
BrennKunstAwards
Weil Brennen eine Kunst ist, vor allem aber, um eine andere, auch jüngere Zielgruppe anzusprechen, ist die Landesprämierung der Nord-Württemberger Kleinbrenner umbenannt worden. In BrennKunstAward.
von Friedrich Springob erschienen am 28.07.2025„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, auf diese knappe Formel brachte der Verbandsvorsitzende Karl Müller bei seiner Ansprache die Motivation, die hinter der Umbenennung steht. Anders ausgedrückt: Die Rahmenbedingungen ändern sich, Aspekte der Vermarktung und des Marketings werden wichtiger, also passt sich der Verband mit seiner Prämierung in seinem Erscheinungsbild an. Damit seine Mitglieder sich ihren potenziellen Kunden auch anders, frischer, präsentieren können. Es blieb nicht bei dem Namen der Prämierung, auch das Verbands-Logo und die Gestaltung der Urkunden und Medaillen wurden modernisiert.
Mit der Zeit gehen, das tun anscheinend auch die Teilnehmer der Landesprämierung. Zwar sinkt, dem Rückgang der Brennereien geschuldet, die Zahl der Einreicher, aber dafür steigt die Qualität. Einige Zahlen belegen das eindrucksvoll. Zum einen ist die Durchfaller-Quote auf einen historischen Tiefstand von 4,5 Prozent gefallen. Auch die Zahl der mit Bronze prämierten Produkte liegt nunmehr bei nur noch 14,5 Prozent. Dafür stieg der Anteil der Goldmedaillen auf rund ein Drittel – bei stabilen 50 Prozent für die Silbermedaillen. In absoluten Zahlen heißt das, dass von 1050 in Nord- und Süd-Württemberg eingereichten Proben nur 47 als deutlich fehlerhaft eingestuft wurden, während 328 für „goldwert“ erachtet wurden.
Die Prämierung taugt also als Gradmesser für die gewachsene Qualitätsorientierung und das gesteigerte handwerkliche Können der Brenner. Umsomehr, weil hinter ihr eine objektive Bewertung steht, die auf Standards und Normen beruht. Das betonte der Verkostungsleiter Dr. Dirk Hofmann von der LVWO Weinsberg in seinem Grußwort. Er gratulierte den Teilnehmern zu ihren Erfolgen, ebenso wie die beiden deutschen Destillathoheiten Anna Steinmann und Denise Meyer, die aus Franken angereist waren. Besonders hervorzuheben sind die Gesamt- und Kategoriensieger. Da gab es gegenüber den vorherigen Prämierungen auch eine Änderung, es sind nämlich einige Kategorien hinzugekommen, wie zum Beispiel das „Kirschwasser des Jahres“ oder der „Himbeerlikör des Jahres“, wobei bei den Bränden und Geisten die ungezuckerten und die gezuckerten Varianten voneinander getrennt bewertet wurden.
Die Kategoriensieger, bei Punktgleichstand gab es davon mehrere, wurden von Brigitte Steinwender von der Verbandsgeschäftsstelle auf die Bühne gerufen. Dort wurde ihnen von den Destillathoheiten ihre Urkunden überreicht. Mehrfachsieger mussten, besser durften, dann auch mehrfach auf die Bühne. Darunter zum Beispiel Jürgen Friz (Bester Whiskybrenner, Platz 1 bei den ungezuckerten Bränden und Geisten, Platz 2 bei den Likören) oder die Brennerei Betz (jeweils Platz 2 beim Whisky und bei den ungezuckerten Bränden und Geisten).
Den Vogel schoss aber Philipp Schwarz ab. Nicht nur, dass er mit seiner eigenen Brennerei zwei erste Plätze bei den Spirituosen und bei den Likören belegte, sondern als Leiter der Weyermann-Brennerei errang er auch noch Platz 1 bei den ungezuckerten Bränden und Geisten, Platz 1 bei den Whiskys und Platz 3 bei den Likören. Damit setzt der junge Brenner seine Erfolgsserie fort. „Von einer Glückssträhne kann man angesichts der Erfolge auch bei anderen Prämierungen kaum sprechen“, kommentiert Philipp Schwarz schmunzelnd das Prämierungsergebnis. „Ich freue mich riesig über die vielen Auszeichnungen. Sie zeigen mein Know How beim Kreieren hochprozentiger Spezialitäten. Das vermittle ich gerne im Rahmen von Seminaren und Coachings in meiner Brennerei in Mittenaar. Im Oktober werde ich auch zum ersten Mal in Kooperation mit dem Ulmer-Verlag und dem Freimeisterkollektiv ein Seminar in Berlin durchführen. Hier wie dort lernen die Teilnehmer entscheidende Erfolgsfaktoren kennen und vor allem, wie sie sie selbst in die Praxis umsetzen können.“
Wenn die LVWO in Person von Jürgen Friz und Dr. Dirk Hofmann oder wenn Oliver Reber für die Forschungs- und Lehrbrennerei der Uni Hohenheim Urkunden „nach Hause“ mitnehmen, ist das, ganz ähnlich, ein Zeichen dafür, dass man in Weinsberg und in Hohenheim als Brenner gut und kompetent beraten wird. So ist die Landesprämierung tatsächlich und in mehrerer Hinsicht ein Ausweis für die Güte der Brennkunst im Ländle.

Brände und Geiste (ungezuckert)
- 1. Platz: Weyermann-Destillerie, Jürgen Friz
- 2. Platz: Brennerei Betz, Mario Schwarzburg
- 3. Platz: Peter Trost
Brände und Geiste (gezuckert)
- 1. Platz: Edelbrennerei Gemmrich
- 2. Platz: LVWO Weinsberg
- 3. Platz: Jürgen Kerl
Spirituosen
- 1.Platz: Philipp Schwarz
- 2.Platz: Kurt Hepperle
- 3.Platz: Vorstadtbrennerei Amann
Kategorie Liköre
- 1. Platz: Philipp Schwarz
- 2. Platz: Jürgen Friz
- 3. Platz: Weyermann-Destillerie
Bester Whiskybrenner
- 1. Platz: Jürgen Friz, Weyermann-Destillerie
- 2.Platz: Brennerei Betz, Ulrich Weippert
- 3.Platz Brennerei Bühler, fesslermill 1396 Destillerie
Birnenbrand des Jahres (ungezuckert)
- Brennerei Buder
Birnenbrand des Jahres (gezuckert)
- Reiner Braun
Apfelbrand des Jahres (ungezuckert)
- Siegfried Schmidt
- Peter Trost
- Vorstadtbrennerei Amann
Apfelbrand des Jahres (gezuckert)
- Edelbrennerei Gemmrich
Kirschwasser des Jahres (ungezuckert)Uni Hohenheim
Kirschwasser des Jahres (gezuckert)
- Edelbrennerei Gemmrich
Zwetschgenbrand des Jahres (ungezuckert)
- Rainer Falk
Zwetschgenbrand des Jahres (gezuckert)
- Brennerei Böhringer
Mirabellenbrand des Jahres (ungezuckert)
- Mirabellenbrand
Mirabellenbrand des Jahres (gezuckert)
- Brennerei Böhringer
Himbeerlikör des Jahres
- Fritz Lösch
Gin des Jahres
- London Dry Gin, LVWO Weinsberg
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