
Rapsextraktionsschrot stabil verfüttert
„Der Winterrapsanbau zur Ernte 2025 bleibt weitgehend auf dem bisherigen Niveau. Mit 1,05 bis 1,09 Millionen Hektar bleibt die Aussaatfläche nur leicht hinter der diesjährigen Erntefläche zurück. Die nicht erfüllten Ertragserwartungen dürften einige Landwirte dazu bewogen haben, ihre Anbauplanung im Sommer nach unten zu korrigieren, obwohl die Bedingungen größtenteils gut waren“, so die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) in ihrer Prognose zur Anbauentwicklung für das Jahr 2025.
von Dr. Manfred Weber, Sabine Schmidt, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG), Iden Quelle Dr. Manfred Weber, Sabine Schmidt, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG) Iden erschienen am 29.04.2025Dass Rapsextraktionsschrot (RES) aus deutschen Ölmühlen in der Tierfütterung beliebt bleibt, zeigen die Einsatzzahlen, die der Deutsche Verband für Tiernahrung (DVT) jährlich herausgibt. Im Jahr 2022 waren es knapp vier Millionen (Mio.) Tonnen (t), die an Nutztiere verfüttert wurden. Gedeckt wird der Bedarf dabei zum größten Teil aus deutschen Ölmühlen, die mittlerweile 9,5 Mio. t Rapssaat im Jahr verarbeiten.
Beliebte Alternative
Die hohen Einsatzmengen an RES sind Ausdruck dafür, dass vor allem Rinderhalter dieses Futtermittel schon seit Längerem als Alternative zum Sojaextraktionsschrot (SES) akzeptieren. Eine Grundlage dafür haben Fütterungsversuche gelegt, die in Koordination zwischen mehreren Landesversuchseinrichtungen und mit Unterstützung der UFOP durchgeführt wurden. Die Versuche zeigen, dass Milchkuhrationen auch im Hochleistungsbereich ohne SES machbar sind und so die inzwischen nahezu als Standard geforderte Gentechnikfreiheit der Futtermittel sicherstellen können. Nach Angaben des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) liegt der Anteil von „Ohne Gentechnik“-Milch im Jahr 2023 bei 72 Prozent (%).
Aber auch bei der Schweinefütterung beginnt unter den momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein Umdenken. Nachdem auch hier Untersuchungen der vergangenen Jahre gezeigt haben, dass bei Einhaltung der Empfehlungen für die Gesamtration ohne Probleme bis zu 15 % RES in Mastschweinerationen eingesetzt werden können, hat sich der Einsatz im Schweinefutter ebenfalls deutlich erhöht. Betriebswirtschaftlich interessant ist dies immer dann, wenn sich eine Preisrelation von unter 65 % zum Preis von SES ergibt. Dies gilt dann vor allem für Rationen, die „gentechnikfrei“ erstellt werden müssen, weil es dazu Auflagen der Vermarkter gibt. Gegenüber gentechnikfreiem Sojaschrot liegt die Preisrelation bei derzeit 50 %, was den Einsatz von RES lohnend erscheinen lässt.
Rohproteingehalt sinkt
Die Landesfütterungsreferenten haben sich seit 20 Jahren der Kontrolle der Rapsschrotqualitäten verschrieben. So werden jährlich deutschlandweit Proben gezogen und bei der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft (LKS) Lichtenwalde auf Inhaltsstoffe untersucht. Bevor im Folgenden die aktuellen Daten der letztjährigen Proben gezeigt werden, erscheint es sinnvoll, einen langfristigen Trend beim Rohprotein- und Aminosäuregehalt, am Beispiel des Lysins, aufzuzeigen (Abbildung 2). Der Rohproteingehalt des Rapsschrotes hat sich in den vergangenen fünf Jahren von im Durchschnitt 34 % auf rund 30,5 % reduziert. Eine Erklärung dafür kann der seit einigen Jahren zunehmende Ölgehalt der Rapssaaten durch die Pflanzenzucht und der in diesem Zuge rückläufige Proteingehalt im Korn sein. Allerdings hat sich die Proteinqualität eher verbessert, das zeigt der fast gleich gebliebene Lysingehalt.
