
Volk stimmt gegen Verschärfungen
Die Schweizer Biodiversitätsinitiative ist vergangenen Sonntag gescheitert. Bei der Volksabstimmung stimmten 63 Prozent der Bevölkerung gegen das Vorhaben. In 24 der 26 Kantone wurde die Initiative abgelehnt.
von age erschienen am 27.09.2024Entsprechend groß war die Erleichterung beim Schweizer Bauernverband (SBV) und im gesamten Lager der Gegner der Biodiversitätsinitiative. Sie sehen sich bestätigt, dass eine zusätzliche Ergänzung der Bundesverfassung nicht nötig ist, um die biologische Vielfalt weiter zu fördern.
Der SBV hob hervor, dass die bereits bestehenden Verfassungs- und Gesetzesgrundlagen eine ausreichende Basis zur Förderung der biologischen Vielfalt bildeten. Deshalb sei das Nein zur Initiative kein Nein zur Biodiversität. Ein Erfolg hätte die nachhaltige einheimische Energie- und Lebensmittelproduktion eingeschränkt, die Nutzung des Waldes und des ländlichen Raums für den Tourismus erschwert und das Bauen durch zusätzliche Auflagen verteuert oder gar unmöglich gemacht, so der SBV. Außerdem wäre bei einer Umsetzung der Biodiversitätsinitiative nach Ansicht des Bauernverbandes die einheimische Versorgung geschwächt worden, und die Importe von Energie, Essen und Holz hätten zugenommen. Generell wäre es zu einer weiteren Verlagerung des ökologischen Fußabdrucks ins Ausland und damit zu Schäden an der Tier- und Pflanzenwelt in anderen Ländern gekommen.
Nach den Worten von Umweltminister Albert Rösti bedeutet das Nein zur Biodiversitätsinitiative kein Nein zum Schutz von Natur-, Landschafts- und Ortsbildern. Die Bevölkerung habe jedoch Nein zur Einführung strengerer Regeln gesagt, die das bewährte Abwägen zwischen Natur und ihrem Nutzen erschwert und in Teilen sogar unmöglich gemacht hätten. Rösti betonte, dass die Regierung auch in Zukunft die Natur und die Biodiversität schützen wolle.
Situation besorgniserregend
Lukas Pfiffner vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) bezeichnete die Entwicklung der Biodiversität in der Schweiz als „besorgniserregend“. Die Hälfte der Lebensraumtypen und 60 Prozent der mehr als 1100 ansässigen Insektenarten seien gefährdet. Noch gravierender sehe die Biodiversitätskrise im internationalen Vergleich aus, warnte Pfiffner. Die Schweiz habe in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einer der höchsten Anteile an bedrohten Arten. Zudem gehöre sie in punkto Schutzgebietsflächen zu den Schlusslichtern Europas.
Katja Jacot, Projektleiterin beim Forschungsinstitut Agroscope, hob hervor, dass die Landwirtschaft in der Schweiz eine große Verantwortung für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität trage. Viele Arten seien auf landwirtschaftlich genutzte Lebensräume angewiesen, so die Forscherin. Mit den bisherigen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität ließen sich die Umweltziele der Landwirtschaft aber nur teilweise erreichen.
Die Biodiversitätsinitiative der Schweiz, die eidgenössische Volksinitiative „Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft“ hat es sich zum Ziel gemacht, die Biodiversität in der Schweiz besser zu sichern. Sie hat eine Volksabstimmung bewirkt, die am Sonntag, 22. September durchgeführt wurde.
80 nationale und mehr als 400 kantonalen Organisationen des Natur- und Umweltschutzes, der Landwirtschaft, der Fischerei, der Schweizer Pärke und des Landschaftsschutzes unterstützen die Biodiversitätsinitiative.
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