Teures Laborfleisch ohne Umweltnutzen?
Fleischgenuss ohne Tierhaltung – mit künstlich erzeugtem Fleisch aus dem Labor soll das bald möglich sein. Seit einigen Jahren wird an "Clean Meat" oder "Good Meat" als Fleischersatz geforscht. Doch noch ist die Technologie nicht ausgereift.
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Die positive Bezeichnung "Clean" oder "Good" bezieht sich auf die besondere Art der Erzeugung, für die keine Tiere getötet werden müssen und die deutlich weniger Ressourcen benötigen soll als die traditionelle Tierhaltung. Tatsächlich kommt man derzeit aber auch bei der Herstellung von Laborfleisch nicht ohne tierische Bestandteile aus.
Als Ausgangsstoff dienen teilungsfähige Stammzellen aus dem Muskelgewebe, die von lebenden Tieren mit einem kleinen chirurgischen Eingriff entnommen werden. Damit sich die Zellen teilen und wachsen, braucht man ein Trägergerüst, meist tierisches Kollagen, und ein komplexes Nährmedium, das unter anderem Nährstoffe, Fette, Proteine und Wachstumsfaktoren liefert.
Erster Laborfleisch-Burger kostete 250.000 Euro
Zurzeit nutzt die Forschung zur Anzucht von Laborfleisch als Nährmedium meist ein Serum, das aus dem Blut ungeborener Kälber gewonnen wird. Die Tiere werden dafür getötet. Zu Beginn der Entwicklung brauchte man bis zu 50 Liter dieses Serums, um genügend Laborfleisch für einen Burger herzustellen. Das macht die Herstellung sehr teuer.
Der erste Burger mit Laborfleisch, den ein amerikanisches Unternehmen im Jahr 2013 vorstellte, kostete etwa 250.000 Euro. Um die Kosten zu senken, wird das künstlich hergestellte Fleisch häufig noch mit deutlich günstigeren pflanzlichen Bestandteilen gestreckt.
Heute liegen die Herstellungskosten nach Angaben eines Unternehmens bei etwa 45 Euro pro Burger. Mit wettbewerbsfähigen Preisen rechnen Fachleute bis 2030.
Förderung mit Millionensummen
Das liegt auch daran, dass sich weltweit bereits etwa 50 Unternehmen mit der Herstellung von Fleisch aus dem Labor beschäftigen. Zudem fördern große Investoren, darunter auch die Fleischindustrie, die Forschung rund um die neue Technologie mit Millionensummen,vor allem in den USA und Israel.
Ob Laborfleisch die Probleme der konventionellen Fleischerzeugung und des Klimaschutzes löst, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Solange für die Herstellung überwiegend Serum aus Kälberembryonen benötigt wird, ist auch diese Methode ethisch bedenklich.
Deshalb arbeitet die Forschung derzeit vor allem daran, das Kälberserum durch Nährmedien auf pflanzlicher Basis zu ersetzen.
Bisher keine belastbaren Zahlen zum Klimaschutz
Bezüglich der Vorteile beim Energiebedarf und der Klimawirkung gibt es keine belastbaren Zahlen. Denn bisher wird Laborfleisch noch nicht in industriellen Mengen erzeugt, weshalb nur Berechnungen auf theoretischer Basis möglich sind.
Das Umweltbundesamt (UBA) hat dazu die Ergebnisse verschiedener Studien zusammengefasst. Danach geht die Forschung derzeit davon aus, dass für die Herstellung von Laborfleisch sogar mehr Energie benötigt wird als bei der herkömmlichen Fleischerzeugung.