Ähnlich den Ergebnissen der vergangenen Jahre zeigte das RES auch im Jahr 2024 eine durchgehend gleichmäßig hohe Qualität (Tabellen 1 und 2). Mit einer mittleren Trockenmasse von 89,6 % waren optimale Voraussetzungen für die Lagerung gegeben. Der Rohfasergehalt bewegt sich auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren bei 13,4 %. Gleiches gilt für den Fettgehalt mit 3,5 %. Der Eiweißgehalt lag mit 30,5 % nochmals um 1 % unter dem Vorjahresniveau. Hier zeigt sich aber seit vier Jahren ein Trend zu geringeren Proteingehalten in den untersuchten Proben (Abbildung 2).
Energiegehalt bleibt gleich
All das hat keine Auswirkungen auf den Energiegehalt, der im Jahr 2024 mit 6,2 MJNEL (Nettoenergielaktation) für Rinder und 9,7 MJME (Umsetzbare Energie) für Schweine im Durchschnitt der Jahre zuvor lag. Der Energiewert für Geflügel liegt mit durchschnittlich 7,1 MJME im Bereich der Tabellenwerte. Sowohl die Werte für das nutzbare Rohprotein am Dünndarm (nXP) in Höhe von 208 Gramm (g) als auch die Werte für die Ruminale Stickstoffbilanz (RNB) in Höhe von 16 g trafen die Werte der vergangenen Jahre ziemlich genau. Die für die neuen Bedarfsempfehlungen für Milchkühe relevanten Parameter Umsetzbare Energie Rind (nach der Gesellschaft für Ernährung, GfE, 2023) und Bruttoenergie liegen bei 10,6 beziehungsweise 17,1 MJ je Kilogramm (kg) Futter mit 88 % Trockensubstanz (TS).
Der Lysingehalt lag im Jahr 2024 mit 18,0 Gramm (g) pro kg etwas niedriger als im Jahr 2023 und erreichte wieder das Niveau des Jahres 2022. Bei der Untersuchung auf Mengen- und Spurenelemente zeigte sich auch im Jahr 2024, dass die Tabellenwerte in etwa erreicht wurden (Tabelle 2). Der besonders interessante Phosphorgehalt lag in diesem Jahr mit 10,7 g pro kg RES leicht über dem Mittelwert der vorangegangenen Jahre. Man erkennt eine Streuung der Werte, die Abweichungen von rund 20 % nach oben und unten ausweisen. Da man dabei aber noch im Bereich des Analysenfehlers bleibt, kann man von einer niedrigen Streuung sprechen.
Berechnet man aus den Werten für Kalium (K), Natrium (Na), Chlorid (Cl) und Schwefel (S) das Kationen-Anionen-Verhältnis (DCAB), das für die Beurteilung einer eventuell bestehenden Milchfiebergefahr in der Vorbereitungsfütterung bei Milchkühen von Bedeutung ist, erhält man hier Werte von durchschnittlich -54 Milliäquivalenten (meq) pro kg. Damit liegt der Wert deutlich höher als der des Vorjahres. Hier zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab. Der Glucosinolatwert liegt im Mittel mit 9,2 Millimol (mmol) pro kg in ähnlicher Größenordnung wie in den vergangenen Jahren. Dabei schwanken die Werte zwischen 2,5 und 15,3 mmol pro kg.
Anpassung der Deklaration nötig
Im Zuge des Monitorings wurden die Angaben der Hersteller beziehungsweise Verkäufer von RES in Bezug auf die Rohproteinwerte der verkauften Ware überprüft. Dazu galt es, die Abweichungen der Analysewerte von den deklarierten Werten festzustellen. In Abbildung 1 sind diese Abweichungen für jede einzelne Partie dargestellt. Abweichungen nach oben sagen aus, dass bei den Analysen mehr Rohprotein gefunden wurde als deklariert war. Bei nach unten abweichenden Werten lagen die Analysewerte unter den deklarierten Werten. Bezieht man die Toleranzen mit ein, haben in diesem Jahr erstmals mehrere untersuchte Rapsextraktionsschrote die deklarierten Rohproteinwerte nicht eingehalten. Alle wiesen zumindest numerisch Gehalte unter den deklarierten Werten auf. Der Handel ist jetzt gehalten, seine Deklaration an die tatsächlich sinkenden Rohproteinwerte des RES anzupassen.
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