicht abgeschlossen. Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich konventionelle Futtermittel eingesetzt wurden, drohe dem Betrieb im Falle eines fahrlässigen Verstoßes eine Geldstrafe, bei vorsätzlicher Verbrauchertäuschung gehe der Fall an die Staatsanwaltschaft.
Öko-Ware weiterhin signifikant geringer belastet als konventionelle
Die Untersuchungen ausgewählter Umweltkontaminanten (Nitrat und Schwermetalle) in verschiedenen Lebensmitteln ergaben keine Auffälligkeiten. Die festgestellten Nitratgehalte in Tiefkühl-Spinat lagen durchweg unter dem Höchstgehalt und hängen nicht von der Erzeugungsart ab, obwohl im Öko-Landbau anders und weniger gedüngt wird. Auch die festgestellten Gehalte an Arsen in Basmatireis waren vergleichbar niedrig in ökologisch und konventionell erzeugten Produkten. Bei Nahrungsergänzungsmitteln hängen die insgesamt geringen Gehalte der Schwermetalle Quecksilber, Blei und Cadmium eher von der Zusammensetzung des Produktes ab als von der Erzeugungsart der Zutaten.
Das Ökomonitoring 2022 ergab erneut, dass in Öko-Frischware Rückstände überwiegend nur im Spurenbereich vorhanden sind, damit ist Öko-Ware weiterhin signifikant geringer mit Rückständen belastet als konventionell erzeugte Ware.
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