Denkfabrik für die Gesellschaft
Die Ipfmess in Bopfingen, Baden-Württemberg, zieht jährlich zahlreiche Besucher an. Die Messe, die auf dem malerischen Ipfberg stattfindet, ist nicht nur Volksfest und Ausstellung. Die Kreisbauernverbände Göppingen und Ostalb Heidenheim setzen mit der Bauernkundgebung auch ein politisches Zeichen für die Landwirtschaft.
von Guido Krisam erschienen am 10.07.2024Der Kreisvorsitzende Hubert Kucher konnte sich bei der Eröffnung der Bauernkundgebung über ein volles Zelt freuen. Die Protestaktionen und Demonstrationen des letzten Winters waren auch auf der Ipfmess ein Thema. Denn der Frust der Bauern und die Forderungen an die Politik sind nach wie vor da, wie Kucher bekräftigte. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter stellte in seinem Grußwort fest, dass die vergangenen Haushaltskürzungen für die Landwirtschaft zwar nicht zufriedenstellend waren, ohne die Proteste wären sie aber weitaus schlimmer gewesen. Kiesewetter appellierte auch an die eigene Partei, nicht alles schlechtzureden, was die aktuelle Regierung versuche. Denn die Vorgängerregierung habe auch eine Mitverantwortung für die heutige Situation der Landwirtschaft. Er wünsche sich eine Politik der Vernunft in Berlin, egal in welcher Konstellation.
Hauptredner der Bauernkundgebung war Günter Felßner, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands und Präsident des Bayerischen Bauernverbands. Felßner, der seit zwei Jahren an der Spitze des Nachbar-Landesverbands steht, nutzte die Gelegenheit, um die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft in Bayern und Deutschland zu beleuchten. Seine Rede war geprägt von einem leidenschaftlichen Appell für eine stärkere und modernere Interessenvertretung der Landwirte.
Begegnung und Interessenvertretung
Felßner betonte, dass die Interessenvertretung der Landwirte nicht isoliert betrachtet werden dürfe. Vielmehr müsse sie auf Begegnung und Dialog basieren. „Wir müssen uns in die Schuhe der Gesellschaft stellen, um gemeinsame Standpunkte zu finden“, so Felßner. Er hob hervor, dass es entscheidend sei, gemeinsam mit den verbrauchern Lösungen zu finden, um Familieneinkommen in der Landwirtschaft zu sichern und Betriebe zu erhalten. „Wir müssen als Landwirtschaft raus aus dieser Opfer- und Anklagerolle in der Gesellschaft und rein in eine Gestalterrolle“, forderte Felßner. Er plädierte für eine Denkfabrik, die aus der Mitte der Gesellschaft heraus agiert und Lösungen für die großen Herausforderungen wie Nahrungsmittelversorgung, Energiewende und Ressourcenschutz entwickelt.
Kritik am Green Deal
Ein zentrales Thema seiner Rede war die Kritik am europäischen Green Deal und der aktuellen Agrarpolitik. Felßner zeigte sich besorgt über die Auswirkungen von Verboten und Ausstiegen aus der Pflanzenschutzmittelanwendung ohne adäquate Alternativen. „Gut gedacht und schlecht gemacht“, resümierte Felßner die aktuelle europäische Agrarpolitik. Der Fußballfan forderte eine Politik, die Tore schießt und nicht nur fadenscheinige Entscheidungen trifft. Felßner betonte die Systemrelevanz der Landwirtschaft und forderte eine Standortpolitik, die die bäuerlichen Betriebe nachhaltig unterstützt.
Politik der Mitte
Zum Abschluss seiner Rede appellierte Felßner an Landwirtschaft und Gesellschaft, die Zukunft Deutschlands und Europas gemeinsam zu gestalten. Er betonte, dass die Landwirtschaft eine zentrale Rolle in der Bioökonomie spielen werde und dass die Landwirte bereit seien, ihren Beitrag zu leisten. Extremen politischen Positionen erteilte Felßner eine klare Absage. „Die Zukunft wird aus der Mitte gemacht. Und die Bäuerinnen und Bauern, wir sind die Mitte“, schloss Felßner.
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