Hansen wird neuer Agrarkommissar
Christophe Hansen wird aller Voraussicht nach neuer Agrarkommissar. Die Unterstützung der Mehrheit der Agrarsprecher hat der Luxemburger jedenfalls.
von age erschienen am 06.11.2024Christophe Hansen hat die Anhörung vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments erfolgreich absolviert und wird neuer EU-Agrarkommissar. Eine Mehrheit der Agrarkoordinatoren hat sich am Montag dieser Woche in geheimer Runde für den 42-jährigen Luxemburger ausgesprochen.
Offiziell ist diese Entscheidung allerdings noch nicht. Nach Abschluss der Anhörungen am 12. November wird die Konferenz der Präsidenten - bestehend aus Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und den Fraktionsvorsitzenden - am 21. November über die zuvor getroffene Empfehlung der Ausschussvorsitzenden entscheiden. Dann könnte das Europaparlament im Plenum noch Ende November über das neue Kollegium als Ganzes abstimmen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen könnte dann bereits am 1. Dezember mit ihrer zweiten Kommission durchstarten.
Mehrmals stellte Hansen klar, er werde ein „Agrarkommissar mit Gummistiefeln“ sein. Ihm sei es wichtig, sich von den Realitäten vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Der EVP-Politiker kündigte an, dass er „in den ersten Tagen“ seines Mandats einen Dialog zur besseren Unterstützung der Junglandwirte starten werde. Zudem stellte er eine zeitnahe Überarbeitung der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) in Aussicht. Damit will er vor allem Zusammenschlüsse von landwirtschaftlichen Betrieben zu Kooperativen deutlich erleichtern und so den Landwirten in der Lebensmittelwertschöpfungskette mehr Spielraum verschaffen. Für die in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit vorzulegende Vision zur Zukunft der Landwirtschaft kündigte er an, wesentliche Empfehlungen des Strategischen Dialogs aufzunehmen.
Bei der über dreistündigen Anhörung von zahlreichen Abgeordneten nach dem nächsten Agrarbudget im Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) nach 2027 gefragt, machte Hansen die Ansage, er werde mit großer Entschlossenheit für ein starkes Budget kämpfen. Allerdings konstatierte er auch, dass es im künftigen Kollegium auch andere politische Prioritäten geben werde. Es wäre daher bereits ein Erfolg, wenn der aktuelle EU-Agrarhaushalt beibehalten werde.
Hansen will Anreize zum Umwelt- und Klimaschutz verstärken. Vor allem die Einkommenswirksamkeit der Eco-Schemes müsse weiter verbessert werden. Gleichzeitig sprach er sich für möglichst wenig Bürokratie und Vermeidung von unnötigen Regularien aus. Bei den Direktzahlungen fordert der künftige Agrarkommissar zwar keine zu starre Obergrenze, kann sich jedoch deutlich mehr Degressivität vorstellen.
Beim Thema Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten wies Hansen zum einen auf die hohen EU-Agrarexporte und den angestrebten Schutz geografischer Angaben hin. Zugleich machte er deutlich, dass es beim Thema Hormonfleisch Nachholbedarf gebe. Aufgeschlossen zeigte sich Hansen mit Blick auf einen möglichen Beitritt der Ukraine zur EU. Dies würde die geostrategische Lage auch bei der Nahrungsmittelversorgung entscheiden verbessern. So könne das Land unter anderem einen wichtigen Beitrag zur strategischen Versorgung mit pflanzlichen Proteinträgern leisten. Hier habe die EU bisher noch eine Lücke von rund 25 Prozent.
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