
Schafräude: Zurück in Baden-Württemberg
Die Schafräude ist auch in Baden-Württemberg wieder auf dem Vormarsch. Noch tritt die Erkrankung erst in einzelnen Gebieten gehäuft auf, eine Ausbreitungstendenz ist aber deutlich erkennbar.
von Dr. Daniela Bürstel, Dr. Katharina Lüdtke, unter Mitarbeit von Dr. Holger Axt, Schafherdengesundheitsdienst der Tierseuchenkasse (TSK) Baden-Württemberg Quelle Dr. Daniela Brüstel, Dr. Katharina Lüdtke, Dr. Holger Axt,Schafherdengesundheitsdienst (SGD) der Tierseuchenkasse (TSK) Baden-Württemberg erschienen am 11.06.2025Die Körperräude des Schafes, verursacht durch die Milbe Psoroptes ovis, ist eine parasitäre Hauterkrankung mit schwerer Symptomatik und seuchenhafter Ausbreitungstendenz. Die Symptome zeigen sich oft durch Kratzen, unruhiges Verhalten, Woll- und Haarausfall sowie im fortgeschrittenen Stadium durch die Bildung von Krusten, Schuppen und nässenden Entzündungsreaktionen der Haut. Die Schafe magern ab, die Milchleistung geht zurück und bei Lämmern kann es zu Todesfällen kommen. Besonders über den Winter kann das feuchtwarme Klima und fehlendes UV-Licht in den Stallungen zur schnellen Ausbreitung der Erkrankung führen, während in den Sommermonaten auf der Weide die Symptome nahezu verschwinden können, die Milbe aber nach wie vor im Bestand vorhanden ist.
Frühzeitig erkennen
Für die Schafhalter bedeutet dies nicht nur erhebliches Tierleid, sondern auch wirtschaftliche Einbußen durch verminderte Leistungsfähigkeit und erhöhte Behandlungskosten. Daher ist es von großer Bedeutung, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln. Für die Behandlung stehen sowohl Injektionspräparate mit dem Wirkstoff Ivermectin als auch eine Badelösung mit dem Wirkstoff Phoxim zur Verfügung. Für Schafbetriebe, die Milch für den menschlichen Verzehr produzieren, ist kein Medikament zugelassen.
Ziel muss immer die vollständige Eliminierung aller Milben aus dem Bestand und somit die Sanierung der Körperräude sein. Dazu müssen alle Tiere der Herde gleichzeitig und wiederholt (mindestens zwei Mal) im Abstand von sieben Tagen behandelt werden, um auch aus Eiern nachschlüpfende Milben abzutöten. Bleiben Schlachttiere unbehandelt, besteht hier jederzeit die Gefahr einer Reinfektion und es müssen besondere Vorkehrungen gegen eine Verschleppung getroffen werden.
Um auch bei etwaigem Auftreten von Resistenzen der Milben gegen einen der Wirkstoffe einen sicheren Behandlungserfolg zu erreichen und damit die immer weitere Verbreitung der Räude zu verhindern, empfiehlt der Schafherdengesundheitsdienst die Kombination der beiden Verfahren in folgender Reihenfolge:
1. Zweifache Injektion
2. Zweimalige Badebehandlung
Fällt die Behandlung in die Zeit der Schafschur, sollte diese nach den beiden Injektionsbehandlungen erfolgen, womit zum einen die Gefahr der Übertragung durch den Schafscherer deutlich reduziert wird und zum anderen die Tiere während der Schur ruhiger sind (weniger Juckreiz und Kratzbewegungen). Die Gefahr der Verletzung der Tiere wird reduziert und die Arbeitssicherheit der Scherer erhöht.
Einzeltiere mit starkem Juckreiz (kann sich in Einzelfällen auch nach Abtöten der Milben durch eine allergische Reaktion oder verborkte Haut noch einige Wochen zeigen) können durch die Injektion eines Antihistaminikums vor der Schur behandelt werden. Je nach Einzelfall, Haltungsbedingungen, Jahreszeit, Besonderheiten einer Herde können abweichende Behandlungsempfehlungen sinnvoll sein.
Biosicherheit beachten
Um die Weiterverbreitung insbesondere durch Tierverkehr und Vektoren zu verhindern, sollte in den Betrieben auf Biosicherheit geachtet werden. Hier sind neben den Schäfereibetrieben selbst vor allem Viehhändler, Schafscherer, Klauenpfleger und Tierärzte angesprochen. So müssen Viehtransportfahrzeuge, Schergeräte und Kleidung bei Kontakt mit Verdachtsbetrieben zuverlässig entwest werden. Der Zukauf von Schafen stellt die größte Gefahr dar, sich die Krankheit einzuschleppen. Schäfereien mit eigener Schlachtstätte sind bei Zukauf von Lämmern (viele Herkunftsbetriebe) besonders gefährdet, dass die Infektion in die eigene Herde überspringt.
Milben gezielt abtöten
Eine Entwesung der Umgebung kann nach Reinigung der Gegenstände (Stall, Geräte, Fahrzeuge und Stiefel) mit milbiziden (= milbenabtötenden) Desinfektionsmitteln erfolgen. In der Kleidung können die Milben durch nasse und trockene Hitze oder Tieffrieren (Kochwäsche oder Wäsche mit milbiziden Waschmitteln, Wäschetrockner bei 80 Grad, drei Tage Tiefkühltruhe bei minus 15 Grad) abgetötet werden.
Die Schafräude ist mit konsequenter gemeinsamer Anstrengung gut und nachhaltig zu bekämpfen. Die größte Gefahr besteht in zögerlichem Handeln oder gar Vertuschungsversuchen sowie unsachgemäßen Behandlungen. Bitte wenden Sie sich bei jedem Verdacht auf Räude an den Schafherdengesundheitsdienst, der Sie beziehungsweise Ihre Tierarztpraxis individuell berät und gemeinsam mit den Schäfereibetrieben ein Ziel hat: die schnellstmögliche Tilgung der Schafräude zu erreichen.
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