
Dünger für die Landwirtschaft
Menschliche Ausscheidungen haben als Dünger in der Landwirtschaft großes Potenzial. Ließe sich Dünger aus Fäkalien recyceln, könnte zum Teil auf deren künstliche Herstellung oder den Abbau von Phosphor verzichtet und somit Ressourcen geschont werden.
von Humboldt-Universität zu Berlin (HU) erschienen am 06.03.2025Bislang dürfen Dünger aus menschlichen Ausscheidungen aufgrund der Düngemittelverordnung jedoch nur zu Forschungszwecken und nicht in der Landwirtschaft genutzt werden.
Ein Team von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) unter der Leitung von Prof. Dr. Timo Kautz, HU, und Prof. Dr. Roland Hoffman-Bahnsen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberwalde hat in einer dreijährigen Versuchsphase erstmals neuartige, aus menschlichen Fäkalien gewonnene Dünger in der Landwirtschaft getestet. Maispflanzen wurden mit Kompost aus menschlichen Fäkalien und mit einem aus menschlichem Urin gewonnenen Flüssigdünger behandelt. Das Ergebnis: Der Fäkalkompost erwies sich als effektiver Phosphordünger. Mit der Gabe des Komposts stieg die Konzentration von löslichem Phosphor im Boden deutlich an, was sich auch im Phosphor-Gehalt der Pflanzen spiegelte. Ein ähnliches Bild ergab sich für die Versorgung mit dem Pflanzennährstoff Kalium. Der Urindünger zeigte sich wiederum als effektiver Stickstoffdünger. Die Pflanzen wurden gut mit Stickstoff versorgt, auch wenn der Biomasseertrag im Vergleich zu den Pflanzen, die mit chemisch-synthetischem Stickstoff gedüngt wurden, etwas niedriger war.
Datengrundlage für Neubewertung
Die Ergebnisse liefern eine erste Datengrundlage, um die Düngewirkung des Komposts aus hitzebehandelten menschlichen Fäkalien sowie des nitrifizierten (das heißt, mit Hilfe von Bakterien in Ammonium und Nitrat umgewandelten) Urin-Flüssigdünger zu bewerten. „Aufgrund der erhobenen Daten können wir sagen, dass diese Dünger als Naturprodukte eine sinnvolle Ergänzung im Nährstoffkreislauf in der Landwirtschaft sein können“, sagt Jan-Ole Boness, der die Versuchsreihe geplant hat und am Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der HU, Fachgebiet Pflanzenbau, forscht. „Diese Daten liefern eine erste Grundlage, um die Düngemittelverordnung anpassen zu können, das heißt, in die Liste der zulässigen Ausgangsstoffe nun auch menschliche Ausscheidungen aufzunehmen“, so Boness. In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden auf Grundlage der Daten weitere Eigenschaften der neuartigen recycelten Düngemittel wie etwa mögliche Schadstoffrückstände, insbesondere Krankheitserreger, sowie Auswirkungen auf das Klima untersuchen und bewerten.
Die Versuchsreihe
Die Versuchsreihe wurde in Kooperation mit dem kommunalen Betrieb Kreiswerke Barnim und dem Unternehmen Finizio realisiert. Das Eberswalder Unternehmen ist darauf spezialisiert menschliche Fäkalien durch Kompostierung zu Dünger zu 'veredeln' und diesen der Forschung zur Verfügung zu stellen. Ausgangsmaterial für die Studie waren die Inhalte von Trockentoiletten, die zum Beispiel bei Großveranstaltungen auf Straßenland oder in Kleingärten genutzt werden. Der Kot wurde sieben Tage lang in einem Container erhitzt und anschließend kompostiert, um Krankheitserreger abzutöten. Dieser hygienisierte Kompost und der nitrifizierte Urindünger wurden bei Versuchen im Labor, im Gewächshaus sowie auf der Lehr- und Forschungsstation der HU am Standort Thyrow und bei landwirtschaftlichen Partnerbetrieben im Freiland angewendet.
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